Herzen im Feuer
chen Verehrer zu falschen Hoffnungen verleitet hatte. Don Andres' Reaktion enttäuschte sie nicht. Es war Balsam für ihren Stolz, den der sardonische Franzose verletzt hatte.
Sie lächelte Don Andres immer noch an, als Don Luís an ihn heran- trat und dem jüngeren Mann auf die Schulter klopfte. Don Andres blieb nichts anderes übrig, als ihm seine Tanzpartnerin zu überlassen. Bei- nahe widerwillig ließ er seine Arme sinken, verbeugte sich steif und machte seinen Platz für Don Luís frei.
»Anscheinend haben Sie den so selbstsicheren Don Andres bereits erobert«, kommentierte Don Luís sarkastisch. »Hätte ich geahnt, daß Sie so erfolgreich sind, hätte ich Sie gleich dazu verpflichtet, ihn zu heiraten. Unter Ihrem Einfluß würde er mir den gesamten Rancho Villareale überschreiben«, lachte er.
»Warum können Sie Don Andres nicht leiden?« fragte Mara neugie- rig. »Ich dachte, alle Kalifornier wären eine große, glückliche Familie.« Don Luís faßte Mara scharf ins Auge. »Was hat er Ihnen erzählt?«
»Überhaupt nichts. Don Andres erwähnt Sie kaum.«
»Er hat also nichts erzählt. Hat er vielleicht über eine Kleinigkeit gesprochen, die meiner Familie gehört?« fragte Don Luís beiläufig. Doch seine Augen wichen keine Sekunde von Maras Gesicht, während er auf die Antwort wartete.
Mara schüttelte den Kopf. »Mir gegenüber nicht. Warum, ist das so wichtig?«
Don Luís verstand es, seine Enttäuschung zu verbergen. »Das geht nur mich etwas an. Es handelt sich um ein Familienerbstück, das ich gern meiner Frau schenken würde; das ist alles.«
»Und wie lange müssen wir noch warten, Don Luís?« fragte Mara. »Ich kann nicht mehr lange für Brendan garantieren. Er wird langsam unruhig«, warnte sie.
Don Luís schaute hochnäsig auf sie herunter. Seine Lippen bildeten nur noch eine dünne Linie. »Er wird auch nicht bezahlt werden, sollte er seine Ungeduld nicht bezähmen können und mitten in der Nacht das Weite suchen«, antwortete er unterkühlt.
»Aber auch Ihnen sollte daran gelegen sein, unseren Vertrag bald zu erfüllen«, spottete Mara. »Denn als Señora Villareale könnte ich dafür sorgen, daß aus Ihrem Geschäft nicht das wird, was Sie beabsichtigt haben.«
Don Luís dunkle Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Ich glaube, ich sollte mich in Zukunft intensiver um meine Nichte kümmern. Ich möchte nicht, daß sie sich falsche Hoffnungen macht. Das wäre keines- falls angebracht«, erklärte er ihr mit kalter Stimme und einem eisigen Lächeln.
»Ich glaube, wir verstehen einander, Don Luís«, lächelte Mara zu- rück. Aber ihre Augen blieben ebenfalls kalt.
»Das erleichtert mich sehr, denn ich werde meinen Teil des Abkom- mens erfüllen, das verspreche ich«, verkündete Don Luís herablassend. »Aber dazu bin ich auf Sie angewiesen. Also stehen wir vor einem Patt, sí? Wenn wir zusammenarbeiten, werden wir beide davon profitieren. Einverstanden?«
Mara nickte nach einer winzigen Gedankenpause. »Einverstanden, Don Luís.«
Don Luís lächelte erfreut. »Machen Sie sich keine Sorgen, meine Liebe. Alles wird ablaufen, wie ich es geplant habe. Es ist eine reine Zeit- und Geduldsfrage. Und von beidem besitze ich genügend für uns alle.«
Der Abend verging wie im Flug. Irgendwann holte Brendan seine Fiedel und stimmte in die Klänge der Musikanten ein. Irische Lieder verbanden sich mit spanischen Melodien zu einem einzigartigen Kon- zert, das von dem aufmerksamen, musikliebenden kalifornischen Pu- blikum mit Begeisterung aufgenommen wurde. Brendan war wie üb- lich der Star des Abends und genoß nach seiner improvisierten Darbie-
tung offensichtlich den Applaus. Die Gäste feierten, bis die Morgen- dämmerung am Himmel aufzog. Dann erst zogen sie sich, und viele schweren Herzens, wie Mara feststellte, in ihre Zimmer zurück. Mara hörte immer noch Lachen und Stimmen aus der sala, als sie in ihrem Zimmer in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
Nicholas Chantale schaute gedankenverloren durch die Eisenstäbe vor seinem Fenster. Am östlichen Horizont färbte sich der Himmel bereits dunkelrot und rosa. Doch er nahm die Farbenpracht gar nicht wahr, so frustriert fühlte er sich. Wie hatte er sich nur täuschen können? Er hätte schwören können, daß diese Frau die Schauspielerin Mara O'Flynn war. Er hatte die Goldgräberstädte und die ranchos an der Küste nach ihr abgesucht, bis er schließlich überzeugt davon war, daß seine Suche endlich Erfolg gehabt hatte. Statt
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