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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wandern ließ. Dann wandte er sich wieder ihrem wunderschönen Profil zu. Sie war so unnahbar, so kühl. Und dennoch strahlt sie keine Kälte aus, dachte Don Andres verwirrt. Trotz ihrer Zurückhaltung loderte in den Tiefen ihrer goldenen Augen eine Leidenschaft, die sie nicht verbergen konnte. Man mußte sie nur zum Leben erwecken, sinnierte er.
    »Es erleichtert mich, daß Sie bei dem Fall nicht zu Schaden gekom- men sind, denn Sie sind so schön wie immer, Doña Amaya«, umwarb er sie, und seine dunklen Augen glänzten, als sein Blick auf ihren freien Schultern ruhte.
    »Danke, Don Andres«, sagte Mara leise und mit einem geschmei- chelten Lächeln.

Über den Rand ihres Weinglases beobachtete Mara ihren Bruder, der eine Gruppe von Damen um sich versammelt hatte und sie offensicht- lich gut unterhielt. Manchmal verbargen die Frauen ihre errötenden lächelnden Gesichter hinter schützenden Fächern, während ihre Män- ner im Hintergrund standen und sich wahrscheinlich mit gemischten Gefühlen fragten, wie es dieser Europäer schaffte, ihre Frauen so vollkommen in der Hand zu haben. Don Luís war von seinen Geschäf- ten zurückgekehrt und stritt sich schon wieder mit Raoul.
    Maras leicht gelangweilter Blick wurde plötzlich von einem Mann gefangengenommen, der abseits der lachenden Kalifornier stand. Er lehnte träge an einer Wand und beobachtete desinteressiert die Gesell- schaft. Offenbar suchte er jemanden, denn sein Blick wanderte unge- duldig von einem Gast zum nächsten. Wer ist dieser Fremde, dachte Mara neugierig.
    Unter gesenkten Lidern hervor beobachtete sie ihn unauffällig. Sie selbst wurde halb von Don Andres' Schulter verdeckt, der sich mit Doña Feliciana unterhielt. Der Fremde war größer als die Kalifornier, vielleicht sogar größer als Brendan. Er war fast gänzlich schwarz ge- kleidet. Seine Hose war so eng, daß sich jeder Muskel seiner Beine darunter abzeichnete und sie beinahe anstößig wirkte. Ein schwarzer Umhang lag über seinen breiten Schultern. Seine schwarze Seidenweste war entlang der Knopfleiste mit silbernen Blumenmustern bestickt, und in seiner weißen Krawatte steckte eine Nadel mit schwarzer Perle.
    Ein leichtes Lächeln trat auf Maras Gesicht, als sie den ansehnlichen Fremden genauer musterte. Die hohen Wangenknochen, der markante Unterkiefer, die kleine Einkerbung auf dem Kinn und vor allem der große, sinnliche Mund wirkten wie eine von der Sonne modellierte und gebrannte Maske. Dichtes schwarzes Haar lockte sich über seiner breiten Stirn, und die eleganten Finger schienen auf edle Abstammung hinzudeuten. Was sicherlich ein Trugschluß war, dachte Mara unerbitt- lich, denn sie fühlte die rohe Kraft, die dieser Mann ausstrahlte, über den ganzen Raum hinweg. In gewisser Hinsicht war er so schön wie Brendan, aber er wirkte nicht so zivilisiert. Seinem wettergegerbten Gesicht fehlte jede Zartheit, und sein sehniger Körper wirkte an keiner Stelle weich. Schließlich vergaß Mara jede Diskretion und starrte den Fremden offen an. Und dann wurde ihr prüfender Blick erwidert. Jadegrüne Augen betrachteten sie in aller Ruhe. Mara wartete darauf, daß sich die gewohnte Anerkennung auf seinem Gesicht zeigte, aber

statt dessen verzogen sich die wohlgeformten Lippen zu ihrer Über- raschung zu einem beinahe verächtlichen Grinsen.
    Sie schaute weg, um ihre Unsicherheit zu verbergen. Wahrscheinlich ein dummer Hinterwäldler, vermutete sie herablassend und nippte an ihrem Wein. Aber irgendwie ließ sie der Fremde nicht los.
    »Sie haben meinen neuesten Gast noch nicht kennengelernt, Amaya«, hörte Mara Don Andres sagen. Sie wischte jede Regung von ihrem Gesicht und lächelte den ernsten Fremden höflich an.
    Zu ihrer Überraschung erkannte Mara Verwirrung in seinen durch- dringenden grünen Augen, die sofort hinter dem Schutz dichter schwarzer Wimpern verschwanden. Er war aus der Nähe betrachtet immer noch schön, aber die Aura von roher Gewalt, die ihn umgab, schien Mara jetzt vollkommen einzuhüllen. Sie las auch Rauhheit und Grausamkeit in dem Gesicht. Die grünen Augen unter den schweren schwarzen Brauen wirkten unerbittlich, und plötzlich war Mara froh, daß sie diesen Mann nicht zum Feind hatte.
    »Doña Amaya Vaughan«, stellte Don Andres sie einander vor, »dies ist Nicholas Chantale.«
    Nicholas Chantale starrte Mara ins Gesicht, doch der Ausdruck in seinen Augen war nicht zu deuten. »Es ist mir ein Vergnügen, Miss Vaughan«, sagte er mit tiefer, voller Stimme.

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