Herzensbrecher auf vier Pfoten
sie, und du redest wie sie. Ich will einfach nicht, dass du wie sie endest, so einsam und traurig!«
»Warum bist du dann so gemein?«, platzte Rachel heraus.
Val öffnete die Lippen, um etwas zu erwidern, doch stattdessen ertönte ein Schluchzer. Val warf die Serviette auf ihren Stuhl und verließ die Küche.
»Was habe ich denn gesagt?« Rachels Angriffslust war mit einem Mal verpufft, und sie lehnte sich erschöpft an den Ofen. Sie wurde schnell müde. »Dad, mir ist klar, dass alles nicht so ganz dem entspricht, was sie sich vorgestellt hat, aber bitte – so schlimm ist es doch auch wieder nicht!«
»Sie hat etwas getrunken«, versuchte Ken zu erklären. »Und diese ganze Geschichte mit Dot geht ihr immer noch nahe. Du musst bedenken, dass sie sich die Schuld für das Geschehene gibt.«
»Wenn mir nur einmal jemand erklären würde, was es mit Dot auf sich hat! Vielleicht könnte ich dann sensibler mit dem Thema umgehen?«
Ken starrte zunächst Rachel an, bevor er zur Tür schaute. Dann klopfte er auf den Stuhl neben ihm. Rachel ging zu ihm und ließ sich neben ihm nieder.
»Da ist etwas, was du wissen solltest«, erklärte Ken leise. »Es geht um Felix und Dot. Deine Mutter weiß nichts davon, und ich bin mir nicht sicher, ob sie unbedingt Bescheid wissen sollte.«
Rachel fragte sich, wie um alles in der Welt ihr Dad so sicher sein konnte, dass Val keine Ahnung hatte. Und sie hoffte inständig, dass es nichts mit ihr zu tun hatte.
»Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll …«, stotterte Ken. »Es ist alles vor sehr langer Zeit passiert, aber es gab einen guten Grund, warum Dot Felix nicht geheiratet hat.« Ken hüstelte verlegen und hielt inne, als müsse er erst alles in eine gewisse Ordnung bringen, um selbst das Geschehene verstehen zu können. »Felix und Dot – wir haben die beiden nicht oft gesehen. Dot liebte London und ihr Leben in der Großstadt. Deine Mutter hat das nie verstanden.« Er schaute Rachel an und zwinkerte. »Vielleicht verstehst du sie in dieser Beziehung.«
Rachel nickte.
»Aber wir haben von ihr eine Menge über Felix gehört – wie gut er aussieht, welch schönes Haus er besitzt, was seiner Familie alles gehört und so weiter. Möglicherweise hat sich Dot auch ein wenig für uns geschämt, da wir nur einfache Leute aus Lancashire waren. Zumindest hat es deine Mutter so aufgefasst. Ein einziges Mal hat Dot Felix mitgebracht, und das war zur Feier von Amelias Taufe. Die beiden kamen in seinem hübschen weißen Jaguar angefahren und sahen darin wie zwei Filmstars aus. Ich denke, deine Mutter war ein wenig verärgert darüber, da es sozusagen ihr großer Tag war, außerdem hast du jede Menge Unfug angestellt. Darum hat Mum dich und Amelia nach dem Kaffee nach Hause gebracht, und wir – Dot, Felix und der ein oder andere Freund –sind noch im Hotel geblieben, um ein paar Drinks zu uns zu nehmen.« Ken schaute Rachel wehmütig an. »Eines muss man Dot lassen – damals war sie eine echte Partylöwin, und Felix hatte sozusagen als Taufgeschenk ein wenig Geld beim Barkeeper hinterlegt.«
»Ich wette, dass das Mum nicht besonders gefallen hat.« Da kam ja ganz schön was zusammen!
Ken nickte zustimmend. »Na, der Nachmittag schritt voran, und wir hatten alle ein paar Gläschen zu viel getrunken, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Am Schluss, als wir gingen, haben wir uns alle in den Armen gelegen …« Ken wurde tiefrot. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, Rachel, aber Felix ließ keinen Zweifel daran, dass er mehr wollte als nur eine Umarmung. Von mir. Als ich ihm dann sagte, dass dies definitiv nicht zur Debatte stünde, wurde er schlagartig nüchtern und behauptete, es nicht ernst gemeint zu haben. Ich war da aber anderer Meinung.«
»Dad!« Rachel war erschüttert. Sie stellte sich ihren grauhaarigen Dad mit Anfang dreißig vor – damals war er ein gut aussehender, fußballspielender Kumpeltyp gewesen. Doch er war kein Mann gewesen, der viel über diese Dinge wusste; Frauen hatten damals eher selten erste Annäherungsversuche bei ihm gemacht.
»Versteh mich bitte nicht falsch: Ich habe kein Problem mit Männern wie ihm.« Ken schaute schnell zur Tür hinüber, falls Val plötzlich zurückkommen sollte. »Jeder, wie er mag, wie man so schön sagt. Felix schämte sich wirklich sehr für seinen Vorstoß, der arme Kerl. Aber ich musste es Dot sagen. Meiner Meinung nach hatte sie ein Recht auf die Wahrheit, da es doch zwischen den beiden immer ernster
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