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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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so.
    Sie sah, dass Eda wieder einmal recht gehabt hatte: Royce stand in der Gunst seines Königs. Die beiden behandelten einander ohne jede Formalität. Sie redeten wie alte Freunde miteinander, die gleichgestellt waren. Sie stellte sogar fest, dass andere Männer die beiden schief ansahen, wenn Alfred über etwas lachte, was Royce gesagt hatte, und sie fragte sich, ob Royce wuss te, dass er von diesen anderen Edelmännern beneidet wurde.
    Die Adeligen, aus denen sich Alfreds Gefolge zusammensetzte, waren weitgehend Männer in seinem Alter, jüngere Söhne, die sich in der Hoffnung am Hof aufhielten, seine Gunst zu erringen. Ein halbes Dutzend Damen war auch darunter, Gemahlinnen und Töchter, die ihre Herrn begleitete, wenngleich die Königin nicht unter ihnen war.
    Eine dieser Frauen weckte Kristens Neugier, eine sehr hübsche Dame mit flachsblondem Haar, das sie unter einem Perlennetz zu einem Knoten geschlungen hatte. Sie war jung, und ihre dralle Gestalt steckte in einem bezaube rn den Gewand mit Pelzbesätzen, um das Kristen sie beneidet hätte , wenn sie nicht ihr eigenes grünes Samtkleid weit schöner gefunden hätte. Aber schließlich trug sie nicht ihr grünes Samtkleid, und niemand nahm Notiz von ihr, und die flachsblonde Frau schien den König und Royce nicht aus den Augen lassen zu können. Sie wandte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit beiden zugleich zu.
    Kristen wandte sich von den Adeligen ab und erfuhr zum
    ersten Mal in ihrem Leben, was Eifersucht bedeutete. Da sie bisher in ihrem ganzen Leben noch nicht eifersüchtig gewesen war, erkannte sie das Gefühl nicht als solches. Sie wuss te nur, dass es sie beunruhigte und verwirrte, diese Dame zu beobachten, die in ihrer kostbaren Aufmachung so hübsch aussah und sich so sehr bemühte, Royce' Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Kristens einziger Trost bestand darin, dass er sich zu sehr mit seinem König beschäftigte, um sie auch nur zu bemerken.
     

26
    Das Festmahl zog sich über den ganzen Nachmittag hin und bis in die Abendstunden hinein. Auf dem Platz hinter dem Saal waren Feuer entfacht worden, um die größeren Tiere, die die Männer am Vormittag eigens gejagt hatten, zu rösten. Der Abwechslung halber gab es ein Reh, ein Lamm und ein zartes junges Kalb. Kleinere Tiere und die frischen Gemüse aus dem Garten des Gutes wurden auf dem Herd zubereitet. Käselaiber wurden aus dem Keller geholt, Früchte, die sie erst kürzlich gepflückt hatten, wurden serviert. Daraus bereiteten sie auch Kuchen, Torten und Saucen zu.
    Kristen war solche Festlichkeiten aus ihrer Heimat gewohnt, und oft hatte sie bei der Vorbereitung des Essens mitgeholfen, doch immer nur im Winter und nie bei einer so drückenden Hitze, die sie schon überhaupt nicht von zu Hause kannte, und wenn sie auch noch so stark und gesund sein mochte, zehrte die Temperatur an ihren letzten Reserven. Die Herdfeuer brannten durchgehend, und der Saal war schon den ganzen Tag lang überfüllt gewesen, was alles noch viel schlimmer machte. Die anderen Frauen nutzten jede Gelegenheit, die sich ihnen bot, um im Freien Luft zu schnappen. Ihr war das nicht möglich. Sie mochte zwar endlich nicht mehr angekettet sein, doch sie wurde beobachtet - von Eda, von den anderen Frauen und von einigen von Royce' Männern - und zwar ständig. Allmählich ging ihr auf, dass die Männer, die behaglich dasaßen, dennoch die Anweisung erhalten hatten, über sie zu wachen. So weit war es mit Royce' vollem Vertrauen her!
    Das hätte ihren Zorn vielleicht nicht angestachelt, wenn nicht noch die Hitze hinzugekommen wäre. Kristen fühlte sich genauso gereizt wie die anderen Frauen, die sich für schnippische Bemerkungen heftige Vorwürfe und Klapse einhandelten, die von den älteren Frauen an die jüngeren ausgeteilt wurden. Sogar Eda hatte einem Mädchen eins auf die Ohren gegeben, weil sie eine Zeitlang müss ig dastand, um sich Wind ins Gesicht zu fächeln.
    Die geplagten Dienstboten waren überreizt. An den Tischen herrschte blendende Stimmung, da sich die Gäste amüsierten. Eine Zeitlang war zwischen den Tischen getanzt worden, und Kristen hatte versonnen und wehmütig zugesehen und festgestellt, dass sich die Tänze der Sachsen gar nicht so sehr von denen ihres Volkes unterschieden. Barden hatten Geschichten von Drachen und Hexen erzählt, von Riesen und Elfen. Ein Spielmann mit einer Harfe sang von Helden eines älteren Landes, aber vorwiegend von König Egbert, Alfreds Großvater, der in die Geschichte seines

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