Herzensbrecher auf vier Pfoten
fort, »hättest du Lust, etwa zehn Schritte zurückzugehen und mit mir am Wochenende zu Abend zu essen? Ich bin in solchen Dingen eigentlich recht altmodisch eingestellt, wie du siehst. Sollten wir jetzt nämlich noch weiter voranpreschen, müsste ich dir bald einen Antrag machen.«
Rachel hatte mit einer solch schlichten, ruhigen Reaktion nicht gerechnet. In ihren Augen gab es absolut keinen Grund, Ausflüchte zu machen und sich Ausreden einfallen zu lassen, um die Einladung abzusagen. Stattdessen fühlte es sich an, als beträte sie mit einem Fuß einen zugefrorenen See, um dann zu merken, dass das Eis fest genug war, um darauf Schlittschuh zu laufen.
»Gern!«, erwiderte sie. »Das wäre schön. Aber bin nicht ich dieses Mal an der Reihe zu kochen?«
»Nein, danke«, entgegnete George grinsend. »Bei allem Respekt, aber ich denke, wir beide kennen einander dann doch gut genug, um zu wissen, dass dies keine gute Idee wäre. Wie sieht es mit Samstag aus? Hast du da schon etwas vor?« Er hielt inne. »Oder sollten wir uns als Singles im fortgeschrittenen Alter mitten auf dem Land diesbezüglich nichts mehr vormachen?«
»Wahrscheinlich.« Rachel grinste. »Mein Kalender ist jedenfalls leer. Ich bin verzweifelt. Ich komme zum Abendessen zu dir.« Als sie merkte, wie sehr sie beide sich trotz gegenteiliger Behauptungen darauf freuten, einen Abend miteinander zu verbringen, musste sie lächeln.
Mittlerweile war es bereits zwei Uhr nachmittags, und Natalie hatte es dank Bertie und seinen anhaltenden, fast schon kindischen Versuchen, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, immer noch nicht geschafft, auch nur einen Punkt auf ihrer Aufgabenliste abzuhaken.
Wenn sich alle Kinder so verhielten, war sie sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob ein Kind tatsächlich eine gute Idee war.
Anders als erwartet fiel es ihr auch deutlich schwerer, nicht mehr zur Arbeit zu gehen. Bislang hatten die Tage immer morgens um sieben Uhr begonnen, wenn sie aufgestanden und dann in ihrem Kostüm zur Arbeit gestürmt war. Stattdessen hatte sie heute jedoch nach dem Aufstehen Bertie in den Garten hinausgelassen und war dann seiner Routine gefolgt, die beinhaltete, eine geschlagene Viertelstunde mit einem Hundekotbeutel im Garten herumzustehen und darauf zu warten, dass Bertie endlich zur Sache kam.
Um acht Uhr war Johnny zur Arbeit gefahren; seitdem trugen sie unten im Büro einen Willenskampf gegeneinanderaus. Natalie war fest entschlossen, ihre Aufgabenliste abzuarbeiten, doch mit einem Basset, der sich mit aller Macht an ihren rechten Unterarm klammerte und um Aufmerksamkeit bettelte, konnte sie nicht arbeiten.
»Runter!«, befahl sie mit der strengen Stimme, die die Bücher empfahlen, doch Bertie wolle partout seine Position neben ihrem Schreibtisch nicht aufgeben. Stattdessen versuchte er, mit seiner Schnauze ihre Nase zu erreichen und aktiv einen Zusammenstoß herbeizuführen. In letzter Sekunde gelang es Natalie zurückzuschrecken. Bertie ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und nutzte stattdessen die Gelegenheit, auf seinen kurzen Hinterbeinen noch weiter vorzudringen.
Lang ausgestreckt konnte Bertie wie eine tierische Klappleiter nicht nur Tische erreichen, sondern auch Küchenarbeitsplatten, Natalies Schminktisch sowie jede andere Oberfläche, auf der sich Essbares befand.
»Wirklich süß von dir, aber runter !«, rief Natalie, dieses Mal noch strenger als zuvor, und deutete zu Boden. »Runter!«
Erneut versuchte Bertie, Natalies Nase zu erreichen, stieß dabei aber so heftig mit ihr zusammen, dass Natalie die Tränen kamen. Ihre Nase schmerzte eigentlich noch vom ersten Mal, als er dasselbe schon einmal versucht hatte. Johnny war daraufhin in schallendes Gelächter ausgebrochen und hatte gejapst, wie süß es ausgesehen habe. Damit hatte er es jedoch gleichzeitig in Berties Repertoire der Kunststückchen einzementiert, mit denen er Aufmerksamkeit erregen konnte und wollte.
»Autsch! Nein! Böse!« Natalie schob den Hund zu Boden und tastete vorsichtig ihre Nase ab. Sie hatte das Gefühl, zu bluten.
Bertie ließ sich auf alle vier Pfoten fallen und starrte traurig zu ihr hinauf. Natalie wusste nur allzu gut, was er wollte: Am liebsten hätte er gehabt, dass sie sich auf dem Boden niederließ, damit er auf ihren Schoß klettern und dort schlafen konnte. Manchmal fragte sich Natalie, wer hier wen erzog.
»Bertie, nur weil ich zu Hause bin, heißt das nicht, dass ich nicht haufenweise Arbeit zu erledigen habe! Wie soll ich
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