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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Irgendwie klangen seine Worte ironisch, und sie machten Mara nervös.
    »Mister Chantale.« Sie lächelte und gab sich so hochnäsig, wie sie nur konnte. Mit dieser Miene hatte sie sogar die dickfelligsten und glühend- sten Verehrer zum Schweigen gebracht.
    Aber Nicholas Chantale schienen ihre Kälte und ihr abweisender Blick überhaupt nicht zu kümmern. Er schaute sie einfach weiter an.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie so anstarre, Miss Vaughan«, sagte Nicho- las in keineswegs bedauerndem Tonfall, »aber einen Augenblick lang - nun ja, da glaubte ich, Sie zu kennen.«
    Mara neigte den Kopf zur Seite, als wollte sie ihn ermutigen, sich weiter zu erklären, aber ihre Miene ließ keinen Zweifel daran, daß er sich geirrt hatte. »An diese Begegnung würde ich mich zweifellos erinnern, Mister Chantale. Aber ich höre Ihren Namen heute zum erstenmal.«
    Nicholas Chantale nickte bedauernd. »Ich Ihren auch, Miss Vaug- han. Das verwirrt mich. Sie tragen einen englischen Namen, aber ich dachte, Sie wären Kalifornierin?« fragte er neugierig.

»Doña Amaya ist nur halbe Spanierin«, erklärte ihm Doña Feliciana mit einem überheblichen Blick auf Mara. »Ihr Vater war Engländer.«
    »Aber trotzdem sieht sie meiner lieben Schwester ähnlich«, warf Don Luís ein, der sich in diesem Augenblick zu der Gruppe gesellte.
    »Ich verstehe«, murmelte Nicholas, und eine winzige Falte grub sich in seine Stirn. Mara hatte den Eindruck, daß er über dieses Familienbild enttäuscht war, das Mara als Amaya Vaughan mit einschloß.
    »Sie kommen aus Frankreich, Mister Chantale?« fragte ihn Mara, weil sie seinen leichten Akzent bemerkt hatte. »Ein langer Weg für einen Goldsucher.« Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu necken.
    »Ich komme aus New Orleans, Mademoiselle«, korrigierte er. »Ich bin Kreole. Und außerdem«, fügte er mit einem merkwürdigen Unter- ton hinzu, »suche ich etwas anderes hier in Kalifornien.«
    »Sie klingen sehr zuversichtlich, Mister Chantale«, kommentierte Mara trocken.
    »Ich bin ein sehr willensstarker Mann, Miss Vaughan, und ich akzep- tiere eine Niederlage nicht so schnell. Manchmal gibt es zwar auch für mich Rückschläge«, schränkte er mit einem sehr französischen Achsel- zucken ein, »aber meistens komme ich doch noch zum Ziel.«
    »Wie wunderbar für Sie«, beschloß Mara das Gespräch höflich, aber bestimmt. Sie nickte knapp und wandte sich dann von dem Kreolen ab.
    Stühle und Tische waren beiseite geräumt worden, so daß in der Mitte eine Tanzfläche frei wurde. Die Musikanten hatten bis jetzt leise im Hintergrund gespielt, nun aber stimmten sie fröhliche Tanzmusik an. Mara hatte das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden, und als sie aufblickte, erkannte sie, daß die hellen Augen des Fremden auf ihr ruhten. Sein Blick war nicht begehrend oder sehnsüchtig, wie sie es gewohnt war, sondern kühl und sogar etwas irritiert. Er ist jedenfalls kein heißblütiger Mann, dachte Mara mit leichtem Unmut, während sie auf das arrogante Profil starrte, das er ihr jetzt zuwandte.
    »Würden Sie mir die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen, Doña Amaya?« bat Don Andres höflich. Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken. »Das würde meiner madre ebenso gut gefallen wie mir selbst«, fügte er überredend hinzu, da er die Falten auf ihrer Stirn mißdeutete.
    »Natürlich, Don Andres«, willigte Mara ein. Die Paare drehten sich jetzt zu den Klängen eines Walzers.

Während sie durch den Raum tanzten, erspähte Mara Brendan, der Feliciana in seinen Armen hielt. Als sich die beiden Paare aneinander vorbeischoben, blinzelte er Mara zu und blickte dann auf den dunklen Kopf, der ihm kaum bis zur Schulter reichte. In welcher Lage sie sich auch befanden, Brendan wußte sich zu amüsieren, dachte Mara nei- disch, als sie ihn grinsen sah. Er blieb nie lange verzagt; immer fand er etwas, das seine Stimmung wieder hob. Aber sie hatte es schon lange aufgegeben, seine Launen vorhersehen zu wollen. Maras Blick fiel auf den Kreolen, als sie in Don Andres' Armen herumwirbelte, und sie lächelte insgeheim. Er war ihr ein echtes Rätsel. Sein Verhalten wirkte ein wenig zu einstudiert, ein bißchen zu gleichgültig. Mara war über- zeugt, daß ihn ihre Schönheit nicht so unbeeindruckt ließ, wie er vorgab. So etwas war ihr noch nie widerfahren, und sie konnte es weder glauben noch akzeptieren. Es war eine Herausforderung für sie.
    Mara schenkte Don Andres ein strahlendes Lächeln, das schon man-

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