Herzensbrecher auf vier Pfoten
wann Sie Geburtstag haben«, fuhr Kath fort. »Am neunzehnten Juli. Oliver war nicht ganz so klug, wie er immer dachte. Ich bitte Sie! Geheimnisvolle verlängerte Wochenenden mit Geschäftskunden, wenn diese alle in Urlaub sind? Und dann die Hemden, die Sie bevorzugten, die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Ihnen, die Feuchtigkeitscreme , die Sie ihm geschenkt haben und von der er vorgab, sie von seiner persönlichen Assistentin bekommen zu haben …«
Rachel konnte es nicht mehr länger ertragen. Kath ließ das Ganze so trivial erscheinen – ihre zehnjährige Liebesbeziehung mit einem Mann, der ihr genauso sehr gehört hatte wie Kath. »Wenn Sie davon wussten, warum haben Sie dann nie etwas gesagt?«
Kath tat überrascht und hob demonstrativ die Hände. »Warum ich nichts gesagt habe? Warum sollte ich denn?«
»Es hat Ihnen also nichts ausgemacht, dass der Mann, mit dem Sie seit zweiundzwanzig Jahren verheiratet sind, mit einer anderen Frau geschlafen hat? Immerhin hat es Ihnen so viel ausgemacht, dass Sie ihn zurückhaben wollten. Warum haben Sie damit so lange gewartet?«
Rachel klopfte das Herz bis zum Hals, obwohl sie sich geschworen hatte, Ruhe zu bewahren. Diese Situation war schlimmer als damals, als sie mit Oliver Schluss gemacht hatte. Sie fühlte sich nicht nur zurückgewiesen, sondern auch noch gedemütigt. Sie hatte sich darauf vorbereitet, in Sack und Asche zu gehen, doch Kath sprach, als wollte sie nicht einmal eine Entschuldigung hören. Als sei es ihr vollkommen egal , was Rachel empfand.
»Ich habe nicht gewartet .« Kath seufzte. »Oje, meine Liebe. Auf dem Weg hierher habe ich mich gefragt, ob Sie eine dieser zynischen Goldgräberinnen sind, die auf der Suche nach einem gelegentlichen Vergnügen war, oder ob Sie vielleicht eine hoffnungslose Romantikerin sind, die tatsächlich dachte, er würde mich für Sie verlassen.«
»Ihnen ist nie in den Sinn gekommen, dass ich ihn wirklich lieben könnte?« Rachel hatte Mühe, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Oder dass er mich tatsächlich geliebt haben könnte?«
»Nein.« Kath schaute sie mit ihren Knopfaugen an, und Rachel fiel die mit Botox behandelte Stirn auf. »Ganz sicher nicht bei einer Frau in Ihrem Alter! Ich hätte gedacht, Sie seien schlauer. Also bitte, meine Liebe! Sie arbeiten in der PR-Branche! Da müssten Sie doch erfundene Geschichten gewohnt sein! Olivers Lügen haben unsere Immobilien finanziert!«
Angesichts der Tatsache, dass sie eine schlammverkrustete Jeans trug und nicht genügend Make-up aufgelegt hatte, um der Ehefrau ihres Geliebten – Exgeliebten – entgegenzutreten, packte Rachel den letzten Rest Würde zusammen, den sie noch besaß.
»Prima. Dann hatten Sie ja jetzt Ihren Spaß«, erklärte Rachel angespannt. »Es tut mir leid, was passiert ist. Aber es ist vorbei, wie Sie ja bereits wissen. Sie haben Oliver zurück, und ich habe meinen Job aufgegeben, also würden Sie dann jetzt bitte gehen?«
»Oh, aber ich will diesen kleinen miesen Mistkerl gar nicht zurück!«, entgegnete Kath überrascht. »Wie um alles in der Welt kommen Sie bloß auf diese Idee?«
Die Staffies begannen, miteinander zu kämpfen, doch Rachel merkte davon nichts. »Aber er ist doch zu Ihnen zurückgekehrt. Darum habe ich Ihnen ja die Wohnungsschlüssel geschickt!«
»O nein! Nein, nein! Er hat uns beide sitzen lassen, Rachel. Oliver und seine Midlife-Crisis haben sich mit Tara, seiner Tennislehrerin, aus dem Staub gemacht.« Kath sprach bedächtig. »Das ganze Dorf weiß nun Bescheid. Dieser bescheuerte, gedankenlose Mistkerl! Ich werde die Scheidung einreichen müssen, was bedeutet, dass jetzt der Teufel los sein wird. Oh, die Geschichte mit Ihnen war gar nicht so schlimm«, fuhr sie fort. »Sie musste ich nicht sehen. Sie haben ihn mir vom Hals gehalten. Nur Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich nach fünfzehn Jahren endlich einmal allein in Urlaub fahren konnte. Sie haben mir nichts ausgemacht.«
Sie sprach mit einem solchen Ekel, dass Rachel sich unglaublich billig vorkam. Sie war eine Lückenbüßerin gewesen, mehr nicht.
»Aber von einer Tara hat er nie etwas gesagt«, flüsterte sie. Plötzlich wurde sie von dem wahnsinnigen Verlangen gepackt zu erfahren, wie diese Tara aussah, ob sie schöner, dünner und witziger war, als sie selbst.
Kath spürte Rachels Verzweiflung und tätschelte ihr den Arm. »Sie müssen sich nicht anstrengen, meine Liebe, um zu erfahren, wie sie aussieht. Stellen Sie sich einfach
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