Herzensbrecher auf vier Pfoten
denn meinen Lebenslauf aktualisieren, wenn du mich dabei immer wieder unterbrichst?«, fragte sie, beide Hände an der Nase.
Bislang hatte sie es an diesem Morgen lediglich geschafft zu duschen, was sie ziemlich schnell erledigt hatte, da dies exakt der Zeitspanne entsprach, in der sie Bertie mit einem mit Leckerli gespickten Hundespielzeug hatte ablenken können. Andernfalls wäre er vor der Badezimmertür aufgetaucht, hätte bei der Suche nach Aufmerksamkeit seine außerirdischen Jaullaute von sich gegeben und wäre mit verzweifeltem Blick vor der Tür auf und ab gelaufen.
Einmal abgesehen von den empfohlenen einstündigen Spaziergängen – die beinahe zwei Stunden dauerten, wenn man die Überredungsversuche mitzählte, die vonnöten waren, um Bertie vom Sofa wegzubewegen –, war Natalie die ersten Tage ihres neuen Lebens ans Haus gefesselt gewesen, da sie nicht wusste, ob sie Bertie allein lassen konnte. Johnny nahm an, dass Natalie und Bertie zu Hause tagsüber Fernsehen schauten und sich großartig amüsierten, doch wenn Natalie wirklich ehrlich war, kam sie sich ein wenig, na ja, eingeschränkt vor. Was sie Johnny gegenüber jedoch niemals zugeben oder Bertie spüren lassen würde.
»Mummy kann sich nicht ununterbrochen um dich kümmern«, erklärte sie dem Hund.
Bertie stieß daraufhin ein tiefes, melancholisches Stöhnen aus, das Natalies Herz schmelzen ließ. Sie verhielt sich wirklich garstig. Bei seinem Vorbesitzer hatte er so wenig Aufmerksamkeit erhalten; kein Wunder also, dass er sich vergewissern wollte, von ihr nicht auch im Stich gelassen zu werden.
»Na gut, sollen wir einen Spaziergang machen?« Natalie begrub das Vorhaben, an ihrem Lebenslauf weiterzuarbeiten, und griff stattdessen zu ihrer Aufgabenliste. Das unfreiwillige Sabbatjahr hatte sie in dem Beschluss, keine Sekunde zu verlieren, sogar noch bestärkt. Ihre Ziele waren: schwanger zu werden, Bertie zu erziehen und sich vollkommen zu entspannen.
»Mit Bertie Gassi gehen« stand ohnehin auf der Liste, also war dies ein Punkt, den sie nun abhaken konnte.
Nach dem eingehenden Studium des Longhamptoner Stadtplans hatten Johnny und Natalie am Wochenende für Berties täglichen Spaziergang verschiedene nette Routen zusammengestellt, die alle im großen Park endeten, wo er umherlaufen und ein paar Bällen hinterherjagen konnte.
Jedenfalls war es so gedacht gewesen. Natalie hatte irgendwo gelesen, dass Bassets in der Lage seien, zu apportieren, wenn man nur geduldig und beharrlich genug war. Bislang hatte sie jedoch zwölf Mal das Bällchen geworfen und es jedes Mal wieder selbst holen müssen. Sie kam sich schon albern vor, bis Bertie endlich ein wenig Begeisterung an den Tag legte und die Bäume am Ende des Parks ansteuerte.
Natalie packte die ausziehbare Leine und schirmte die Augen mit der Hand vor der Sonne ab. Doch Berties Begeisterung hatte nichts mit ihr oder dem Ball zu tun. Er hatte einfach nur Rachel vom Hundeheim entdeckt, die mit vier unterschiedlich großen Hunden unterwegs war.
Als Natalie ihr zuwinkte, kam Rachel zu ihr herüber, gefolgt von Bertie, der um die anderen Hunde herumsprang, als habe er sie seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen.
»Hi! Was – Sie auch hier?«, witzelte Rachel und mühte sich ab, die vier Leinen in eine Hand zu nehmen. »Sie haben sich also auch dem täglichen Spazierkult im Park angeschlossen?«
»Ich denke einmal, dass Mütter, die ihre Kinder zur Schule bringen, Ähnliches erleben – dieselbe Zeit, derselbe Ort, das gleiche fieberhafte Verhalten.«
»Stimmt, aber als Mutter von Schulkindern kann man auf dem Heimweg wenigstens einen Kaffee trinken!« Rachel schoss mit ihrem Plastikwerfer einen verdreckten Tennisball in die Ferne, woraufhin alle Hunde – inklusive Bertie, wie Natalie erstaunt feststellte – in Windeseile die Verfolgung aufnahmen. »Haben Sie schon einmal versucht, mit einem der Jungs im Schlepptau einen Laden zu betreten? Unmöglich. In London habe ich vier Espresso am Tag getrunken, aber hier schaffe ich es nicht einmal, ein Café zu betreten. Oh, Lucy! Bring mir das Bällchen! Lauf!«
Lucy, eine gescheckte Staffordshire-Bullterrier-Dame, kam mit dem Ball zwischen ihren kräftigen Zähnen angerannt, gefolgt von den anderen Hunden. Rachel bückte sich, um den Ball wieder fortzuschleudern.
»Wissen Sie, was wir hier brauchen könnten? Ein hundefreundliches Café«, erwiderte Natalie, während sich vor ihrem geistigen Auge eine Vision entwickelte. »Mit
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