Herzen in Flammen
allerdings nur das Gleichgewicht und prallte gegen die Wand.
Kristen schnappte nach Luft und spürte, dass sie fiel, und diesmal landete sie auf dem Rücken. Trotzdem ließ sie Royces Haar nicht los, und er ging neben ihr auf die Knie.
Royce fauchte wutentbrannt und schlug ihre Hand von sich. Eine Faust voller Haare blieb zwischen ihren Fingern zurück. Als er diesmal ihr Handgelenk packte, bog er es auf ihren Rücken und verbog ihr den Arm, bis sie glaubte, er wolle ihn brechen. Seine Absicht war nur, sie zum Aufstehen zu zwingen - und sie stand auch eilig auf.
Er stieß sie jetzt vor sich her, und wenn sie sich nicht von der Stelle rührte, bog er ihr den Arm höher auf den Rücken. So brachte er sie in sein Zimmer, und sowie sie dort angekommen waren, stieß er sie heftig von sich.
Kristen wankte im ersten Moment, doch dann fand sie das Gleichgewicht wieder und wirbelte zu ihm herum. Er schloss in aller Ruhe die Tür ab. Ebenso ruhig lief er durch das Zimmer und war den Schlüssel aus dem offenen Fenster. Diese Geste war mehr als bedrohlich.
Sie spürte einen Schauer über ihren Rücken laufen, doch noch näherte er sich ihr nicht. Es war hell im Zimmer, und sie konnte die kalte Entschlossenheit auf seinem Gesicht sehen, als er sie finster musterte. Aber er näherte sich ihr immer noch nicht. Stattdessen ging er auf das Bett zu. Er griff nach der Zudecke und schnitt sie mit seinem Dolch in schmale Streifen.
Als sich ihr diese Anblick bot, riss Kristen die Augen weit auf. Ihr dämmerte noch nicht, was er mit diesen schmalen Stoffstreifen vorhatte. Sie hielt ihn schlechtweg für verrückt, da die Bettdecke ein Prunkstück aus dünnem Lammfell war, dessen Stickereien in einem Dutzend verschiedener Farben gehalten waren.
Royce hörte auf, als er vier lange Streifen abgeschnitten hatte. Er befestigte einen davon an einem der niedrigen Bettpfosten und machte mit dem nächsten Pfosten weiter. Kristen, die ihn beobachtete, war nur im ersten Augenblick verblüfft. Dann kam es ihr vor, als sei ihr das Herz in den Magen gerutscht, denn es gab für das, was er tat, nur einen möglichen Grund, der ihr einfiel.
Ihrer Kehle entrang sich ein Laut, der teils ein Aufschrei, teils ein Stöhnen war, und sie lief zu der Wand, an der die Waffen hingen und riss einen schweren Pallasch herunter. Er war wirklich übergeschnappt!
»Tu das Ding wieder weg, Kristen. «
Seine Stimme klang so vernünftig. Wie konnte er so sach li ch bleiben, wenn er vorhatte, sie zu foltern?
»Nein. « Sie drehte sich um und funkelte ihn an. »Du wirst mich töten müssen, ehe du deine Grausamkeiten an mir praktizieren kannst! «
Er schüttelte den Kopf, band einen Streifen an den dritten Pfosten und ging zum vierten weiter. Er sah sie nicht an, sondern widmete sich ganz seiner Tätigkeit. Sie ließ ihn trotzdem nicht aus den Augen und sah das Lächeln, das um seine Lippen spielte. Ihr Blut gerann, denn dieses Lächeln war alles andere als humorvoll.
Das Schwert war schwer, weit schwerer als alles, womit sie je geübt hatte. Doch sie war stehen geblieben und hatte ihm zugesehen, bis er fertig war, und damit hatte sie sich der Chance beraubt, eine andere Waffe zu wählen. Sie konnte überhaupt nicht mehr klar denken- Zu spät wurde ihr jetzt be wuss t, dass sie ihn hätte angreifen sollen, statt zu warten, bis er ihr seine volle Aufmerksamkeit zuwandte.
Royce steckte den kleinen Dolch wieder in die Scheide an seinem Gürtel. Ohne eine Waffe in der Hand kam er auf Kristen zu. An der Wand hing eine Menge Waffen, zwischen denen er wählen konnte, aber sie stand zwischen ihm und der Wand und wollte ihn nicht vorbei lassen.
Sie blockte alles ab, was sie für ihn empfand. Ihr Ausdruck spiegelte ihre tödliche Absicht wider. Sie hielt das Schwert gesenkt und war bereit, es scharf nach oben zu reißen, um ihr Ziel zu finden. Royce hielt jedoch gerade soviel Abstand, dass sie einen Schritt nach vorn hätte machen müssen, um ihn zu treffen. Sein Gesichtsausdruck war jetzt unergründlich.
»Sag mir eins, Kristen. Sind alle Norwegerinnen so geübt im Umgang mit Waffen und dazu erzogen, sich selbst zu verteidigen?«
»Nein«, erwiderte sie behutsam.
»Aber bei dir weiß ich es, denn du hast dein Können schon zweimal an meinem Cousin bewiesen. Ich vermute, dein Vater hat dir das beigebracht? Oder war es dein Bruder Selig? Natürlich war er nicht so geschickt wie . . .
Sie schrie wütend auf, riss das Schwert zurück und hätte ihm die Schulter gespalten,
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