Herzen im Feuer
unter der Krempe ihres breiten Hutes hervor.
Mara saß auf, ergriff die Zügel ihres Pferdes, schlang ein Bein um das Sattelhorn und schob den anderen Fuß in den festen, seidenen Reif, der als Steigbügel diente. Dann wartete sie geduldig, während sich immer mehr Reiter zu ihnen gesellten, bis sich ihr kleiner Ausritt in einen großen Ausflug verwandelte, der schließlich sogar von einer Carréta mit Picknickkörben und großen Tüchern begleitet wurde.
»Das kleine Täubchen ist offensichtlich flügge geworden«, kommen- tierte Brendan mit offener Bewunderung, während er verfolgte, wie Doña Felicianas kleine Hände ihr Pferd dirigierten.
Dann setzte sich die farbenfrohe Gesellschaft in Bewegung. Große Staubwolken wirbelten von dem staubigen Boden auf, als sie den rancho verließen und von der Straße weg in die Hügel zogen. Der Himmel war tiefblau, und feine Wolkenschleier zogen hoch über den Hügeln dahin. Die Pferde trugen ihre Reiter durch hellgelbe und dun- kelrote Mohnfelder, welche die Hügel wie ein Seidentuch überzogen. Dichte Eichenhaine säumten den Weg, mit mächtigen Stämmen und schwerem Geäst, das bis auf den Boden herunterreichte.
Maras Hände faßten die Zügel fester, als ein aufgestörter Hase vor den Hufen ihres Pferdes davonhoppelte, um gleich darauf im Unter- holz zu verschwinden. Sie warf einen Blick zurück ins Tal, wo die hacienda in der prallen Mittagssonne lag.
»Ehrlich, das ist das erste Mal, daß ich wirklich lange genug geritten bin.« Brendan hatte sein Pferd neben Maras gelenkt und wandte sich jetzt an sie. Sein Gesicht war von der Sonne gerötet.
»Ich kann mich an jemanden erinnern, der immer stöhnte, daß ihm nicht genug Zeit für sein Vergnügen bliebe, und der sich beklagte, weil er die Ausritte im Park verpaßte«, rief ihm Mara mit einem spitzbübi- schen Lächeln ins Gedächtnis zurück.
»Ein Ritt mit einer schönen Frau im Park ist etwas völlig anderes als dieser Zug durch die Wildnis, das solltest du wissen«, beklagte sich Brendan mit gespielter Entrüstung. »Ich fühle mich, als sollte ich eigentlich eine Wildlederhose mit Fransen tragen.«
Mara lachte bei dem Versuch, sich Brendan als Pionier vorzustellen. »Nicht zu vergessen eine Waschbärenmütze.«
»Oh, schaut!« rief Paddy aus und deutete auf einen Falken, der hoch über den Hügeln kreiste und dessen Schatten über das Land flog.
Brendan verfolgte seinen Flug, bis er hinter dem Horizont ver- schwunden war. Mara erkannte das Verlangen in seinen Augen, wäh- rend er in die Ferne spähte.
»Warum haben wir uns nicht von Don Luís abgesetzt, als wir in San Francisco landeten, Brendan?« fragte sie unvermittelt. Sie war neugie- rig, warum Brendan seine Spielschulden unbedingt einlösen wollte.
»Warum ich nicht vor dem alten Fuchs davongelaufen bin?« sagte Brendan nachdenklich. »Weißt du, das habe ich mich auch schon gefragt, und ich muß dir gestehen, ich kenne die Antwort nicht. Um ehrlich zu sein, ich glaube, es war vor allem Angst. Ich fürchtete, mich dem Unbekannten stellen zu müssen und eine weitere Hoffnung ent- täuscht zu sehen. Ich ertrage es nicht mehr, immer nur für das tägliche Brot zu arbeiten und für nicht mehr. Wir leben nicht, Mara, wir vegetieren nur. Wir kommen nicht weiter. Ich will dieses Leben nicht mehr. Ich will das Leben, das man uns gestohlen hat, auf das wir ein Recht haben.« In seiner Stimme schwang Bitterkeit. »Und wenn ich dabei sterbe, dann hat sich der Kampf dennoch gelohnt. Nur eines macht mir angst - wenn sich die Dinge in diesem Tempo weiterentwik- keln, werde ich zu alt sein, um mein Leben noch genießen zu können. Hat Don Luís dir gegenüber schon eine Andeutung gemacht, wann dieses Versteckspiel ein Ende hat? Ich möchte endlich meinen Lohn kassieren und weiterziehen.«
»Don Luís ist nicht gerade gesprächig. Er sagt immer nur, wir sollten
den Villareales Zeit geben, mit uns vertraut zu werden. Die Verlobung ist nicht gültig, bis wir sie beide bestätigen, jetzt, wo wir erwachsen sind. Ich nehme an, Don Luís hofft, daß Don Andres ihr Geschäft, worin immer es auch bestehen mag, zu einem schnellen Ende bringen will, wenn sich seine Vermählung anbahnt.«
»Mir kommt das alles immer merkwürdiger vor, und ich hoffe nur, daß wir bald unser Geld bekommen«, erklärte Brendan ungeduldig.
Mara wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und wandte sich zur anderen Seite um, wo inzwischen Doña Feliciana ritt.
»Ihnen macht die Hitze zu
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