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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nur daß er soviel wußte, beunruhigte ihn. Auf keinen Fall durften die O’Flynns erfahren, daß der Franzose ihre Tarnung durch- schaut hatte. Sie wurden ohnehin langsam nervös. Wenn jetzt zusätzli- che Probleme auftauchen sollten, würden sie in Windeseile wie die Kojoten in die Berge verschwinden.
    Er hatte die beiden zwar immer noch unter Kontrolle, aber man wußte nie genau, wie sie reagieren würden. Und wenn sie dann noch erfahren würden, daß er bankrott war, mindestens tausend englische Pfund Schulden hatte und sie auf keinen Fall bezahlen konnte, würde die Situation explosiv werden. Erst wenn er das Kreuz verkauft hatte, würde sich das Blatt wieder wenden.
    Ja, dachte Don Luís befriedigt, bald gehört wieder mir, was mir zusteht. Es war dumm gewesen, die Ländereien zu verspielen, aber was war ihm damals schon anderes übriggeblieben? Er hatte das Geld gebraucht, um alte Schulden zu bezahlen; außerdem hatte er nicht damit gerechnet zu verlieren. Don Andres hatte zwar vorgegeben, die Wette auf das Pferderennen nicht annehmen zu wollen, aber Don Luís wußte, daß er schon immer ein Auge auf das Land der Quinteros geworfen hatte. Später hatte Don Andres ihm zwar angeboten, die Wette für ungültig zu erklären, aber das war eine noch größere Beleidi- gung gewesen.
    Darum war er schließlich nach England gereist, um seine Nichte zurückzuholen. Wenn er erst das Kreuz besaß, konnte er sein Land zurückkaufen und wäre wieder ein ehrbarer Mann. Außerdem hatte er es genossen, welchen Aufruhr die unerwartete Ankunft seiner Nichte im Haushalt der Villareales ausgelöst hatte; denn jeder wußte, daß Doña Feliciana Don Andres' auserwählte Braut war. Die meisten hat- ten das alte Abkommen zwischen Don Pedro und Doña Amayas Vater längst vergessen.

Don Luís lächelte selbstzufrieden, als er sich vorstellte, wie Doña Amaya Don Andres einen Korb geben würde, um nach England zu- rückzukehren. Don Andres wäre nicht nur vor all seinen Freunden und seiner gesamten Familie bloßgestellt, ihm würde auch das Herz bre- chen. Mara O’Flynn war eine sehr einnehmende Doña Amaya, und ihm waren Don Andres' Blicke, wenn sie den Raum betrat, nicht entgangen. Er folgte jeder Geste, hing an ihren Lippen, wenn sie sprach. Sí, wäre Mara O’Flynn tatsächlich Amaya Vaughan, brauchte sie sich keine Gedanken über ihre Zukunft zu machen.
    Aber die O’Flynns mußten sich sehr wohl Gedanken über ihre Zukunft machen. Es hätte alles vereinfacht, wenn er ihnen von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte, aber es war zu bezweifeln, daß Señor O’Flynn ihm geholfen hätte, sein Land zurückzubekommen, nachdem er selbst gerade seine gesamten Ersparnisse verloren hatte. Bis der Franzose aufgetaucht war, war ja auch alles gutgegangen. Bald wäre das Kreuz in seinem Besitz, dann würde er den O’Flynns die Wahrheit sagen und sie bitten, sich noch ein wenig zu gedulden. Natürlich würden sie sich gedulden, sonst würden sie nicht bezahlt. Bis dahin durfte er keinesfalls ihr Mißtrauen wecken. Er konnte nur hoffen, daß der Franzose seinen Rat beherzigte.
    Nicholas schlenderte langsam über den Hof. Das Gespräch mit Don Luís hatte ihn nicht befriedigt. Er war immer noch nicht überzeugt, daß Amaya Vaughan nicht Mara O’Flynn war, gleichgültig, was der Kali- fornier behauptete. Wenn er es nur irgendwie beweisen könnte. . .
    Als er am Brunnen vorbeikam, sah er unwillkürlich hin, denn das leise Plätschern weckte bei ihm vergessene Erinnerungen an einen anderen Brunnen in einem anderen Hof. Während er nachdenklich in das Wasser schaute, bewegte sich ein Schatten auf der anderen Seite. Er umrundete den Brunnen und erkannte sofort die arrogante Kopfhal- tung.
    »Sie betrachten die Sterne, Mademoiselle?« fragte Nicholas.
    Mara drehte sich erschreckt um. »Wahrscheinlich haben Sie geglaubt, ich sitze vor einer Kristallkugel und versuche, einen Fluch über Sie zu beschwören«, gab sie zurück, entschlossen, sich von seinem freundli- chen Ton nicht irreführen zu lassen.
    »Wären wir hier in New Orleans, hielte ich das gar nicht für ausge- schlossen«, antwortete Nicholas. Er beschloß, ihre sarkastische Reak-

tion zu ignorieren und mehr über diese merkwürdige Frau herauszufin- den.
    Mara lächelte. »Falls Sie andere auch so behandeln wie mich, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Ihnen jemand Böses wünscht.«
    Nicholas schwieg einen Augenblick, bevor er mit vollkommen lei- denschaftsloser Stimme antwortete: »Vor

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