Herzensbrecher auf vier Pfoten
dem Handy angerufen, genauso wie Oliver. Dann kam ihr ein sehr bedrückender Gedanke: Die Schätzung der Erbmasse müsste mittlerweile beim Finanzamt angekommen sein. »War es etwa der Notar? Ging es um den Erbschein? O Gott, habe ich etwa irgendetwas falsch gemacht?«
»Nein, der Anruf war auf deinem Handy. Du hast es wohl in deinem Mantel vergessen. Angerufen hat … ach, Fredas Schrift ist wirklich unlesbar!« Megan starrte auf die dicht gedrängten Notizen. »Die Dame hieß Kath Wrigley. Sie wollte mit dir über … Oliver reden? Oh, Rachel!« Besorgt schaute sie auf. »Das ist nicht etwa dein Ex, oder?«
Rachels gute Laune war mit einem Schlag verflogen. Kath. Während sie alle Anrufe von Oliver ignoriert hatte, war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass Kath vielleicht versuchen könnte, sie zu erreichen. Es lag doch auf der Hand – wie hatte sie annehmen können, dass nicht auch Kath Rache nehmen würde?
»Mehr hat Freda nicht aufgeschrieben?« Rachels Stimme bebte. »›Kath hat wegen Oliver angerufen‹?«
Megan schüttelte den Kopf, die Augen weit aufgerissen.
»Hat sie irgendetwas davon gesagt, sich nochmals melden zu wollen?«
»Keine Ahnung. Freda hat ihr die Nummer im Zwingerbereich gegeben, falls sie dich dort erreichen will.« Megan schaute Rachel schuldbewusst an. »Ich habe Freda gegenüber keine Namen genannt, weißt du, als ich, ähm, ihr von deiner Trennung erzählt habe. Ich denke nicht, dass sie irgendwelche Rückschlüsse gezogen hat. Wahrscheinlich glaubt sie, Oliver sei ein Hund.«
Rachel schluckte. Gott sei Dank. Allein schon der Gedanke an das freundliche Gesicht von Freda, wenn ihr klar werden würde, dass sie zu Unrecht mit einer anderen Frau Mitleid gehabt hatte, war einfach zu beschämend.
»Ich könnte sie zurückrufen und ihr sagen, dass du nicht hier bist«, schlug Megan vor. »Wir könnten ihre Anrufe abfangen!«
»Nein«, erwiderte Rachel tapfer. »Wenn sie noch einmal anrufen sollte, dann …«
Das geschieht dir ganz recht und gehört zu deiner Strafe, dachte Rachel. Die Nachricht hatte ihr einen Schreck eingejagt. Sie musste mit Kath reden! Wahrscheinlich musste diese ihre Wut abladen, um weitermachen zu können. Das war das Wenigste, was Rachel für sie tun konnte.
Megan spürte Rachels Unbehagen und wechselte darum schnell das Thema. »Oh – außerdem hat George angerufen und wollte wissen, ob du auf Fasan allergisch reagierst.« Sie grinste. »Das heißt also, du isst noch einmal mit ihm zu Abend?«
»Ja, am Wochenende.«
Begeistert klatschte Megan in die Hände. »Schön! Dann sieht es ja so aus, als würde doch noch alles eine gute Wende nehmen!«
Rachels anfängliches Lächeln erlosch. Alles würde nur dann eine gute Wende nehmen, wenn sie ihre Vergangenheit aus der Zukunft heraushalten konnte.
16
N ormalerweise nahm Zoe ihre Mittagspause nicht in Anspruch, sondern zog es vor, währenddessen Kunden zu bedienen, damit sie wegen Spencer und Leo möglichst früh Feierabend machen konnte und nicht unter Druck geriet. Heute hatte sie aber Hannah und ihrer Chefin Marion ausdrücklich gesagt, dass sie während der Mittagspause keine Kunden würde bedienen können, und lief nun die Hauptstraße hinunter, um pünktlich um ein Uhr in der Arztpraxis zu sein.
Unterwegs hatte sie einen sehr klaren Plan vor Augen gehabt. Sie würde Bill ein paar Tulpen vom Marktstand in der Nähe des Friseursalons kaufen, um sich bei ihm für seine Hilfe bei ihrem Sturz zu bedanken, und dann wieder gehen. Als sie jedoch vor der Empfangstheke stand, erfasste Zoe plötzlich ein seltsames Gefühl. Außerdem wollten ihr die Worte einfach nicht über die Lippen kommen – zumindest nicht so, dass sie einen logischen Zusammenhang ergeben hätten.
»Sie haben also keinen Termin?«, fragte Lauren, die am Empfang arbeitete, und neigte den Kopf zur Seite. Hinter ihr erblickte Zoe Lulu, die in ihrem Korb in einer Ecke der Praxis zusammengerollt lag und jeden mit ihren schwarzen Augen, denen nichts entging, musterte. »Sie möchten zu Dr. Harper? Aber nicht wegen eines Termins?«
»Ähm, richtig«, antwortete Zoe. »Diese hier sind für ihn.« Sie hielt die Blumen hoch, und noch während sie sprach, wurde ihr klar, wie albern das klang, und sie versuchte beschämt,einen Rückzieher zu machen. »Eigentlich könnte ich die Blumen auch bei Ihnen abgeben …«
Lauren schüttelte entschieden den Kopf. »Nein! Nicht nötig. Er behandelt gerade den letzten Patienten vor der Mittagspause.
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