Herzensbrecher auf vier Pfoten
Generation. Natalie bezweifelte, dass er zusätzlich zu seinen Rezepten noch eine Paarberatung anbot. Er sammelte eine Auswahl an Prospekten aus seiner Schublade zusammen.
»Alles entwickelt sich weiter«, erklärte er knapp. »Außerdem gibt es immer noch die ICSI, die IVF oder eine DI, wenn Sie sich für eines dieser Verfahren entscheiden sollten.«
Natalie erstarrte. »Ich glaube nicht, dass …«
»DI?«, fragte Johnny. »Ich kenne mich bei dieser Thematik leider nicht so gut aus wie meine Frau.«
»Eine donogene Insemination. Das ist in etwa das Gleiche wie eine Eizellenspende. Stattdessen benutzt man eine Samenspende.«
Es folgte eine schmerzliche Stille.
»Nein, das ist nicht das Gleiche«, entgegnete Johnny. »Das ist überhaupt nicht das Gleiche.« Er sah Natalie an, die angesichts der nackten Beschämung, die ihm ins Gesicht geschrieben stand, zurückschreckte. »Du wirst nicht das Baby eines Fremden bekommen, Nat. Tut mir leid, aber das kann ich nicht.«
»Johnny, dies ist sicherlich nur eine Möglichkeit von vielen, die aber noch sehr weit in der Zukunft liegt. Sie sollten jetzt nichts überstürzen«, beschwichtigte ihn Dr. Carthy sanft. »Viele Paare haben einen steinigen Weg hinter sich, bis sie Eltern werden – aber sie überwinden diesen. Außerdem sind Sie beide doch noch recht jung, nicht wahr? Sie müssen sich entspannen und einfach nur dafür sorgen, dass Sie die Hilfe bekommen, die Sie brauchen. Versuchen Sie, einen Urlaub zu buchen – das hat meiner Tochter geholfen. Zwei Jahre lang hat sie versucht, schwanger zu werden, und hatte mehr oder weniger schon aufgegeben. Und dann …«
»Wie, zum Teufel, sollte ein Urlaub dabei helfen, Johnnys Spermienanzahl zu erhöhen?«, fragte Natalie, die sich nicht mehr länger zurückhalten konnte.
Dr. Carthy starrte sie betreten an.
Genau das war das Problem, dachte Natalie. All die Leute, die nie wirkliche Probleme kennengelernt hatten bei dem Versuch, schwanger zu werden, liebten einfach solche Märchengeschichten darüber, sich zu entspannen und einen Urlaub zu buchen. Sogar die verdammten Ärzte.
Schnell sah sie zu Johnny hinüber, der vollkommen verstört aus dem Fenster starrte.
Draußen schien zwar immer noch die Sonne, doch Natalie spürte eine eisige Kälte.
Sie schloss das Auto auf, aber Johnny schüttelte nur den Kopf.
»Ich will noch nicht zum Hundeheim hinauffahren«, erklärte er. »Ich muss erst noch … Ich muss das alles erst einmal verarbeiten.«
Natalie konnte ihn gut verstehen. Bill wusste, wo sie gewesen waren, und würde wahrscheinlich auch eins und eins zusammenzählen können. Zwar würde er niemals nach den konkreten Testergebnissen fragen – die Regeln einer Männerfreundschaft verboten dies strikt –, doch Johnnys Miene würde alles verraten.
Natalie folgte Johnny, als er mit großen Schritten die Hauptstraße hinunterlief, vorbei an den Secondhandshops und den Mobilfunkgeschäften. Natalie lief zwar schnell, trotzdem konnte sie nicht mit ihm Schritt halten, bis sie sich schließlich eingestand, dass der Anblick seiner breiten Schultern in der Cordjacke beruhigender war als der seiner gerunzelten Stirn.
Als sie den Park erreichten, lief Johnny an den Bänken vorbei zu dem etwas abgelegeneren Konzertpavillon, wo sie sich als Oberstufenschüler mit Martini aus dem Barschrank von Bills Mutter betrunken hatten. Dort ließ sich Johnny nieder und schlug die Hände vors Gesicht.
Als er endlich das Wort ergriff, sprach er mit tränenerstickter Stimme. »Es tut mir leid.«
Natalie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Als sie nach seiner Hand griff, zog er diese jedoch weg.
»Nein, es ist mein Fehler. Ich habe alles kaputt gemacht. Ich wollte, dass wir eine Familie werden. Ein Junge, ein Mädchen, dann vielleicht noch ein Überraschungskind. Ich wollte dich mit unserem Kind aus dem Krankenhaus abholen, euch nach Hause fahren, mich um euch kümmern. Und jetzt kann ich das alles nicht. Ich kann dir das alles nicht geben.«
»Doch, du kannst . Jetzt sei nicht albern.«
»Nat, dies ist das Schlimmste, was mir je ein Mensch gesagt hat.« Er hob den Kopf, sodass sie seine geröteten Augen sah. »Bis eben ist mir gar nicht klar gewesen, wie sehr ich mir eine Familie gewünscht habe. Und jetzt könnte es sein, dass du die Hilfe eines fremden Mannes brauchst, damit wir eine Familie werden. Ich fühle mich so unglaublich … unzulänglich. Ich komme mir vor, als hätte mir jemand die Eier abgeschnitten.« Er
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