Herzensbrecher auf vier Pfoten
nur vor, wie eine Midlife-Crisis aussieht. Sie ist blond, etwa fünfundzwanzig und flexibel – in jeder Hinsicht, wie ich vermute.«
»Wird er sie … heiraten?« Rachels Stimme war beinahe zu einem Krächzen verkümmert.
»Die Frage ist wohl eher, ob sie ihn heiratet. Was ich stark bezweifle. Besonders, wenn sie merkt, wie wenig ihm bleiben wird, da alles fifty-fifty geteilt wird, einmal abgesehen von den Schulgebühren. Aber das hat er sich alles selbst zuzuschreiben. Er hätte ja bei Ihnen bleiben, seine Midlife-Crisis überstehen und dann in einen behaglichen Ruhestand treten können. Aber so …« Sie zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls bin ich hergekommen, um Ihnen diese hier zurückzugeben.«
Sie ließ die Wohnungsschlüssel in Rachels Hand fallen. Trüb starrte Rachel auf die Schlüssel hinunter. Ihr eigener Tiffany-Anhänger befand sich noch am Schlüsselbund; Oliver hatte ihn ihr zum fünfunddreißigsten Geburtstag überreicht. Zum ersten Mal schenkte sie ihm wirklich Beachtung. Es war ein kleines silbernes Haus, so unglaublich perfekt und sicher. Ein Haus, das wahrscheinlich dem glich, in das Oliver zurückgekehrt war, nachdem er mit ihr geschlafen hatte.
»Vielen Dank, dass Sie sie mir geschickt haben. Ich wünschte, Sie hätten sein Gesicht sehen können, als ich herausgefunden hatte, was tatsächlich los war. Er hielt alles für sauber geordnet; Sie hatten die Sache mit ihm beendet und somit den Weg frei gemacht, damit er sich ungestört seiner Tussi widmen konnte, während ich kein bisschen klüger war, was Sie oder die andere betraf. Sie haben mir mit dem Schlüssel einen Tipp gegeben – daher dachte ich, das Mindeste, was ich tun könnte, wäre, dafür zu sorgen, dass auch Ihnen ein Licht aufgeht.« Sie beugte sich vor, und Rachel schlug der Duft von Chanel No. 5 entgegen. »Keine Ahnung, ob Oliver es Ihnen jemals gesagt hat, aber diese Wohnung gehört nicht der Agentur, sondern ihm selbst. Und wenn ich Sie wäre, würde ich Besitzrechte geltend machen. Denn wenn meine Anwälte erst einmal mit ihm fertig sind, wird nicht mehr viel übrig bleiben.«
Rachel stolperte ins Haus zurück und versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten, doch sie flossen ihr ungebremst über die Wangen und lösten eine ganze Welle von tiefen Schluchzern aus. Und Rachel war klar, dass es nichts gab, womit sie dies verhindern konnte.
Allmählich begriff sie, dass sie die letzten Monate in einer Art Schockzustand verbracht hatte. Sie weinte nun jedoch nicht um Oliver, sondern um die vielen Chancen, die sie alle sinnlos vertan hatte. Am liebsten hätte sie sich wie ein verwundetes Tier irgendwo zum Sterben zusammengerollt.
O Gott! Siedend heiß fiel ihr plötzlich wieder ein, dass Natalie immer noch in der Küche saß! Wie sollte sie sie bloß loswerden?
Doch Natalie hatte gehört, wie Rachel wieder ins Haus zurückgekehrt war, und kam schon mit einer Ausgabe der Longhampton Gazette der letzten Woche auf sie zugestürmt.
»Ich habe mir die Zeitung einmal angeschaut und nehme an, dass du eine ganze Anzeigenseite für sehr wenig Geld schalten könntest«, erklärte sie, und ihre Augen glänzten vor Feuereifer. »Es würde … Rachel? Geht es dir gut?«
»Ich habe gerade ein paar schlechte Nachrichten bekommen«, erwiderte Rachel und schluckte schwer.
»Setz dich hin.« Natalie dirigierte Rachel in die Küche und schob sie auf einen Stuhl. »O mein Gott, du bist ganz bleich geworden! Möchtest du einen Tee trinken? Oder lieber einen Whisky?«
Rachel ließ den Kopf auf die Arme sinken, und der Schmerz in ihrem Herzen dehnte sich auf den ganzen Körper aus.
Wenn sie an die Ironie des Ganzen dachte, wurde ihr richtig schlecht. Oliver würde sich scheiden lassen. Er wäre dann ein freier Mann. So einfach war das Ganze – und dann würde er mit einer anderen zusammen sein. Mit einer Frau, die er gerade erst kennengelernt hatte ! All die Jahre, in denen sie ihm gegenüber niemals eine Heirat angesprochen hatte, weil sieseinen rührenden Geschichten Glauben geschenkt hatte, seine Kinder nicht verletzen zu wollen, indem er seine Frau verließ – all die Jahre waren vergebens gewesen, wertlos wie der Haufen alter Zeitungen, der im Hauswirtschaftsraum gelegen und den sie weggeworfen hatte.
Nie wieder würde sie dreißig Jahre alt sein, nie wieder diese Zeit zurückbekommen, in der ihre nackten Beine keine Strumpfhosen gebraucht hatten und sie noch die Nächte hätte durchfeiern können, um jemand Besseren
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