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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bemerkte Jamie nichts. Mara war es gewohnt, ihre Gefühle zu verber- gen. »Kein Mensch wird sich an mich erinnern, Jamie. Bald wird man Mara O'Flynn vergessen haben. Mit dieser Stadt werden wir auch unsere Vergangenheit hinter uns lassen, Jamie, schwöre mir, daß du nie wieder über diese Geschichte sprechen wirst.«
    »Ich hab' Ihnen noch nie Kummer gemacht, Mara«, seufzte Jamie müde. »Es is' schon vergessen.«
    »Mara. .. o Gott, Mara! Bitte erhöre mich«, flehte die ängstliche Stimme mutlos. »Diese Hexe mit ihren goldenen Augen. O Mara, das

darfst du nicht zu mir sagen. Irische Hure!« brüllte Julian heiser und warf sich fiebernd auf seinem Bett herum.
    Eine feste Hand drückte ihn in die Kissen zurück. Diese Berührung brachte Julian für einen Augenblick in die Wirklichkeit zurück, so daß er den Mann erkannte, der sich über ihn beugte. Mit unerwarteter Kraft packte er ihn an der Schulter.
    »Sie hat mich aus purer Bosheit verschmäht. Mein Gott, Nick, ich sah den Haß in ihren Augen. Wenn sie ein Messer zur Hand gehabt hätte, hätte sie es mir ins Herz gestoßen. Statt dessen durchbohrte sie mich mit Worten.« Julian hielt dem durchdringenden Blick des Mannes über ihm stand. »Sie hat mich ausgelacht. Sich über meine Liebe mo- kiert. Sie sagte, sie hätte schon erfahrenere Männer als mich verführt. Einen nach dem anderen hätte sie verzaubert, nur um ihn gleich darauf zu verstoßen. Aber warum? Was habe ich ihr angetan, außer ihr mein Herz zu schenken?«
    Julian entwand sich den Händen, die ihn hielten, und barg sein Gesicht in den Kissen. Eine Träne rann aus seinen Augen. »Sie war so schön, Nick. Sie war so wild und frei, daß ich sie darum beneidete. Und wenn sie lächelte...« Julians Stimme verlor sich, und er schloß die Augen.
    Nicholas Chantale stand auf und deckte seinen Neffen liebevoll zu. Schweigend schaute er auf den jungen Mann hinunter, der beinahe noch ein Kind war, und tiefer Abscheu, ja, kaum beherrschbare Wut stiegen in ihm auf, als er an die offenbar vollkommen kaltblütige Frau dachte, die seinen Neffen zu dieser Verzweiflungstat getrieben hatte. Julians kindliches Gesicht erinnerte ihn an einen anderen blonden Jüngling, dessen Antlitz er besser gekannt hatte als sein eigenes.
    Während Nicholas gedankenversunken vor dem Bett stand, öffnete sich die Tür, und der Doktor kam herein, gefolgt von Julians Mutter. Die Countess Lady Denise Waketon-Sande wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Bruder und trat dann an das Bett. Auf Nicholas' Nicken hin seufzte sie erleichtert.
    »Ich verstehe das einfach nicht«, schluchzte sie. »Wenn Charles nur hier wäre. Er weiß immer, was zu tun ist. Aber wenigstens habe ich dich, Nicholas. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir dafür bin. Es ist eine Fügung des Himmels, daß du in diesem Augenblick in London warst, denn ohne Charles bin ich vollkommen hilflos.«
    »Hast du ihn benachrichtigt?« fragte Nicholas.

Sie wandte ihre vom Weinen geröteten Augen von ihrem Sohn ab und schaute ihren Bruder verständnislos an.
    »Charles. Ist der Earl unterwegs?« wiederholte Nicholas geduldig.
    »Ja, natürlich. Charles kommt so schnell wie möglich aus Edin- burgh«, antwortete die Countess geistesabwesend. Dann drehte sie sich zu dem Arzt um. »Sie werden nicht zulassen, daß mon petit Julian etwas zustößt, nicht wahr, Doktor? Il est mon fils, mon enfant unique.« Vor Verzweiflung fiel sie in ihre Muttersprache.
    »Ich bereue es, daß ich jemals New Orleans verließ und in dieses Land kam. Mon Dieu! Ich hätte auf Papa hören und keinen Engländer heiraten sollen... Es ist mein Fehler, alles mein Fehler«, flüsterte sie mit gebrochener Stimme.
    »Denise, bitte, du machst es nur noch schlimmer!« Nicholas wußte, daß sie ihn nicht gehört hatte, als sie sich zu ihm umdrehte und er den entschlossenen Glanz in ihren Augen sah.
    »Mon frére Nicholas, versprich mir, daß du diese Frau ausfindig machst und sie zur Rechenschaft ziehst. Sonst kann ich nicht in Frieden leben. Und wenn«, fuhr sie mit beinahe versagender Stimme fort, »mon bèbè stirbt, dann muß auch dieses Ungeheuer sterben. Versprich mir, daß du diese Grausamkeit rächen wirst!« flehte sie ihren Bruder an.
    »Madam! Beruhigen Sie sich«, ermahnte sie der Doktor, »sonst muß ich Sie bitten, den Raum zu verlassen. Ich kann solch heftige Emotio- nen in Gegenwart des Kranken nicht zulassen.« Er seufzte. Warum konnte der Patient nicht aus einer ganz normalen

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