Herzensbrecher auf vier Pfoten
würde das Thema damit endlich vom Tisch sein. »Ich verrate dir mal, welcher Mann so etwas tut: ein Mann, der um fünf Uhr in der Früh aufsteht, um Lämmchen auf die Welt zu bringen, und so lange nicht ins Bett geht, bis die Aufgabe erledigt ist! Und ich bin mir sicher, dass er dasselbe über mich sagen könnte – was er aber nicht tut. Immerhin bin ich auch nicht mehr einundzwanzig!«
»Das Thema sollten wir besser erst gar nicht anschneiden, Rachel!«, rief ihre Mutter. »Was das betrifft, mache ich mir schon seit Jahren Sorgen!«
»Warum freust du dich dann jetzt nicht? Was willst du eigentlich?« Rachel hatte keine Ahnung, ob es an den Hormonen oder den stressigen Vorbereitungen für den Tag der offenen Tür lag, doch ihre Gefühle schienen ihr wie kleine heiße Ameisen unter der Haut zu brennen. »Ich bin schwanger, ich kenne den Vater, er ist weder verheiratet noch arbeitslos oder … oder … ein komischer Vogel …« Sie stand auf und ging hinüber zum Ofen, wo sie sich am Handlauf abstützte. »Er hatte keine ernsthafte Beziehung in letzter Zeit. Na und? Wäre es dir lieber, irgendein verheirateter Ehemann hätte mich geschwängert?«
Val verzog das Gesicht. »Du musst mit diesem dramatischen Getue aufhören, wenn du erst einmal Mutter bist«, erwiderte sie spitz. »Dann geht es nämlich nicht mehr nur um dich.«
Rachel drehte sich Hilfe suchend zu ihrem Vater um. »Dad?«
»Ich finde, er ist ein netter Kerl, Rachel«, erklärte Ken. »Ich mag ihn.«
»Hast du dich schon mal erkundigt, warum er in seinem Leben noch keine Frau gehabt hat?«, zischte Val. »Findest du das nicht komisch?«
»Wenn du damit andeuten willst, dass er schwul sein könnte, Mum, dann kann ich nur so viel dazu sagen: Der leibhaftige Gegenbeweis steht vor dir«, schnappte Rachel zurück. »Wir mussten nicht gerade eine künstliche Befruchtung vornehmen!«
»Vielleicht sucht er einfach nur nach einer Haushälterin!«
»Dann hat er aber einen sehr komplizierten Weg eingeschlagen, um eine zu finden – eine, bei der sogar ein gekochtes Ei anbrennt …«, erwiderte Ken heiter. Sowohl Val als auch Rachel starrten ihn böse an. Resignierend hob Ken die Hände. »Entschuldigung.«
»Warum kannst du dich nicht einfach für mich freuen, Mum?«, fragte Rachel.
»Ich will dir doch nichts Böses!« Val schaute sie beklommen an. »Es ist nur … Schau dir doch bloß einmal die arme Dot an! Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas Ähnliches widerfahren sollte! Schlimm genug, dass ich zugelassen habe, dass meiner eigenen Schwester das Herz gebrochen wurde von einem Mann, der keine feste Bindung eingehen konnte. Damals habe ich etwas Falsches gesagt, und dann …«
Rachel unterbrach sie. »O nein! Dot ging es sehr gut, soweit ich das beurteilen kann, Mum. Hast du dir einmal ihren Kleiderschrank angesehen? Oder ihren Schmuck? Sie hatte ein verdammt schönes Leben mit einem Mann, der ihr Diamanten geschenkt hat. Sie war diejenige, die die Hochzeit abgesagt hat!«
»Hochzeit?« Überrascht riss Val die Augen auf.
»Ja, Hochzeit.« Rachel konnte es kaum fassen, dass sie zum ersten Mal etwas über ihre Familie wusste, was nicht einmal Val bekannt war. »Sie wollten heiraten, doch sie hat die Hochzeit abgesagt. Ich habe eine Nachricht von ihm gefunden, ebenso ein Diamantencollier, das wohl sein Hochzeitsgeschenk war. Also hast du kein Recht, den armen Felix als verschrobenen Junggesellen darzustellen, wenn in Wahrheit Dot diejenige war, die nicht heiraten wollte!«
Rachel war so richtig in Fahrt geraten und bemerkte daher die Warnsignale nicht, die Ken ihr anzudeuten versuchte. »Vielleicht war sie ja tatsächlich so egoistisch, wie jeder dachte! Vielleicht wollte sie aber auch ganz einfach nicht wie alle anderen sein! Was ist denn so schlimm daran, anders zu sein?«
»Was hast du gefunden?«, fragte Val und stand auf. Zum ersten Mal in ihrem Leben bemerkte Rachel, dass ihre Mutter wirklich aufgebracht war. »Was hast du gelesen?«
»Eine Nachricht. Eine Nachricht von Felix. Warum?«
»Vally!«, warnte Ken. »Lass es sein! Ich habe dir tausendmal gesagt, dass es nichts mit dir zu tun hatte, Liebes!«
»Nicht alles hat immer etwas mit dir zu tun«, pflichtete Rachel ihm bei. »Manche Menschen schaffen es allein, eine Sache in den Sand zu setzen – auch ohne dein Zutun!«
Die Lippen zusammengepresst, starrte Val Rachel über den Tisch hinweg an. »Du bist ganz genau wie sie, Rachel«, erklärte sie. »Du siehst aus wie
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