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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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englischen Familie stammen? Diese Franzosen waren solche Hitzköpfe. Er fühlte sich nach jedem Besuch bei der Countess wie durch die Mangel gedreht. Jetzt war sie dabei, sich immer mehr in ihre Leidenschaft hineinzustei- gern, und er hatte keine Lust, außer dem verwundeten Sohn auch noch die ohnmächtige Mutter behandeln zu müssen.
    Der Doktor warf dem großen Franko-Amerikaner einen beschwö- renden Blick zu. »Versuchen Sie, sie zu beruhigen. Auf mich hört sie nicht. Ich bin ja schließlich nur ihr Arzt. Mit dieser Hysterie gefährdet sie sich selbst und meinen Patienten«, beschied er ihm ernst, obwohl ihm nicht ganz wohl dabei war, diesem ungepflegten Riesen einen solchen Auftrag zu erteilen.
    »Es reicht, Denise. Du hilfst niemandem, wenn du dich so aufführst. Ich weiß, wie sehr du leidest, aber -« versuchte Nicholas sie zu besänf- tigen.

»Non! Du weißt nicht, wie eine Mutter leidet, wenn der einzige Sohn im Sterben liegt«, unterbrach sie ihn aufbrausend. »Versprich mir, Nicholas - bitte! Ich verlange diesen Dienst von dir, denn du bist der einzige, der einer solchen Tat fähig ist. Du bist nicht verweichlicht, Nicholas. Du vergibst niemals.«
    »Es reicht, Schwester. Hör auf, dich zu ängstigen. Ich werde diese Frau bestrafen. Sie wird diesen Tag noch bereuen«, versprach Nicholas mit kalter Stimme, die kein Gefühl verriet. »Ich gebe dir mein Wort, daß sie für das, was sie Julian angetan hat, bezahlen wird.«
    Der Doktor schaute nervös zwischen dem Geschwisterpaar hin und her. Ihre Gesichter machten ihm angst.
    Nicholas beugte sich wieder über seinen Neffen. Würde er überle- ben? Eine Kugel so nah am Herzen war gefährlich. Vielleicht würde er für den Rest seines Lebens ein Krüppel bleiben. . . wenn er überlebte. Nicholas wandte sich ab und wollte gehen, aber Denises Hand legte sich auf seinen Unterarm.
    »Es tut mir leid, Nicky«, sagte sie sanft. Sie sprach ihn mit seinem Kosenamen an. »Ich weiß, was du empfindest. Ich erinnere mich noch daran, wie verzweifelt du warst, als François in deinen Armen starb.«
    Nicholas schaute sie traurig an. »Das ist schon so lange her, Denise. Und doch erscheint es mir jetzt wie gestern. Julian ist unserem François sehr ähnlich, eh, Denise?« meinte er mit einem traurigen Lächeln. Dann verließ er den Raum ohne ein weiteres Wort. Denise, nach seinem Versprechen beruhigt, setzte sich neben dem Bett auf einen Stuhl.
    Das Stadthaus der Countess war vollkommen still, als Nicholas in das Arbeitszimmer des Earls ging. Er schenkte sich einen Brandy ein und schaute sich in dem Raum um. Hohe Bücherregale reihten sich an den Wänden, gepolsterte Ledersessel und ein riesiger Mahagoni- schreibtisch standen auf dem weichen Teppich, und kostbare Samtvor- hänge hingen vor den Fenstern. Denise hatte es, trotz der gegenteiligen Prophezeiungen ihrer Eltern, gut getroffen, obwohl Nicholas seinen Schwager nicht gerade als Traummann bezeichnen würde. Dazu war Charles viel zu gesetzt und ordentlich.
    Der gute Charles hingegen fand, daß Nicholas ebendiese Eigenschaf- ten fehlten, und war aus genau diesem Grunde während dessen Besuch auf Reisen gegangen. Die Tatsache, daß Julian seinen Onkel vergöt- terte, trug nicht gerade dazu bei, das gespannte Verhältnis zwischen den beiden Männern zu verbessern.

Nicholas schlürfte schweigend seinen Brandy, als ihm plötzlich das Paket wieder einfiel, das am Nachmittag angeliefert worden war - der Auslöser für Julians tragische Tat. Es war neben den Schreibtisch gefallen, immer noch zur Hälfte in braunes Packpapier gewickelt. Nicholas kippte seinen Brandy hinunter, nahm das unselige Bündel auf und legte es auf den Schreibtisch. Dann riß er das Packpapier auf und begann den Inhalt zu inspizieren. Er konnte seine Überraschung nicht verhehlen, als er das zuoberst liegende Lederetui öffnete und das Ru- bincollier mit den Ohrringen erblickte. Nur der Zorn über das Leid, das seinem Neffen zugefügt worden war, hinderte ihn daran, sich zu fragen, warum eine doch so skrupellose Frau ein so teures Geschenk zurückgab.
    Er zog das Samtbündel hervor und schüttelte es, bis er ein dunkelro- tes Samtkleid in der Hand hielt. Die Frau, für die es geschneidert war, mußte eine perfekte Figur haben. . . Nach der Länge des Kleides zu urteilen, mußte sie ihm etwa bis zur Schulter reichen.
    Nicholas legte das Kleid zusammen und schob es zurück in die Verpackung, als er ein goldenes Medaillon bemerkte, das aus dem Paket

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