Herzen in Flammen
anzusehen.«
»Ich hoffe, du scherzt, Dirne«, sagte er finster, als er aufstand und sie mit sich auf die Füße zog. »Sonst werden dir die Folgen nicht gefallen. Ich gestehe dir keine anderen Liebhaber zu. Solange ich dich für mich selbst will, wirst du mir treu sein.«
Sie zog eine Augenbraue hoch und schöpfte eine gewisse Befriedigung daraus, ihn so leicht aufziehen zu können. »So, meinst du?«
Er antwortete nicht darauf, sondern zog sie mit sich, als er seine und ihre Kleider vom Boden aufhob und auf die Tür zuging. Kristen spürte, dass ihre Wangen glühend erröteten, als ihr klar wurde, dass die Tür die ganze Zeit über offen gestanden hatte und dass jeder im ganzen Haus vorbeigegangen und sie gesehen haben konnte. Jemand hätte in der Tür stehen und sie von Anfang an beobachten können, und sie hätte es nicht gemerkt, weil sie sich ausschließlich auf diesen ihren Liebhaber konzentriert hatte.
Ihr Liebhaber. Wie gut ihr doch der Klang dieser Worte gefiel. Jetzt würde sich etwas ändern. Es muss te einfach so kommen. Und er würde nicht bereuen, dass er nachgab. Sie würde ihm beweisen, dass sie tatsächlich die Frau seines Herzens war.
Sobald sie in seinem Zimmer standen und er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ Royce das Kleiderbündel auf den Boden fallen und zog Kristen in seine Arme. »Und jetzt wirst du mir dafür büßen, dass du dich mir so lange versagt hast. Heute nacht wird nicht geschlafen. «
»Ist das eine Herausforderung?« schnurrte Kristen und hoffte eher, dass es sich um ein Versprechen handelte.
21
Der Himmel glühte noch rot, als Royce von einem seiner Männer geweckt wurde. Es war zu einem Tumult unter den Gefangenen gekommen. Der Aufruhr war beigelegt worden, doch Thorolf wollte Royce sprechen.
Royce schickte den Mann fort. Wenn keine Unruhe mehr herrschte, bestand kein Anlass , aus dem Haus zu stürzen. Trödeln konnte er aber auch nicht. Er seufzte und warf einen Blick auf seine Bettgenossin. Die Dämmerung ließ nur einen matten Lichtschein in das Zimmer fallen, doch er saß neben ihr und konnte sie deutlich sehen.
Kristen schlief weiter und hatte sich von dem Stimmengewirr überhaupt nicht aufschrecken lassen. Das wunderte Royce nicht. Er hatte sie fast die ganze Nacht über wach gehalten - oder, besser gesagt, sie hatte ihn allein schon durch ihre Nähe wachgehalten. Er konnte ganz einfach nicht von ihr lassen. Bei der Erinnerung daran grinste er breit und stellte überrascht fest, dass er sich heute Morgen so gar nicht erschöpft fühlte.
Sie lag zusammengerollt auf der Seite und hatte die Hände zwischen den Beinen, als sei ihr kalt, eine Gewohnheit, die zweifellos von den eisigen Wintern herrührte, die sie erlebt hatte. Ihr blondes Haar war gelöst und zerzaust und breitete sich wie eine goldene Lache um ihren Kopf herum aus. Das dünne Laken, mit dem sie sich zugedeckt hatten, als sie endlich doch eingeschlafen waren, reichte ihr jetzt nur bis auf die Hüften und ließ die makellos weiße Haut ihres Oberkörpers entblößt.
Er spürte eine prickelnde Spannung, als er merkte, dass er sie ohne ihr Wissen so sehen konnte. Sie war die erste Frau, mit der er je die ganze Nacht in seinem Bett verbracht hatte, die erste Frau, die er je im Schlaf beobachtete. Die Dienstmädchen, die ihm gefielen, nahm er gewöhnlich dort, wo er sie gerade vorfand. Die wenigen, die er in sein Bett mitgenommen hatte, gingen fort, sowie er mit ihnen fertig war. Corliss verließ er von sich aus, weil er nicht die geringste Lust hatte, eine ganze Nacht in ihrem Bett zu verbringen. Dasselbe war es mit den Hofdamen, mit denen er sich eingelassen hatte.
Warum hatte er nichts dagegen, sein Bett mit diesem Wikingermädchen zu teilen und nicht nur mit ihr schlafen zu wollen? Nichts dagegen? Nein, das stimmte nicht. Er mochte es, wenn sie neben ihm schlief. Aber warum ausgerechnet bei ihr? Er verabscheute sie nach wie vor für das, was sie war. Tat er das überhaupt? Sie und ihresgleichen hatten ihm das größtmögliche Übel angetan. Sie war eine Frau, und doch war sie in demselben Glauben erzogen worden wie die Männer, die gekommen waren, um seine Leute auszurauben und zu töten. Sie war eine Wikingerin, eine Heidin und jedem gottesfürchtigen Christen ein Gräuel .
Wenn er sie trotz alledem nicht haßte, hätte er sie doch verabscheuen sollen. Er hätte sich auch erfolgreicher gegen die Anziehungskraft durchsetzen müssen, die sie auf ihn ausübte. Ihm graute vor sich
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