Herzensbrecher auf vier Pfoten
schluckte. »Warum auch nicht, so nutzlos, wie die Dinger anscheinend sind.«
Heiße Tränen brannten in Natalies Augen beim Anblick des großen, starken Mannes, den sie liebte, der aber nun mit dieser Demütigung zu kämpfen hatte. »Johnny, du bist meine Familie. Du … und Bertie!« Sie lächelte, merkte jedoch gleichzeitig, dass es zu fröhlich und daher kaum überzeugend wirkte.
»Ich habe dir versprochen, dir jeden Wunsch zu erfüllen«, stellte er fest. Trauer und Schmerz schwangen in seiner Stimme. »Und das kann ich nicht.«
»Komm schon! Das ist doch nur der Befund eines Tests! Und hat Dr. Carthy nicht gesagt, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, die man ausprobieren kann? Solange ich dich habe, bist du alles, was ich brauche. Alles, was ich will. Und wenn wir kein Kind bekommen können, dann …« Sie zwang sich dazu, die Wörter über die Lippen zu bekommen, da sie Johnnys Verzweiflung nicht mehr länger ertragen konnte. »Was soll’s? Wir haben doch uns ! Das ist mehr, als die meisten Menschen haben.«
Natalie war klar, dass Johnny wissen würde, dass sie nicht aus tiefster Überzeugung sprach, und sie hasste sich dafür, dass es so war. Wie konnten sie sich beide etwas so inständig wünschen und dann so tun, als ob es ihnen nichts ausmachen würde? Dieser unerfüllte Kinderwunsch würde sie beide für immer verfolgen.
Johnny war ihr jedoch wichtiger als ein Kind. Darum schmiegte sie seinen Kopf an ihre Schulter, und er ließ seinen Tränen freien Lauf – zum zweiten Mal in seinem Leben, zum ersten Mal war er dabei nüchtern.
Zoe fuhr Spencer und Leo am Samstag zum Fußball und beschloss, Bill heute definitiv von den beiden zu erzählen. Nicht etwa, weil sich vielleicht ein guter Zeitpunkt dafür ergäbe, sondern weil es nur noch seltsamer wirken würde, wenn sie es nicht täte. Außerdem ertrug sie schlichtweg ihre Überlegungen nicht mehr, wann und ob es überhaupt jemals einen geeigneten Zeitpunkt für ein solches Geständnis gäbe.
Irgendwann innerhalb der vergangenen Woche hatten Bill und sie die unsichtbare Grenze überschritten, die zwischen zwei Fremden, die sich zufällig trafen, um dann einen Kaffee miteinander trinken zu gehen, und zwei Fremden, die aktiv nach Gründen suchten, um sich gegenseitig über den Weg zu laufen. Jedes Mal, wenn Zoes Handy vibrierte, vibrierte ihr ganzer Körper in der Hoffnung, dass sich »etwas« zwischen ihnen anbahnte.
Nach jenem ersten Spaziergang in der Mittagspause hatte sie eine SMS von Bill erhalten. Er hatte über ein Paar Schuhe geschrieben, die er gerade in der Stadt anprobiere; er brauche dringend die Meinung einer Frau. Zoe wunderte sich, warum er nicht einfach Natalie fragte, da sie offenbar sehr gut befreundet zu sein schienen. Ohne eine weitere Antwort zu erwarten, hatte sie zurückgeschrieben, doch die wechselseitigen SMS hatten sich noch bis zum nächsten Tag hingezogen. Bill hatte sich per SMS nach Toffee erkundigt, und Zoe hatte Fragen nach Lulu angeschlossen, woraus sich dann die unterschwellige Frage entwickelt hatte, ob man sich am Samstag wiedersehen würde. Dies hatte schließlich zu der Einladung geführt, am Dienstag gemeinsam zu Mittag zu essen.
Was auch in die Tat umgesetzt worden war. Sie hatten Baguettes gegessen, während sie mit Lulu durch den Park spaziert waren. Dieses Mal jedoch hatte Zoe das Gespräch ganz bewusst immer wieder auf Bill gelenkt, sodass sie nicht gezwungen war, etwas über sich preiszugeben. Bei ihrer Unterhaltung waren sie nicht bis zum Thema Familie vorgedrungen, und von sich aus hatte Zoe es gar nicht erst anschneiden wollen. Da er aber nun wusste, was sie nicht gern aß (Blauschimmelkäse und Möhren), und sie erfahren hatte, dass er auf dem Ellbogen eine Narbe von einem Mopedunfall besaß, der in der Zeit zwischen seinem Schulabschluss und dem Studienbeginn passiert war, konnten sie nun nicht mehr zu belangloseren Themen zurückkehren. Es sähe daher mehr als seltsam aus, wenn sie in dieser Situation immer noch nicht von ihrer geschiedenen Ehe und den zwei Söhnen erzählen würde.
Die Sache mit Bill gehörte definitiv zu den positiven Aktivitäten in ihrem Leben, redete sich Zoe ein und parkte vor dem Hundeheim. Sie war standhaft gegenüber Toffee, standhaft gegenüber den Jungs, standhaft gegenüber sich selbst – was in diesem Fall bedeutete, dass sie sich den Dingen stellen musste, nämlich ihrer gescheiterten Ehe und der Frage nach dem Leben danach.
Als sich Zoe ihrer Freundin
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