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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ließ ihre Finger durch das kühle Wasser gleiten. Gegenüber sah sie die dunklen Fenster des Zimmers, in dem der Kreole wohnte. Sie fragte sich, was er wohl gerade machte.
    Don Luís starrte den großen Franzosen ungläubig an, ohne sein Entset- zen verhehlen zu können. »Ich glaube, ich - ich verstehe nicht, Señor«, wehrte er mit einem unsicheren Lachen ab.
    Nicholas lächelte freudlos zurück. »Ich weiß, daß Sie mich für ver- rückt halten müssen, aber sind Sie vollkommen davon überzeugt, daß diese Frau, die sich Amaya Vaughan nennt, Ihre Nichte ist? Ich habe den Verdacht, daß sich eine Schauspielerin als Ihre lang vermißte Ver- wandte ausgibt. Ihr wirklicher Name ist Mara O'Flynn.«
    Don Luís schluckte nervös. Seine dunklen Augen wichen dem Blick dieses seltsamen Mannes aus, der seine Gedanken zu lesen schien. Madre de Dios! Was sollte er jetzt tun?
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Was Sie sagen, ist absurd! Daß sich eine fremde Frau als meine Nichte ausgeben soll - das ist unmöglich, Señor, absolut unvorstellbar.« Don Luís reckte sein Kinn vor, als hätte man ihn beleidigt.
    »Don Luís, bitte, ich möchte Ihnen keinesfalls einen Vorwurf ma- chen. Ich würde nur gern erfahren, wie Sie Ihre Nichte gefunden haben«, versuchte Nicholas zu erklären. Er spürte, daß er den Kalifor- nier in seinem Stolz verletzt hatte. »Immerhin muß man bedenken, daß sie noch ein kleines Kind war, als Sie ihr das letzte Mal begegneten.«

»Sí, aber ich habe mich auf keinen Fall geirrt. Sie ist meiner lieben Schwester sehr ähnlich«, versicherte ihm Don Luís, »und ich habe sie bei sich zu Hause angetroffen, zusammen mit ihrer Tante und ihrem Onkel. Ein Irrtum ist ausgeschlossen, Señor. Sie ist Amaya Vaughan, das schwöre ich bei meiner Ehre. In England wußte niemand, daß ich die Absicht hatte, Amaya zu holen, wozu also sollte eine solche Täu- schung gut sein? Sie müssen sich irren«, schloß Don Luís fast tröstend und schüttelte bedauernd den Kopf.
    Nicholas zog das goldene Amulett aus seiner Tasche, öffnete es und reichte es Don Luís. »Wollen Sie immer noch behaupten, daß Mara O’Flynn und Amaya Vaughan nicht ein und dieselbe Person sind?«
    Don Luís starrte auf Mara O’Flynns Porträt, ohne eine Gefühlsre- gung erkennen zu lassen. »Dios, da besteht allerdings eine gewisse Ähnlichkeit, Señor«, lachte er nervös. »Aber trotzdem können die beiden nicht dieselbe Person sein. Wie auch? Ich weiß nicht, wer diese Frau ist oder warum Sie ihr Bild bei sich tragen, aber ich schwöre, daß es sich um zwei verschiedene Menschen handelt. Außerdem gibt es Dinge, die nur Amaya wissen kann und weiß. Eine Hochstaplerin würde sich bestimmt schnell verraten. Es tut mir leid, Señor, aber Sie irren sich.«
    »Sie sind also davon überzeugt, daß Amaya Ihre Nichte ist? Es tut mir leid, daß ich Sie belästigt habe, Don Luís«, erklärte Nicholas, obwohl ihn die Antwort keineswegs befriedigte. Die Ähnlichkeit war einfach zu groß, und außerdem stellte »Amaya« von Zeit zu Zeit eine vollkommen andere Persönlichkeit zur Schau.
    »Sind Sie ein persönlicher Freund dieser Frau?«
    »Nein, Miss O’Flynn und ich hatten noch nicht das Vergnügen. Aber ich. . . kenne sie.«
    »Aber Señor, wie können Sie so sicher sein, daß es sich um diese Frau handelt, wenn Sie ihr noch nie begegnet sind? Aufgrund so unsicherer Anhaltspunkte eine solche Anschuldigung zu machen, ist wirklich ziemlich unverschämt«, beschwerte sich Don Luís. »Ich muß Sie doch sehr darum bitten, meine Nichte mit solch absurden Verdächtigungen zu verschonen. Das würde sie nur beunruhigen und Ihre Gastgeber, die Villareales, sehr verärgern«, versuchte Don Luís den Franzosen einzu- schüchtern.
    Nicholas' grüne Augen verengten sich. »Das klingt fast, als wollten Sie mir drohen, Don Luís«, sagte er gefährlich leise.

Don Luís riß abwehrend die Arme hoch und leugnete das in aller Liebenswürdigkeit. »Aber ganz gewiß nicht! Es geht mir nur um Ihre Sicherheit und Ihr reines Gewissen. Wir Kalifornier sind sehr stolz auf unsere Ehre, und wenn Sie Doña Amayas Identität in Frage stellen, dann verunglimpfen Sie damit zugleich das Haus der Villareales.«
    »Ich werde das nicht vergessen.« Nicholas nickte ihm zum Abschied zu und verschwand im dunklen Innenhof.
    Don Luís sank in einen Sessel. Er schaute auf seine Hände und stellte fest, daß sie zitterten - vor Furcht? Nein, er fürchtete sich nicht vor dem Fremden;

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