Herzensbrecher auf vier Pfoten
anschauen? Zieh dir aber besser diese Gummistiefel hier an. Geh langsam und steck auf keinen Fall deine Finger durch die Gitterstäbe.«
Rachel merkte, wie entsetzt sie Megan angestarrt haben musste, da diese schnell fortfuhr: »Sie beißen nicht, aber ein paar von ihnen sind um diese Tageszeit recht hungrig.« Vom Schreibtisch nahm sie eine Packung mit Hundekeksen und warf sie Rachel zu. »Gib jedem von ihnen ein oder zwei Stück, aber nicht mehr – um sechs Uhr bekommen sie ihr Futter.«
Rachel schlüpfte in die Gummistiefel, die neben der Tür standen, und ging vorsichtig auf den ersten Zwinger zu. Der Geruch von Fell und Hundeatem wurde intensiver. Wie George vorhergesagt hatte, wurden ihr Rock und die blickdichten Strümpfe schon grau vor Hundehaaren.
Ich hätte mir Jeans mitbringen sollen, dachte Rachel verärgert. In ihrer Eile, die Wohnung zu verlassen, hatte sie alles in die Taschen gestopft, was sie beim letzten Mal von der Reinigung abgeholt hatte, und den Rest ihrer Kleidung eingelagert. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war sie sich jedoch nicht sicher, ob es in ihrem Kleiderschrank mit der modischen Arbeitskleidung überhaupt etwas gab, das für die Arbeit in einem Hundezwinger geeignet war.
Ohne jede Vorwarnung schob sich eine feuchte Hundeschnauze durch die Gitterstäbe. Rachel sprang erschrocken zurück, als ein großer Hund mit den Pfoten an das Gitter schlug und dieses zu wackeln begann.
»Mein Gott!«, keuchte sie und fasste sich an den Hals. »Nicht!«
Gegen ihren Willen schmolz sie dann jedoch dahin, als ihr Blick auf einen hübschen, rot-weiß gefleckten Basset mit einem leicht faltigen Gesicht fiel, der eifrig an ihr schnüffelte und eine Pfote in einer flehentlichen Geste an die Gitterstäbe hob, sodass sich die Ballen zwischen den Stäben durchdrückten und zarte Haarbüschel zwischen ihnen zu erkennen waren. Rachel hatte keine Ahnung, wie alt der Hund war, doch allem Anschein nach musste sein Körper noch anständig wachsen, um zu den riesigen Pfoten und den langen Hängeohren zu passen. Der Basset wirkte wie ein Kind, das Kleidung trug, in die es erst in einem Jahr hineinwachsen würde.
Über dem Käfig hing ein Schild, das Rachel überflog, während der Hund den neuen, interessanten Geruch, den sie ausströmte, genüsslich einsog. Die Schrift stammte eindeutig von Dot, doch der Ton, in dem das Schild verfasst war, entstammte eindeutig dem Hund vor ihr.
»Mein Name ist Bertie, und ich bin etwa ein Jahr alt. Meine Leute sind mit mir im Park spazieren gegangen, sind dann aber einfach weggefahren, ohne mich mitzunehmen. Zwar habe ich versucht, ihnen hinterherzulaufen, aber leider war ich nicht schnell genug, weil ich, wie Sie vielleicht sehen können, nur sehr kurze Beine habe. Ich sehne mich danach, von jemandem hier abgeholt zu werden, da es allein nicht so schön ist. Ich suche nach einem geduldigen Pärchen mit Sinn für Humor, das sich einen Hund wünscht, der ebenso viel Spaß versteht.
PS: Wenn ich einmal groß bin, werde ich ausgedehnte Spaziergänge lieben – obwohl ich zugegebenermaßen eher so aussehe, als würde ich lieber vor eurem Kamin liegen.«
Rachel spürte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, während der Hund an ihrer Hand leckte, in dem verzweifelten Versuch, sich dadurch ihre Zuneigung zu sichern. Wie konnte jemand einen solch süßen Welpen einfach aussetzen? Wie konnte man einen Hund, der einem vertraute, einfach so zurücklassen, um ihn davon abzuhalten, einem nach Hause zu folgen? Rachel biss sich auf die Lippe, als sie das weiche Ohr des Hundes kraulte und sich Mühe gab, dabei nicht allzu sehr an diese traurige Geschichte zu denken.
An jeder Zwingertür hingen solche Schilder; Rachel war sich unschlüssig, ob sie sie wirklich lesen wollte, doch eine schreckliche Neugier zwang sie dazu.
Sie drehte sich zum gegenüberliegenden Zwinger um, wo in der hinteren Ecke in einem Körbchen ein trauriger kleiner Pudel lag, der sich nicht einmal mehr die Mühe machte, den Besucher genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Schild über seinem Zwinger war bedeutend fröhlicher als das Häufchen Elend, das Rachel vor sich hatte.
»Hallo, ihr Lieben! Ich bin Lulu! Bitte seht über meinen Bad-Hair-Day hinweg – denn unter diesen ganzen Knoten und Zotteln bin ich nämlich in Wahrheit ein echtes Showgirl. Mein letzter Besitzer hat sich aber leider nicht die Mühe gemacht, mich zu bürsten, sich anständig um mich zu kümmern oder mich jeden Tag zu
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