Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
keinen Grund, warum wir einander in die Quere kommen sollten. Ich gebe mich normalerweise

nicht mit Bediensteten ab, meine Liebe«, erklärte Brendan seiner Schwester mit der Miene eines Snobs.
    Als eine Stunde später die Reste des Picknicks zusammengeräumt wurden, machte sich Mara auf die Suche nach Paddy. Sie hoffte, daß er sich nicht allzuweit entfernt hatte. Allein wanderte sie am Fluß entlang, folgte dem Lauf des Wassers in die kühlen Schatten der Bäume, die am Ufer standen. Immer wieder blieb Mara stehen und lauschte, ob sie irgendwo Kinderstimmen hörte.
    »Paddy! Paddy!« rief sie. Sie entfernte sich immer weiter von den anderen und gelangte schließlich in ein Dickicht an einem kleinen Teich, das vom Picknickplatz aus nicht zu sehen war, weil es sich hinter einer Flußbiegung befand.
    Mara hielt eine Minute inne und lauschte der friedlichen Stille. Als sie gerade umdrehen und zum Lager zurückgehen wollte, hörte sie hinter einem großen Geröllhaufen eine Stimme. Zögernd blieb sie stehen und begann unwillkürlich, der Unterhaltung zu lauschen.
    »Ich glaube nicht, daß ich da noch länger mitmachen will«, erklärte eine Stimme entschieden. »Jetzt ist er zurückgekommen, und er wird Verdacht schöpfen.«
    »Du bist wie ein kleiner Junge, der Angst vor seinem padre hat, Raoul«, mokierte sich eine andere Stimme, die Mara als die von Jere- miah Davies erkannte. »Hat es dir nicht gefallen, dein eigenes Geld zu besitzen, statt immer nur von seiner Großzügigkeit abhängig zu sein?«
    »Sé, ich will Geld«, bestätigte Raoul leidenschaftlich, doch der Zwei- fel in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Aber nicht auf diese Weise. Es ist nicht recht, es ist. . . unehrenhaft, Don Andres' Vieh zu stehlen.«
    Mara hörte den Amerikaner lachen. »Und was Don Andres deinem Vater angetan hat, war ehrenhaft und recht? Es ist nur gerecht, daß dir der reiche Don Andres etwas von seinem Reichtum abgibt. Er schuldet es dir«, belehrte ihn Jeremiah Davies mit sanfter Stimme, auf Raouls Unsicherheit und seine Abneigung Don Andres gegenüber spekulie- rend.
    »Wann bekomme ich mein Geld?« bohrte Raoul mißmutig nach.
    »Hast du schon wieder Schulden?« fragte der Amerikaner trocken. Mara konnte sich sein ironisches Lächeln gut vorstellen. »Du wirst deinen Anteil erhalten, sobald das Vieh in San Francisco verkauft ist. Und du brauchst keine Angst zu haben, daß man uns entdeckt. Die

Brandzeichen sind geändert worden, und ich glaube nicht, daß wir einander betrügen werden.«
    »Was machst du mit deinem Anteil, Jeremiah?« begehrte Raoul trotzig zu wissen. »Du spielst nicht, und du gibst es auch nicht bei den señoritas aus. Wofür brauchst du es? Kennst du denn gar kein Vergnü- gen?«
    »Wenn ich genug Geld habe, werde ich es schon ausgeben, darüber mach dir mal keine Sorgen, mi amigo. Bald wirst du wissen, was ein wahres Vergnügen ist«, belehrte er den Kalifornier mit einem Lachen wie über einen ganz privaten Scherz.
    Mara wandte sich um, weil sie es vorzog, unentdeckt zu bleiben. Aber dabei trat sie versehentlich einen Stein los, der eine kleine Lawine auslöste. Sie zuckte zusammen. Bevor die augenblicklich verstummten Verschwörer sie entdecken konnten, floh sie zurück ins Dickicht und zum Lager.
    Einmal blickte sie sich um, aber sie wurde nicht verfolgt. Als sie vom Flußufer heraufkam, schlenderte sie ganz gemächlich, so als käme sie eben von einem kleinen Spaziergang zurück.
    Sie seufzte erleichtert, als sie Paddy müde an einem Baum in Bren- dans Nähe lehnen sah. Seine Schultern waren herabgesackt, und gedan- kenverloren schaute er den anderen beim Aufräumen zu. Als er Mara auf sich zukommen sah, begannen seine Augen zu leuchten, und das leichte Lächeln auf seinem Gesicht verwandelte sich in ein breites Grinsen. Stolz streckte er ihr etwas entgegen.
    »Schau mal, was ich gefunden habe, Mara!« erklärte er und zeigte ihr einen rautenförmigen Stein. »Eine Pfeilspitze.«
    Mara zwang sich zu einer Miene höchster Bewunderung, während sie das Fundstück begutachtete. »Ein toller Fund, Paddy. Ich habe nach dir gesucht. Wir wollen jetzt aufbrechen.« Sie brachte es nicht über sich, ihn zu schimpfen, als er sich die Pfeilspitze stolz in seine Jackenta- sche stopfte.
    Mara hatte keine Gelegenheit, mit Brendan zu sprechen, bevor sie zum rancho zurückritten. Es war inzwischen früher Abend, und es wurde langsam kühler. Die Dämmerung legte sich über das Land. Die Blumen schlossen ihre

Weitere Kostenlose Bücher