Herzen in Flammen
enttäuscht zu sein schien, weil sie euch diesmal das Essen nicht bringen durfte.« Sie sah Bjarni fest an. »Wie machst du einem Mädchen den Hof, wenn du ihre Sprache nicht sprichst?«
Er grinste schelmisch. »Thorolf bringt mir die Wörter bei die ich unbedingt brauche. «
»Ach so, diese Wörter.« Sie grinste jetzt auch.
»Kann das Mädchen ungehindert ein und aus gehen?« fragte Ohthere jetzt.
J a, soweit ich weiß. Aber ich weiß sehr wenig über Edrea, »und daher kann ich nicht beurteilen, ob sie euch helfen würde - selbst dann nicht, wenn sie es für Bjarni täte. Die Dienstboten fürchten sich immer noch vor mir und reden so gut wie gar nicht mit mir. Die einzige Ausnahme ist die alte Eda, aber sie ist ihrem Herrn treu ergeben. Ich werde versuchen, mit Edrea zu sprechen und festzustellen, ob Bjarni Chancen bei ihr hat. Ich kann ihr zumindest erzählen, was für ein feiner und guter und treuer Mann er ist.«
Kristen sagte das mit einem breiten Grinsen, denn alle wuss ten, was für ein Frauenheld der junge Wikinger war. Er sah aber auch wirklich besser als alle anderen aus. Wenn einer von ihnen das Herz eines jungen Mädchens für sich gewinnen und sie dazu bringen konnte, ihr eigenes Volk zu verraten, dann war es Bjarni.
Sie bestürmten sie immer noch mit Fragen und wollten wissen, wer die jungen Herren waren, die gerade gestern erst zu ihnen gekommen waren, um sie sich anzusehen. Zu ihrem großen Erstaunen erfuhren sie, dass einer von ihnen der König dieser Sachsen war, der sich im Moment in Wyndhurst aufhielt. Sie muss te ihn haargenau beschreiben, denn er wäre die perfekte Geisel gewesen, wenn es ihnen gelang, ihm jemals so nah zu kommen, dass sie ihn sich schnappen konnten. Wenn sie Alfred von Wessex in der Hand hatten und er bedroht war, konnten sie alle die Freiheit fordern. Einfacher ging es gar nicht mehr.
Kristen machte ihnen zwar die Freude, ihnen alles zu erzählen, was sie wuss te, doch sie bezweifelte, dass ihr Sachse seinen König je in die Nähe der Gefangenen kommen lassen würde, und zwar aus eben diesem Grund. Wenn es um ihn selbst ging, war er unbesorgt, aber wenn es um Alfred ging, standen die Dinge ganz anders.
Schließlich schalt sie sie aus, weil sie das Essen kalt werden ließen, und sie holten sich die lieblos geschnitzten Holzschalen, die man ihnen zum Gebrauch überlassen hatte, Schalen, die das Essen mit Holzsplittern anreicherten. Nur Thorolf wollte nichts essen. Er zog Kristen neben sich auf den Boden, und sie lehnten sich an die Rückwand der Hütte. Er nahm ihre Hand in seine, die auf seinem angezogenen Knie lag.
Er sah sie nicht an, sondern ließ seinen Blick ins Freie schweifen. Ohthere hatte sie be wuss t nicht gefragt, wie es ihr ergangen war, denn er konnte mit seinen eigenen Augen sehen, dass ihr an Leib und Seele nichts fehlte. Thorolf hatte keine Scheu, ein heikles Thema anzuschneiden.
Er kam direkt zur Sache. »Dann ist es also wahr, was mir der Sachse gesagt hast? Du magst ihn?«
Royce war ihrer aller Feind. Er hatte sie versklavt. Sie wuss te, was Thorolf dachte. Wie konnte er das verstehen, wenn sie es selbst nicht verstand.
Kristen redete auch nicht um den heißen Brei herum, sondern sagte ganz einfach: »Wenn ich ihn ansehe, fühle ich mich wunderbar. Das ist mir vorher nie so gegangen, Thorolf.«
»Du würdest ihn zum Manne nehmen?«
Sie grinste kläglich, doch er sah es nicht. »Ich schon, aber er will mich nicht.«
Seine Finger schlossen sich sacht um ihre Hand. »Ich hatte Angst, du wüßtest es nicht. Ich dachte, du erwartest, dass er sich zu dir bekennt. «
»Ich habe weder meine Vernunft noch meinen klaren Verstand eingebüßt, nur... Ich weiß genau, was ich zu erwarten habe. Er hat mich im Moment recht gern, aber ... «
»Im Moment?«
»Er hat mich anfangs für eine Hure gehalten. Nein, Thorolf.« Sie lächelte, als sie die Wut in seinen Augen sah. »Du solltest darüber lachen. Das habe ich auch getan, und ich habe ihn in dem Glauben gelassen. Das hat ihn abgeschreckt und mir vom Leib gehalten. Aber schließlich war es mir gar nicht mehr recht, dass er mich in Ruhe gelassen hat. Ich wollte es selbst so haben, als er schließlich... Wie ich schon sagte, hat er mich jetzt recht gern, aber er traut mir nur, solange er mich selbst im Auge hat. Und doch hält er andere Männer von mir fern. Er hat mir sogar die Ketten abnehmen lassen, als diese jungen Adeligen hierhergekommen sind, damit ich mich verteidigen kann, wenn er nicht in der
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