Herzen in Gefahr
wieder ihren Blumen zu. »Deine Frau wird nicht so lange auf eine Antwort warten. Sie ist nämlich genauso ungeduldig wie du.«
»Rosa, warum bist du all die Jahre bei mir geblieben?«
Sie zupfte die Blätter eines Farns zurecht. »Weil ich dich liebe. Auch deine Frau liebt dich. Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich jetzt ein paar Blumen fürs Wohnzimmer pflücken.«
»Ja, sicher.« Er überließ Rosa ihren Blumen und ging in Cathleens Büro zurück. Noch nie hatte er darüber nachgedacht, warum er Rosa all die Jahre um sich geduldet, warum er ihr Arbeit gegeben hatte, damit sie sich nicht in ihrem Stolz verletzt fühlen musste. Jetzt wurde es ihm klar. Sie war seine Schwester. So einfach war das – und so schwer zu akzeptieren. Sie hatte recht gehabt, als sie sagte, dass Cathleen nicht so lange auf eine Antwort warten würde.
Er musste mir ihr sprechen. Vor allem über seine Gefühle. Nervös blätterte er die Papiere auf ihrem Schreibtisch durch. Sie war wirklich eine fabelhafte Buchhalterin. Alles war zu ordentlichen kleinen Stapeln geordnet, und die Zahlen standen in sauberen Reihen untereinander. Ein Mann konnte sich kaum darüber beklagen, eine gewissenhafte Frau zu haben. Warum hatte er dann das unwiderstehliche Bedürfnis, all die Bücher und Papiere zusammenzuraffen und auf den Müll zu werfen?
Es war die Arztrechnung, die ihn stutzig machte. Er hatte ausdrücklich angeordnet, dass alle Rechnungen, die mit ihrem Krankenhausaufenthalt in Kentucky zusammenhingen, an ihn geschickt würden. Trotzdem war diese Rechnung an Mrs. Logan adressiert. Verärgert nahm er sie an sich. Er wollte nicht, dass irgendetwas sie an den Vorfall erinnerte. Aber als er einen zweiten Blick auf die Rechnung warf, sah er, dass sie nicht aus Kentucky kam, sondern von einem Arzt in Maryland. Von einem Frauenarzt.
Frauenarzt? Langsam setzte Keith sich in den Schreibtischsessel. Schwangerschaftstest, stand auf der Rechnung. War Cathleen etwa schwanger? Unmöglich! Das wüsste er. Sie hätte es ihm bestimmt gesagt. Aber da stand ganz deutlich »positiv«. Und dem Datum nach war der Test vor vier Wochen gemacht worden.
Cathleen erwartete ein Kind. Und sie hatte ihm nichts davon gesagt. Was hatte sie ihm sonst noch verschwiegen? Er sprang auf und wühlte die übrigen Papiere auf ihrem Schreibtisch durch. Dabei stieß er auf die hastig hingekritzelte Notiz, die sie ihm hinterlassen hatte.
Keith, ich bin ins Krankenhaus gefahren. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird.
Cathleen.
Keith starrte den Zettel an. Dabei spürte er, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich.
»Wie kann Dee nur so ruhig und geduldig sein«, meinte Cathleen, während sie nervös im Wartezimmer auf und ab lief.
Paddy blätterte in der Zeitschrift, die er zu lesen vorgab. »Babys werden nicht in zehn Minuten geboren.«
»Aber das dauert ja eine Ewigkeit.«
Paddy lachte, warf jedoch verstohlen einen Blick auf seine Armbanduhr. »Keine Angst, Dee hat Übung im Kinderkriegen.«
»War sie beim ersten Kind auch so gelassen?«, fragte Cathleen und legte unwillkürlich die Hand auf ihren Bauch.
»Sicher. Du weißt doch, wie sie ist.«
»Ja.« Im Stillen hoffte sie, dass sie auch so mutig an die Sache herangehen würde. »Es hilft ihr bestimmt sehr, dass Travis bei ihr ist.« Sie hatte gesehen, wie liebevoll Travis sich um seine Frau gekümmert hatte, wie er neben ihrem Bett stand, ihre Hand hielt und sie aufmunterte. Er war das Musterbeispiel des treu sorgenden Ehemannes. »Glaubst du, Paddy, dass alle Männer so sind?« Würde Keith dasselbe für sie tun?
»Wenn ein Mann seine Frau so liebt wie Travis, dann würde er ihr in dieser Situation auf jeden Fall zur Seite stehen. Musst du eigentlich dauernd hin und her laufen? Du machst mich ganz nervös.«
»Ich kann nicht stillsitzen«, meinte Cathleen. »Vielleicht sollte ich nach unten gehen und ein paar Blumen für Dee kaufen.«
»Das ist eine gute Idee.«
»Ich werde dir einen Becher Tee mitbringen.«
»Tu das. Es kann jetzt nicht mehr lange dauern.« Er wartete, bis Cathleen den Raum verlassen hatte, um dann aufzuspringen und selbst nervös hin und her zu laufen.
Unten stürmte in diesem Moment Keith ins Krankenhaus. »Wo ist meine Frau?«, fragte er ungeduldig die Krankenschwester am Empfang. Die Schwester schaltete ihren Computer ein. »Name?«
»Logan. Cathleen Logan.«
»Wann wurde sie eingeliefert?«
»Ich weiß es nicht. Vor etwa zwei Stunden.«
Die Schwester drückte ein paar Tasten.
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