Herzensbrecher auf vier Pfoten
ja wichtige Nachrichten sein! Möchten Sie sich vielleicht so lange noch hinsetzen?«
Natalie zwang sich, im überfüllten Wartezimmer die bunten Poster für Schwangerschaftsberatungen und Zigarettenentzugskliniken anzuschauen, doch innerlich gingen ihr immer wieder alle möglichen Gründe durch den Kopf, warum Dr. Carthy sie so schnell hatte sehen wollen.
Vielleicht war sie schon längst schwanger? Vielleicht hatte die Blutuntersuchung dies trotz allem erwiesen? In den Zeitschriften konnte man immer wieder von solchen Fällen lesen. Sobald man sich für eine Behandlung gegen Unfruchtbarkeit anmeldete oder sich eine richtig teure Jeans kaufte, wurde man schwanger.
Vorsichtig sah sie zu Johnny hinüber, der lässig ein Top-Gear- Magazin aus dem vergangenen Jahr durchblätterte, als warte er auf den Bus. Der Befund über ihre künftige Familienplanung schien ihn kaltzulassen.
Sie fragte sich, ob wohl alle Patienten ahnen würden, warum sie heute hier waren. Johnny und Natalie Hodge. Können kein Baby zeugen. Haben nicht genug Sex. Haben nicht den richtigen Sex. Reden nicht darüber, was passiert, wenn das Problem doch nicht nur darin bestehen sollte, die fruchtbaren Tage einfach falsch berechnet zu haben.
Natalie starrte auf ein Poster, das für Babyschutzimpfungen warb, und merkte, wie ihr Magen plötzlich rebellierte. Johnny betonte immer wieder, welch eine tolle »Mutter« sie für Bertie geworden war. Was aber, wenn das Füttern nicht reichte? Was, wenn sie körperlich einfach nicht in der Lage war, die glückliche Familie zu vervollständigen, die er sich wünschte? Wenn schon eine blutige Geburt Männern die Lust am Sex verderben konnte, was um alles in der Welt würde dann in seinen Augen eine künstliche Befruchtung mit Natalie Hodge, der Supermutter, anstellen, die er immer noch durch die rosarote Brille betrachtete?
Auf der digitalen Anzeige erschienen ihre Namen: Johnny Hodge, Natalie Hodge, Zimmer sechs. Und dann noch ein Pfeil.
»Ah, wir sind dran.« Johnny legte das Magazin wieder auf den Tisch zurück und schien ihre Anspannung nicht zu bemerken. Auf dem Weg ins Behandlungszimmer lächelte er sogar Lauren freundlich zu.
Dr. Carthy saß an seinem Schreibtisch, als Johnny mit einem fröhlichen »Hallo!« ins Zimmer schritt, und deutete auf die Stühle, die vor dem Schreibtisch standen. Natalie ließ sich auf dem ersten nieder, damit Johnny genügend Platz hatte, um seine langen Beine übereinanderzuschlagen.
»Hallo, Natalie! Johnny!«, begrüßte sie der Doktor und blätterte durch ihre Akten. Natalie war seit ihrem zwölften Lebensjahr bei Dr. Carthy in Behandlung, weshalb sie die ganze Situation als umso unangenehmer empfand; es war, als würde sie mit ihrem Vater über ihre Periode reden.
»Nun, ich habe Sie beide hergebeten, weil Ihre Testergebnisse vorliegen.«
»Aber ich habe doch nur eine Blutabnahme gehabt!«, hob Natalie hervor. »Die hat am einundzwanzigsten Tag meines Zyklus stattgefunden. Aber auch am fünften Tag hätte Blut abgenommen werden müssen. Und was ist mit der Ultraschalluntersuchung? Vielleicht habe ich ein Myom an meiner Gebärmutter. Im Internet habe ich etwas darüber gelesen, wie …«
Als Dr. Carthy nicht darauf einging, verlor sich ihre Stimme. »Ich weiß«, entschuldigte sie sich schließlich. »Das Internet ist eine gefährliche Quelle.«
Dr. Carthy hüstelte. »Nein, nein, ich bin durchaus froh, dass Sie versuchen, dieses komplexe Thema in Angriff zu nehmen. Sie wären überrascht, wie wenig manche Leute über ihren eigenen Körper wissen. Das Ergebnis des Ultraschalls ist sehr erfreulich, Natalie – Sie haben keine Zysten an den Eierstöcken, keine Endometriose, nichts.« Er blätterte durch seine Unterlagen und holte dann ein einzelnes Schreiben hervor. »Wir müssen jedoch leider eine weitere Spermaprobe von Johnny einschicken.«
»Eine weitere Probe? Warum?« Natalie war verwirrt. Sie spürte, wie Johnny auf seinem Stuhl nervös herumrutschte.
»Die Ergebnisse seiner Probe beschreiben eine sehr niedrige Spermienzahl, was vielleicht aber nur ein kurzzeitiges Phänomen ist – einer von zehn Tests bescheinigt ein abnormales Ergebnis, bei einem zweiten Test stellt sich oft alles als harmlos heraus.«
»Abnormal?«, wiederholte Johnny mit zugeschnürter Kehle.
Dr. Carthy sah zu ihnen beiden auf, und Natalie stellte erschrocken fest, dass er diesen »Je schneller, desto besser«-Ausdruck in den Augen hatte. »Als Standardmenge gelten etwa zwanzig
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