Herzensbrecher auf vier Pfoten
Yorkshire-Terriers zu ignorieren. Als Bill stehen blieb, um den Terrier zu verscheuchen, begegneten sich ihre Blicke. Zoe merkte, dass Bill große Mühe hatte, lässig auszusehen.
»Also …«, stammelte er, »es sei denn, Sie kennen einen Ort, wo sich zwei Hundebesitzer vielleicht …« Er errötete, während er sich redlich bemühte, keine große Sache daraus zu machen. »Ähm, nach der Arbeit zu einem Drink treffen könnten?«
»Oh. Nach der Arbeit?« Traurig schüttelte Zoe den Kopf. »An Schultagen kann ich leider nicht, tut mir leid.«
»Natürlich, Sie haben ja Toffee«, fuhr Bill fort, bevor sie etwas erklären konnte. »Wie dumm von mir. Lulu kann man gut allein lassen, aber einen Welpen kann man wohl schlecht einen ganzen Abend lang sich selbst überlassen.« Er lächelte. »Aber am Samstag schließen Sie sich den Freiwilligen im Hundeheim wieder an?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte Zoe.
Erst als sie den Friseursalon verließ, um Spencer und Leo von der Schule abzuholen, fühlte sie sich so richtig schlecht. Die angenehme Unterhaltung mit Bill und die Aussicht, ihn am Samstag wiederzusehen, hatten sie den ganzen langweiligen Nachmittag voller Strähnchen und Färben in Gedanken beschäftigt. Jetzt jedoch meldete sich ihr Gewissen und pochte laut wie eine große Beule.
Wieder hatte sie Bill nichts davon erzählt, dass sie die Mutter zweier Söhne war. Schon wieder nicht.
Als sie dann zu Hause das Abendessen für ebenjene zwei Kinder zubereitete, schien der prickelnde Spaziergang zur Mittagszeit plötzlich in unendliche Ferne zu rücken.
»Muuuum!«
Das vertraute Geschrei eines Streits zwischen Spencer undLeo riss sie aus ihrem Tagtraum. Spencers Heulen war nur wenig lauter als Toffees Gebell.
»Mum! Leo ärgert Toffee mit meinem Roboter, und außerdem hat sich Toffee gerade auf dem Sofa übergeben!«, schrie Spencer und schien sich mehr um die Roboterfigur zu sorgen als um die Tatsache, dass es dem Hund anscheinend nicht gut ging.
»Spencer hat Toffee auf das Sofa pinkeln lassen! Spencer hat seinen Gassi-Dienst nicht erledigt!«
»Leo ist ein blöder Mistkerl!«
Sprachlos vor Wut stellte Zoe die Tasse ab und eilte ins Wohnzimmer hinüber.
»Was hast du gerade gesagt?«, wollte sie wissen und hob einen kränklich aussehenden Welpen von den Kissen. »Und was habt ihr bloß mit Toffee angestellt? Wer war an der Reihe, ihn in den Garten hinauszulassen?«
Sie musterte ihre beiden Söhne, die betreten auf ihre Schuhspitzen starrten. Doch Zoe ließ sich davon nicht beeindrucken. Was Toffees Erziehung betraf, so ließ sie sich ein solches Verhalten nicht einfach gefallen. Nicht nur wegen ihrer Wohnungseinrichtung, die auf diese Weise schnell zerstört war, sondern wegen des kleinen Hundes, der sich so viel Mühe gab, die Regeln zu lernen.
Zoe deutete auf den Wecker, der auf dem Kaminsims stand, sowie auf die Tafel, die daneben stand. Auch dieser Vorschlag stammte von Megan, um die Jungs in Toffees Erziehung einzubinden. »Spencer, sieh mal, du warst an der Reihe! Du solltest Toffee um fünf Uhr nach draußen lassen!«
»Ich habe Fernsehen geschaut«, erklärte dieser mit einem Schulterzucken, das Zoes Verärgerung nur noch größer werden ließ.
»Was würdest du denn sagen, wenn ich die Badezimmertür einfach abschließe, wenn du auf Toilette musst?«, fragte sie ihn aufgebracht. »Toffee ist noch ein Baby! Er muss jedeStunde in den Garten, und das pünktlich! Wir haben doch darüber gesprochen!«
Spencer zuckte nur mit den Schultern. Zoe schnappte sich die Fernbedienung.
»Bis sechs Uhr gibt es heute kein Fernsehen mehr«, erklärte sie und schaltete den Fernseher aus.
Toffee wand sich in ihren Armen, sodass sie ihn an ihre Schulter drückte. Sein Körper war ganz warm; mittlerweile war er jedoch beinahe zu groß geworden, um getragen zu werden.
Die Jungs stöhnten, doch Zoe blieb standhaft.
»Ich bin sehr enttäuscht von euch beiden«, erklärte sie streng. »Ich dachte, ihr würdet euch um Toffee kümmern und ihn nicht wie ein Spielzeug behandeln.«
»Ich gehe in mein Zimmer«, verkündete Spencer trotzig.
»Gut«, erwiderte Zoe. Erst ein paar Sekunden später wurde ihr klar, dass Spencer sie schon wieder überlistet hatte.
17
I m Vergleich zu Rachels ersten Tagen in Four Oaks, die von ihrer Ziellosigkeit geprägt gewesen waren, schien die Zeit für sie nun wie im Flug zu vergehen.
Ihre gewohnte Routine vermisste sie längst nicht so sehr, wie sie es zunächst vermutet hatte: Die
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