Herzensbrecher auf vier Pfoten
bekomme die Rechnung dann per Post. Nein, ich habe keine Ahnung, wann das sein wird«, fügte Rachel hinzu, bevor sich Val danach erkundigen konnte. »Aber Gerald Flint meinte, du könntest die Acker-Bilk-Alben für Dad haben. Offenbar wird das keinen Einfluss auf die endgültige Schätzung des Erbes haben.«
»Rachel sagt, du könntest die Acker-Bilk-Alben haben,Ken.« Der Staubsauger wurde abgestellt. »Bitte? Rachel, dein Vater will dich kurz sprechen. Hier.« Es folgten ein paar gedämpfte Gesprächsfetzen, in denen Rachel die Worte »anständiger Kaffee« hörte, bevor dann Rachels Dad an den Apparat kam.
»Hallo, Dad!«, begrüßte Rachel ihn. Sie hoffte inständig, dass er nichts über ihre Kündigung sagen würde. Val hatte die Neuigkeiten bei ihrem letzten Anruf nur sehr schlecht aufgenommen. Sie hatte irritiert und verärgert geklungen und erklärt, dazu ja wohl jedes Recht zu haben angesichts von Rachels Entscheidung, ihre Karriere aufzugeben, für die »sie ihre besten Jahre geopfert« habe, um dann ein Hundeheim zu leiten.
»Wie geht es dir, meine Liebe? Alles okay?« Ken klang besorgt. Rachel hoffte, dass er ihr nun nicht die »Ganz gleich, was du tust – wir sind immer stolz auf dich«-Rede halten würde. Diese brachte sie stets zum Weinen.
»Mir geht’s gut, Dad. Und dir?« Rachel flüsterte Natalie »Danke schön!« zu, die ihr eine Tasse mit frisch aufgebrühtem Tee herüberschob. »Ich bin nur leider sehr beschäftigt.«
»Ich will dich nicht lange aufhalten«, erklärte Ken. »Ich habe mich nur gefragt …«, er fuhr im Flüsterton fort, »wie du mit Dots Nachlass zurechtkommst.«
»Ähm, prima.« Was sollte das denn nun wieder heißen? »Ich muss eine Menge Sachen durchsehen und sortieren, falls es das ist, was du meinst.«
»Eigentlich meinte ich eher … ihre persönlichen Angelegenheiten.«
»Dad«, erwiderte Rachel ernst, »wenn es um etwas Spezielles geht, das Mum gerne hätte, sich aber nicht zu fragen traut, dann richte ihr bitte aus, dass sie herzlich gern herkommen und sich selbst danach umschauen kann. Oder du sagst mir einfach, wonach ich suchen soll, dann werde ich …«
»Nein, nein!« Ken klang panisch, als würde man ihm dieFingernägel einzeln mit einer Zange herausziehen. »Ich meine ja nur … Es können einem seltsame Dinge in die Hände fallen, wenn man einen ganzen Haushalt auflöst. Persönliche Dinge. Briefe. Du weißt schon.«
»Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was du meinst.« Rachel zermarterte sich das Hirn; was konnte Ken meinen? Was war so peinlich, dass er es nicht aussprechen konnte? Wusste er etwas über Felix? Sicherlich nicht; schon über seine eigene Hochzeit sprach Ken nur äußerst ungern, über die Beziehungen anderer Leute schon gar nicht. Plötzlich kam Rachel eine Idee. »Hat es etwas mit diesem Streit zwischen Dot und Val zu tun, bei dem sie sich entzweit haben? Willst du damit andeuten, dass es einen Brief darüber gibt?«
Immerhin würde dies einen Sinn ergeben. Ein Brief von ihrer Mum, in dem sie Dot ihr selbstsüchtiges Verhalten vorwarf – ein Brief, den sie über all die Jahre hinweg bedauert hatte. Vals Schuldbewusstsein konnte sich auch viele Jahre später noch zu Wort melden.
»Nein …« Rachel vernahm die Stimme ihrer Mutter im Hintergrund. »Egal«, fuhr Ken wieder lauter fort. »Vergiss einfach, dass ich etwas gesagt habe. Es ist nicht weiter wichtig. Ganz sicher. Deine Mutter möchte dich noch einmal sprechen. Tschüss, Liebes!«
Dem verwirrten Gemurmel am anderen Ende der Leitung nach zu urteilen, schien ihre Mutter doch nicht mehr mit ihr reden zu wollen, da sie, als sie endlich wieder am Hörer war, keine Diskussion mehr anzettelte. Rachel konnte schon nach wenigen Minuten auflegen.
»Familienprobleme?«, fragte Natalie.
»Keine Ahnung.« Rachel zuckte ratlos mit den Schultern. »Bei Eltern weiß man das nie so genau. Zwischen meiner Mum und Dot gab es irgendeinen Streit, einen typischen Streit unter Schwestern. Ich würde es wahrscheinlich nicht einmal als Streit bezeichnen. Dad ist fest davon überzeugt,dass irgendwo ein geheimes Lager mit Voodoo-Puppen der Familienmitglieder auftauchen wird.«
»Ooooh«, antwortete Natalie. »Spannend!«
»Nein, wohl eher nicht. Wahrscheinlich hat Dot 1974 Omas geheimes Zitronencremerezept mitgehen lassen, und Mum hat ihr das nie verziehen. Oder Dots Freund trug Plateauschuhe zur Taufe meiner Schwester, über die sich der Pastor beschwert hat. Wie auch immer. Wo waren
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