Herzensbrecher auf vier Pfoten
langer Pony war ihr bis in die Augen gewachsen, und obwohl dies einen gewissen Boheme-Charme besaß, war ihre Angewohnheit, sich das Haar aus dem Gesicht zu schütteln, sogar noch schlimmer geworden.
Immer mehr freiwillige Helfer betraten in regensicherer Kleidung die Küche, und Spencer und Leo stürzten geradewegs auf den Ofen zu, wo Freda Shackley die Bacon-Sandwiches zubereitete.
»Zoe, Sie sind ein Goldstück«, erklärte Rachel, als Spencer sich eine Extraportion Ketchup auf das Sandwich spritzte. Zu Zoes großem Entsetzen ignorierte er die Papierserviette, die Freda ihm um das Sandwich wickeln wollte. »Es tut mir sehr leid, Sie an Ihrem freien Tag damit belästigen zu müssen, aber so ertrage ich meine Haare keinen Tag länger. Sie treiben mich in den Wahnsinn!«
Zoes Blick glitt durch den Raum, immer auf der Suche nach ihren Söhnen und dem Welpen. Leo, dessen Gesicht mittlerweile ebenfalls ketchupverschmiert war, wälzte sich mit Toffee unter dem Tisch. Das Fußballspiel hatte sie wohl doch nicht so ermüdet, wie Zoe gehofft hatte.
Von Bill war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Zoe gab sich Mühe, nicht allzu enttäuscht zu sein.
»Kein Problem!«, erwiderte sie. »Spencer, du brauchst nicht noch mehr Tomatensauce auf deinem Sandwich!«
Er warf ihr einen widerspenstigen Blick zu und fügte noch eine Extraportion Ketchup hinzu. Böse runzelte Zoe die Stirn.
Als Rachel sein klebriges Gesicht sah, wurde ihr ein wenig flau im Magen. »Geben Sie ihnen nichts zu essen?«
»Doch, andauernd sogar. Es ist, als würde man Kohle in eine Dampfmaschine schaufeln. Es hört nie auf. Soll ich dafür sorgen, dass die beiden nach draußen gehen? Wo soll ich Ihnen die Haare schneiden?«
»Im Büro im Zwingertrakt«, antwortete Freda ein wenig zu hastig. »Dort könnten Sie auch das Telefon im Auge behalten.«
»Prima. Kommt, Kinder!« Zoe schob ihre Söhne nach draußen und wünschte sich inständig, den beiden eine Leine anlegen zu können wie Toffee, der sich ärgerlicherweise bei seiner heiß geliebten Trainerin Megan so verhielt, als könne er kein Wässerchen trüben.
Selbst wenn sie nicht gewusst hätte, dass Rachel in der PR-Branche arbeitete, hätte Zoe anhand ihrer Frisur feststellen können, dass sie Kundin in einem sehr guten Friseursalon in London gewesen war. Sie versuchte, sich nicht entmutigen zu lassen, als sie Rachels schwere schwarze Haare musterte.
Alles an Rachel strahlte, dachte Zoe. Ihre Nägel, das Haar, die Kleidung, das Auto. Das ist eben so, wenn man keine Kinder hat. Dann hat man genügend Geld, um einen Hunderter für den Friseur hinzublättern. Eine Sekunde lang war Zoe neidisch, ermahnte sich jedoch, dass sie auch dann niemals so viel Geld für einen Friseurbesuch ausgeben könnte, wenn sie kinderlos wäre.
Auf Megans Vorschlag hin übten Spencer und Leo, Toffee »Bleib!« beizubringen, nachdem er nun »Sitz!« mehr oder weniger beherrschte. Doch Toffee fand es viel spaßiger, die beiden durch das Büro zu jagen, als still zu sitzen und zu warten. Alle drei verursachten einen Höllenlärm, insbesondere Spencer, der Leo und Toffee lautstark herumkommandierte.
Während sie Rachel durch das Haar kämmte und die Schere ansetzte, spürte Zoe die Spannung, die von Rachel ausging. Es lag nicht einfach nur an ihren steifen Schultern; selbst ihr Haar schien unter Spannung zu stehen, was Zoe gelegentlich bei Kunden im Salon bemerkte. Generell besaß sie eine gute Antenne für die Stimmung ihrer Kunden.
»Seid ihr zwei jetzt mal ein bisschen leiser?«, schimpfte Zoe. »Tut mir leid«, wandte sie sich beschämt an Rachel. »An den Wochenenden drehen die beiden immer durch. Anstatt den Welpen zu erziehen, sollte ich es lieber einmal bei Spencer und Leo versuchen … Kann man in der Tierhandlung eigentlich Hundekäfige in Kindergröße kaufen?«
»Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?« Rachel klang irgendwie zögerlich, gar nicht so selbstbewusst wie sonst.
»Na sicher. Glauben Sie mir: Wenn es um eine Haartönung geht, gibt es keine Frage, die zu persönlich ist!«
»Nein.« Rachel hielt kurz inne und senkte dann die Stimme. Die Jungs waren zu weit entfernt und zu sehr in ihr Spiel vertieft, um etwas mitzubekommen. »Ist es sehr schwer, alleinerziehend zu sein? Ist es schwierig, für die Kinder Mutter und Vater zu sein und dennoch ein eigenes Leben zu führen?«
Mit einer solchen Frage hatte Zoe im Traum nicht gerechnet. »Na ja, eigentlich war die Sache auch anders geplant
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