Herzensbrecher auf vier Pfoten
Chester wirklich krank war, darum …
Bevor sie sich’s versah, hatte sie schon auf die Taste »George Handy« gedrückt, und es klingelte nur zweimal, bevor er abnahm.
»Gibt es Probleme, Rachel?«, fragte er. »Flusen auf Ihrem Rock? Oder wollen die Hunde nicht so, wie Sie wollen?«
»Nein, es ist Chester«, erwiderte sie, da ihre Sorge größer war als die Versuchung, auf seine Sticheleien einzugehen. »Ich glaube, er ist krank. Er hat Durchfall und liegt ganz apathisch in seinem Korb.« Rachel ging zurück zu seinem Zwinger, doch Chester hatte sich immer noch nicht gerührt. »Er liegt einfach nur da, als würde er gleich sterben.«
»Immer mit der Ruhe, keine Panik.« Georges Tonfall strahlte eine gelassene Autorität aus. »Hat er sich übergeben? Hat er eine heiße Schnauze?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Rachel. Sie fühlte sich vollkommen machtlos in ihrer Sorge um den kleinen Hund. »Was soll ich tun? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«
»Nein, das glaube ich kaum. Wahrscheinlich ist es nichts Ernstes, aber zur Sicherheit werde ich kurz vorbeikommen und ihn mir anschauen. Behalten Sie ihn so lange im Auge und achten Sie darauf, dass er frisches Wasser hat – ich bin gleich bei Ihnen.« Er legte auf. Rachel blieb einen Augenblick unschlüssig stehen. Eine solche Hilflosigkeit und Panik hatte sie noch nie verspürt. Wie konnte George in einer derartigen Situation bloß so ruhig bleiben?
Sie schnappte sich eine saubere Decke vom Stapel im Schrank, kehrte zu Chester zurück und legte die Decke um seinen kleinen Körper. Er zitterte wie Espenlaub. Als er sie jedoch neben sich bemerkte, wackelte er kraftlos, aber dankbar ein wenig mit dem Schwanz. Rachel zerriss es beinahe das Herz.
»George kommt gleich«, redete sie beruhigend auf ihn ein. »Ich kümmere mich jetzt schnell um die anderen Hunde, werde dich aber dabei nicht aus den Augen lassen, in Ordnung? Bitte stirb nicht, bevor George hier ist!«
Chester wackelte noch einmal mit dem Schwanz, dieses Mal jedoch noch kraftloser als zuvor. Auch das Kläffen der Staffies am anderen Ende der Zwingerreihe war verstummt.
14
I nnerhalb der nächsten Viertelstunde säuberte Rachel alle Zwinger und überprüfte die Decken und Körbe. Währenddessen hielt sie die ganze Zeit über Chester fest im Blick, der teilnahmslos in seinem Körbchen lag und sie nicht einmal mehr beobachtete. Die anderen Hunde waren verstummt und schienen zu spüren, dass irgendetwas im Gange war. Noch bevor die Sendung »Front Row« bei Radio Four zu Ende war, öffnete sich die Feuertür, und Georges vertraute breite Schultern füllten den Türrahmen.
Noch nie hatte sich Rachel derart gefreut, ihn zu sehen.
»Das ging aber schnell!«, stellte sie überrascht fest, wischte sich die Hände ab und eilte zur Tür.
»Wie heißt es so schön? Ich war gerade in der Gegend.« Schon hatte George seine Arzttasche geöffnet. »So, wo ist denn der kleine Patient?«
»Hier.« Rachel öffnete den Zwinger und lief besorgt im Gang auf und ab, während George zu Chester hineinging und vor seinem Korb niederkniete. »Wird er wieder gesund?«
»Du meine Güte, Chester, was hast du denn bloß gefressen? Na dann, alter Junge, lass mich mal sehen.« George murmelte freundlich und beruhigend auf den Spaniel ein, was auch bei Rachel seine Wirkung nicht verfehlte. »Lass mich raten: Hast du ein verrottetes Kaninchen verdrückt? Oder warst du schon wieder am Mülleimer?«
Rachel sah zu, wie Georges Hände professionell überChesters Kopf strichen. Diese Beobachtung war hypnotisierend, und die Kombination von Begabung und Zärtlichkeit, mit der er das Augenlid des Hundes hochzog und den kleinen Körper untersuchte, wirkte ziemlich sexy, wie Rachel überrascht feststellte. Dann erhob sich George.
»Was hat er?«, erkundigte sich Rachel besorgt. »Besteht die Gefahr, dass sich auch die anderen Hunde anstecken?«
»Ich denke nicht.« George rieb sich die Hände mit einem antibakteriellen Gel ein. »Wahrscheinlich hat er sich das Ganze selbst eingebrockt, als er heute draußen war. Aber es kann nicht schaden, während der nächsten Stunden ein Auge auf ihn zu haben, falls es schlimmer werden sollte. Sie haben doch diese Isolations-Hundeboxen im Hauswirtschaftsraum? Wir sollten ihn heute Nacht in einer der Boxen unterbringen, dann können Sie regelmäßig nach ihm sehen.«
»Sind Sie sicher, dass es nichts Ansteckendes ist?« Besorgt riss Rachel die Augen auf und war dankbar, dass sich George zum
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