Herzensbrecher auf vier Pfoten
Weihnachtsfeiertag eine Familienfeier organisiert und allen mit ihren Geburtstagskarten auf die Nerven geht.
Rachel merkte, wie ihre Haut wieder von Kopf bis Fuß zu prickeln begann. Die Geschichte wiederholte sich. Dot hatte ihre Beziehung mit einem attraktiven Mann vermasselt, und nun war es ihr selbst ebenso ergangen. Vielleicht war es unumgänglich, und man musste es als eine Art Charakterzug betrachten. Wie Dots Leben in der hiesigen Abgeschiedenheit.
»Amelia denkt, du …«, fing Val an, wurde jedoch prompt von Rachel unterbrochen.
»Das heißt nicht, dass ich Amelia nicht lieb habe«, stotterte sie. »Es ist nur … Wir leben ein völlig unterschiedliches Leben. Sie hat Grace und Jack und denkt, dass ich … na ja, egal. Ich weiß nie, was ich ihr sagen soll. Nur, weil man miteinander verwandt ist, heißt das ja nicht, dass man sich automatisch gut versteht und sich viel zu sagen hat.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen, das sich dieses Mal jedoch von den anderen Momenten der Stille unterschied. Rachel meinte, ein Seufzen zu hören.
»Ganz genau.«
Rachel blieb vor dem großen Doppelbett stehen und fragte sich, ob der attraktive Felix wohl jemals in diesem Zimmer Dot an seinen nackten Körper gepresst hatte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
»Hast du schon im Kleiderschrank nachgesehen?«, schlug Val in einem Tonfall vor, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie das Thema wechseln wollte. »Jetzt, da ich so darüber nachdenke, solltest du auch einmal Ausschau halten nach dem Schmuck, den Felix ihr geschenkt hat. Darunter waren ein paar wirklich hübsche Stücke; die könntest du Amelia und Grace geben, wenn sie ein bisschen älter ist.«
»Ich kann niemandem etwas überlassen, bevor das Testament nicht bestätigt ist.«
»Aber nachsehen wirst du ja wohl können.«
Rachel öffnete Dots bescheidenen Kleiderschrank und machte sich darauf gefasst, mit dem Geruch von Mottenkugeln und alten muffigen Mänteln konfrontiert zu werden.Überrascht blinzelte sie jedoch, als ihr kräftige smaragdgrüne und kirschrote Farbtöne ins Auge fielen. Im Schrank schimmerten Kleider und Jacken aus Satin und Brokat wie Juwelen in einer Schmuckschatulle zwischen dunklen Wollkostümen hervor. Elegante Hutschachteln und mit Seidenpapier ausgestopfte Schuhe bedeckten den Schrankboden, während sich in den Schubladen der anderen Schrankhälfte jede Menge Handschuhe und gefaltete Halstücher und Schals befanden. Die silberne Bürste und der Silberspiegel ihrer Urgroßmutter lagen oben auf den Schubladen, achtlos auf eine Schachtel aus einem Dessousgeschäft aus Mayfair geworfen.
»Hast du sie gefunden?«, erkundigte sich Val, die sich nichts sehnlicher zu wünschen schien, als vor Ort zu sein, um die Aufgabe eigenhändig zu erledigen.
Rachel musste grinsen. Jede Wette, dass ihre Mutter sich vorgestellt hatte, dass Dot sie wie eine pflichtbewusste alte Jungfer auf dem Frisiertisch liegen hatte, dachte Rachel und mochte Dot gleich noch viel mehr. Sie lagen auf einem Geschenk ihres reichen Liebhabers. Ich frage mich, ob Amelia sich nicht vielleicht mehr über den Inhalt der Geschenkbox freuen würde?
»Ich habe sie«, antwortete Rachel. »Du kannst Dad ausrichten, dass ich heute Nachmittag nach seinen Acker-Bilk- Schallplatten suchen werde.« Sie zog ein langes, silberfarbenes Kleid aus dem Schrank, das verführerisch wie eine Schlangenhaut raschelte. Es roch immer noch nach Shalimar.
Dot! , dachte Rachel. Was hast du bloß angestellt , dass du dich hier so versteckt hast? Die Aussicht, sich um die Haushaltsauflösung zu kümmern, schien mit einem Mal viel interessanter zu sein.
»Braves Mädchen!«, lobte Val und klang wieder ganz wie die Alte. »Hast du dir freigenommen? In deiner Firma müsste doch jeder dafür Verständnis haben nach diesem schmerzlichen Verlust.«
»Hmm.« Felix musste Dot zu einigen noblen Restaurants und Feiern mitgenommen haben, dachte Rachel und strich über weichen Samt und changierenden Satinstoff. Vielleicht hatten sie die gleichen Orte wie sie und Oliver besucht?
»Mum, hör mal, ich rufe dich zurück, ja? Ich muss jetzt leider los«, erklärte sie und schwor sich insgeheim, Val beim nächsten Mal von ihrer Kündigung zu erzählen.
Dann setzte sie sich auf die Tagesdecke und las Dots Brief.
Liebe Rachel ,
wenn du dies hier liest, bin ich schon längst tot, du hast den Notar getroffen und nun die Aufgabe vor dir, mein Haus aufzulösen. Du Arme! Du sollst jedoch
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