Herzen in Flammen
mich begehrst, Kristen?«
Um Gottes willen! Wie konnte er jetzt daran denken, während er sein Blut und sein Leben verströmte?
»Kristen?«
»Ja , ich begehre dich, ich schwöre es dir. «
»Und hast du mich lieben gelernt - ein klein wenig?«
Sie zögerte keine Moment lang. »Ja , auch das. «
Eine Hand legte sich auf ihren Nacken und zog ihr Gesicht auf seines herunter. Seine Lippen lagen warm und trocken auf ihrem Mund und kosten ihn sachte, aber dabei blieb es nicht. Inmitten ihres Elends dämmerte ihr die Erkenntnis, dass zuviel Kraft in dieser Hand steckte, die sie festhielt, und dass sein Kuß zu leidenschaftlich war.
Sie wich zurück und kniff die Augen zusammen, als sie feststellte, dass er sie angrinste. »Du liegst ja gar nicht im Sterben!«
»Dachtest du das etwa?«
»Oh, wie ungerecht!«
Fast hätte sie ihn geschlagen, als er auch noch anfing zu lachen. Statt dessen stand sie auf und stolzierte davon.
Eine Verletzung, die Royce derart schwächen konnte, war keine harmlose Wunde. Er blieb dennoch nur vier Tage im Bett. Nach einer Woche ging er wieder all seinen Pflichten nach. Zwei Wochen später zwickte ihn die Wunde nur noch ab und zu.
Er hatte mit Eldred nicht so abrechnen können, wie es ihm behagt hätte, sondern sich danach gerichtet, was Alfreds derzeitige Strategie diktierte. Er hatte den König ganz einfach über Eldreds Perfidie unterrichtet. Der Sommer neigte sich schon dem Ende zu, als er erfuhr, dass Eldred in Panik geraten war, weil er Vergeltungsmaßnahmen fürchtete, und dass er in den Norden geflohen war, um bei den Dänen Zuflucht zu suchen. Seine Leiche war seinem Vater überbracht worden.
Als Royce Kristen davon berichtete, hatte sie ganz einfach die Achseln gezuckt und geäußert, es läge nur nahe, dass ein so armseliger Kerl ein böses Ende fand. Sie hatte die Angelegenheit völlig unbeteiligt abgehandelt.
Sie war wütend auf Royce gewesen, und das erst recht, als ihr klar wurde, dass er ihr be wuss t nicht bei der gemeinsamen Flucht geholfen hatte. In unmissverständlichen Worten teilte sie ihm mit, was sie von diesem Täuschungsmanöver hielt, und doch tat es ihm nicht leid, dass er die Gelegenheit genutzt hatte, um sie auf die Probe zu stellen. Sie hätte ihn auf dem Heimweg jederzeit irgendwo zurücklassen können. Statt dessen hatte sie ihn in Sicherheit gebracht. Das bedeutete ihm mehr, als er ausdrücken konnte.
Kristen blieb auch nicht lange verärgert. Sie behandelte ihn zart und verspielt, während er wieder zu Kräften kam, und sie hielt ihn davon ab, ständig über seine geschwächte Verfassung zu klagen. Fast hätte er sich weitere Wunden gewünscht, damit sie sich noch mehr unnötige Umstände machte. Das war das genaue Gegenteil dessen, was er empfunden hätte, wenn Darrelle ihn gesund gepflegt hätte.
Je mehr sich der Sommer seinem Ende zuneigte, desto melancholischer wurde Kristen, und so oft Royce sie auch fragte, sie wollte nicht zugeben, dass ihr etwas fehlte. Er ging oft mit ihr schwimmen, er ritt mit ihr aus, und sie lächelte ihn an und lachte mit ihm. Doch immer dann, wenn sie nicht merkte, dass er sie beobachtete, sah er die Traurigkeit in ihren Augen.
Er sorgte dafür, dass sie nur noch halb soviel Arbeit hatte. Als sie das nicht glücklich machte, verdoppelte er ihre Arbeitslast. Auch das half nicht. Er gab ihr sogar ihre eigenen Kleider zurück und erlaubte ihr, sie zu tragen, doch sie weigerte sich, sie anzuziehen, und wirkte nur noch deprimierter, nachdem sie das dunkelgrüne Samtkleid gesehen hatte.
Royce wuss te nicht, was er sonst noch tun sollte, doch an dem Tag, an dem Kristen ihn wieder einmal fragte, wann er heiraten würde, fürchtete er, die Antwort gefunden zu haben und zu wissen, was sie bedrückte. Sie wollte ihn nach wie vor verlassen. Deshalb fühlte sie sich so elend. Sie zählte die Tage bis zu seiner Hochzeit, die sie von ihrem Ehrenwort entband. Aber er wollte sie nicht fortgehen lassen, und daher blieb ihm nur noch eins übrig.
Er wäre erstaunt gewesen, wenn er ge wuss t hätte, was Kristen wirklich bedrückte. Es lag an der Jahreszeit, dem Ende des Sommers, denn jetzt wären sie und Selig und die anderen von den Marktstädten zurückgekehrt - wenn sie wirklich dort hingefahren wären. Ihre Eltern muss ten sich den ganzen Sommer über um sie gesorgt haben, doch bisher hatten sie die Sicherheit gehabt, dass sie zurückkommen würde. Aber jetzt, zum Sommerende, würde die echte Angst einsetzen, und täglich
Weitere Kostenlose Bücher