Herzensbrecher auf vier Pfoten
einjagen.«
Rachel wollte gerade Megan um eine Tasse Tee bitten, doch nach dieser Bemerkung fuhr sie herum. Georges Mundwinkel umspielte ein sarkastisches Lächeln, und vollkommen ohne Vorwarnung spürte Rachel plötzlich, wie Wut in ihr hochstieg – die erste Gefühlsregung, seit sie Oliver verlassen hatte, die nichts mit ihm zu tun hatte.
»Man kann auch jederzeit Duftkerzen dort aufstellen«,schlug er vor, als er ihre Verärgerung bemerkte. »Feng-Shui wäre vielleicht auch eine Möglichkeit.«
Dieser eingebildete Mistkerl macht sich lustig über mich, dachte Rachel. Er denkt wohl, ich sei so ein Londoner Prinzesschen, das nicht in der Lage ist, auch nur einen Fuß in Dots Zwinger zu setzen! Und nur, weil ich keinen haarigen Köter im Schlepptau habe, meint er, das Recht zu besitzen, sich über mich mokieren zu dürfen! Da täuscht er sich aber gewaltig!
Sie stellte ihre Laptoptasche neben dem Tisch ab und streifte sich die Ärmel der langen Strickjacke aus reinem Kaschmir hoch.
»Wenn man in London arbeitet, ist man an unangenehme Gerüche gewöhnt«, erwiderte sie. »Sollen wir gehen, Megan?«
Megans Blick huschte zwischen Rachel und George umher, die Augenbrauen fragend hochgezogen. Dann setzte sie die Tasse Tee ab, die Freda ihr eingeschenkt hatte, und wies Rachel den Weg zu den Hundezwingern.
Die Zwinger grenzten an die Rückseite des Hauses und waren mit diesem durch einen hübschen, schwarz-weiß gefliesten Gang verbunden; auch hier waren die Wände mit fröhlichen Fotos älterer Hunde mit ihren neuen Herrchen dekoriert. Große Fenster eröffneten den Blick auf die Apfelwiese und die hügelige Landschaft, die sich dahinter erstreckte. Während sie den kurzen Gang durchquerten, erinnerte sich Rachel an das Testament und die darin erwähnten knapp sechs Hektar Land hinter dem Haus. Somit war sicherlich genügend Land vorhanden, auf dem die Hunde herumtollen konnten.
Megan stieß die schweren Feuertüren zum Zwingerbereich auf. Mit einem Schlag konnte Rachel die Hunde riechen; es roch nach Hundekuchen und dem leicht öligen Geruch von Fell und Haaren. Über allem schwebte der Geruch von Fleisch und Bleichmittel. Es roch zwar seltsam, aber nicht unangenehm. Rachel hatte jedoch das Gefühl, dass sie die Angst der Hunde praktisch spüren konnte, dass deren Anspannung, aufgestaute Energie und Verwirrung in der Luft hingen.
Der makellos reine Zwingerbereich selbst bestand aus Stahl, Beton und Glas. Als Rachel sich umschaute, konnte sie auf beiden Seiten des gefliesten Mittelgangs Zwinger sehen, an deren Vorderseite sich Gitter befanden. Zudem lag auf der einen Seite des Gangs ein kleiner Büroraum sowie eine Küche auf der anderen Seite. Am anderen Ende des Zwingerbereichs konnte sie ein großes, altes Stalltor erkennen. Da die obere Hälfte des Tors geöffnet war, strömten frische Luft und Sonnenstrahlen herein. Seltsamerweise hatte es fast den Anschein, als würden die Hunde einem Podiumsgespräch im Radio folgen, begleitet von einem leisen Knurren.
»So, da sind wir!«, rief Megan fröhlich und breitete die Arme aus. »Willkommen im neuen Zuhause unserer Streuner und Heimatlosen.«
Beim Klang ihrer Stimme entwickelte sich das Japsen und Knurren zu einem lauten Gekläffe – tiefes, donnerndes Gebell mischte sich mit hohem Gejaule, das Rachel in den Ohren dröhnte. So etwas hatte sie noch nie gehört.
»Schschschsch!«, rief Megan, jedoch ohne Erfolg.
»Wie viele Hunde sind hier derzeit untergebracht?«, erkundigte sich Rachel, die schreien musste, um das laute Gebell zu übertönen.
»Fünfzehn, sofern wir keine Neulinge hereinbekommen haben, während ich weg war.« Megan warf einen Blick in ein Buch, das auf dem Bürotisch lag, während sie gleichzeitig den Anrufbeantworter abhörte. »Tut mir leid, aber wir bekommen oftmals Anrufe von Leuten, die angesichts des ungezogenen Verhaltens ihrer Hunde mit ihrem Latein amEnde sind und darum die Hunde bei uns abgeben wollen. Ich versuche dann immer, sie zu beruhigen und sie davon zu überzeugen, den Hund erst einmal zu behalten, bevor sie … O nein, nicht schon wieder! Sorry, Rachel, aber diese Spinnerin aus Madden versucht zum mindestens zehnten Mal in diesem Jahr, uns ein paar Scottish Terrier anzudrehen. Wenn sie nur ihren Hintern hochbekommen und mit den Tieren zur Hundeschule gehen würde, dann täte sie uns damit allen einen großen …«
Sie schnappte sich einen Bleistift und deutete auf die Hundezwinger. »Willst du dir die Jungs mal
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