Herzen in Flammen
Nähe ist.«
»Dann hast du ihn für dich gewonnen, oder doch zumindest einen Teil von ihm?«
»Ja , einen Teil von ihm, aber ich werde ihn ganz verlieren, wenn er erst heiratet. Und doch ... «
Sie seufzte, statt ihren Satz zu beenden. Thorolf drückte wieder ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass er sie verstehen konnte. Er konnte nicht scheinheilig sein und ihr sagen, dass sie falsch handelte, dass sie diesen Sachsen nicht begehren durfte. Er wuss te, dass er dasselbe getan hätte, wenn ihre Rollen vertauscht gewesen wären und er plötzlich festgestellt hätte, dass ihm ein Feind begehrenswert erschien. Auch er hätte diese Leidenschaft ausgekostet, solange es ging, und wenn das Gegenüber noch so oft ein Feind war. Für sie änderte es nichts, dass sie eine Frau war, von der man solche Gefühle nicht erwartete. Sie war die Tochter ihrer Mutter, und Brenna Haardrad war eine kühne Frau, die an sich dachte, ehe sie sich überlegte, was sich für eine Frau gehörte.
»Mach dir nichts draus, Kristen.«
»Ich soll mir nichts draus machen?« Ein Anflug von Bestürzung war aus ihrer zarten Stimme herauszuhören. »Meine Logik sagt mir, dass ich ihn hassen sollte. Ich hatte auch die Hoffnung«, gestand sie mürrisch ein. »Aber seit ich seine Verlobte selbst gesehen habe, ist diese Hoffnung vernichtet. Und doch, Gott steht mir bei, Thorolf, ist er mit mir schwimmen gegangen, nachdem er mich bei meinem Fluchtversuch erwischt hat. Warum um Himmels willen tut er das?«
»Es hat ihm doch wohl kein Vergnügen bereitet?«
»Er hätte überall seinen Spaß mit mir haben können. Dazu hätte er nicht mit mir an den See reiten müssen. «
»Da haben wir es. Du hast den Mann verhext, und daran wird sich wohl kaum etwas ändern. «
»Verhext? Nein, wenn hier jemand verhext ist, dann bin ich das. Ich weiß, dass ich irgendwann hassen werde, aber mir wäre es am liebsten, wenn es bald dahin käme. Ich wünschte, er würde möglichst schnell heiraten und mich abschieben.«
Thorolf grinste, als er ihren mürrischen Tonfall hörte, und als sie ihn böse ansah, brach er in schallendes Gelächter aus. »Dein Sachse tut mir leid, Mädchen, er tut mir wirklich leid. Dich abschieben? Gelobt sei Odin, aber es wird umgekehrt kommen. Wenn du genug von ihm hast, können wir nur für ihn hoffen, dass es ihm nicht das Herz bricht.«
Kristen kicherte über die abwegige Vorstellung eines Royce mit gebrochenem Herzen, und dann lachte auch sie fröhlich. Es war wirklich zu absurd, aber sie war Thorolf für seinen Versuch dankbar, ihre Selbstachtung zu stärken.
Genauso fand Royce sie vor, als er in der offenen Tür stand: Sie saß praktisch auf dem Schoß des Wikingers, ihre Hände waren ineinander verschlungen, und sie lachten zusammen. Sein erster Impuls bestand darin, sie auseinanderzubringen und den jungen Wikinger zu Brei zu schlagen, doch er unterdrückte ihn. Er hatte vergessen, wie gern diese Wikinger sie hatten.
Die plötzliche Stille im Raum ließ Kristen aufblicken. Innerlich stöhnte sie, als sie den Grund fand. »Ich vermute, ich war zu lange hier. «
Thorolf drückte ihre Hand, als sie aufstehen wollte. »Wird er in die Hütte kommen und dich holen, Kristen?«
Seine Frage ließ sie erbleichen. »Sieh ihn an. Ich kann dir versichern, dass das nicht gerade seine freundlichste Miene ist. Willst du etwa, dass er herkommt und mich ins Freie zerrt?«
»Ich frage mich, was passieren würde, wenn er es versucht.« In dem Moment erriet sie seine Gedanken und rief entgeistert-. »Thorolf!«
»Wir können ihn überwältigen, Kristen«, sagte er leise und sah dem Sachsen fest in die Augen. »Als Geisel eignet er sich genausogut wie sein König. Hier drinnen können sie nicht mit Pfeilen auf uns schießen, um uns zu zwingen, ihn wieder freizulassen.«
Ihr Leib und ihre Seele schrien nein, doch sie sprach mit der Stimme der Vernunft. »Ich kenne ihn, Thorolf. Hör mir gut zu. Sein Volk und seine Verpflichtung ihm gegenüber stehen bei ihm an erster Stelle. Er ist der festen Überzeugung, dass es zu einem Gemetzel kommt, wenn ihr befreit werdet. Es ist unmöglich, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Eher opfert er sich selbst, als den Befehl zu geben, euch freizulassen.«
Thorolf hatte sich selbst Gedanken darüber gemacht und sagte: »Seine Wachen werden nicht auf ihn hören, wenn sein Leben in Gefahr ist.«
»Es wird nichts daraus, das sage ich dir. «
»Dein Cousin ist nicht deiner Meinung. Sieh ihn an, Kristen. Ohthere ist längst zu
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