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Herzensjunge

Titel: Herzensjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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zehren sie auch an den Kalorien.
    »Andreas und Lena haben sich getrennt«, sagt Jan.
    Er sieht wohl meinem Gesicht an, dass ich davon keine Ahnung hatte, denn er schiebt gleich ein »Ist gerade erst passiert« hinterher.
    Stimmt auch nicht ganz mit keiner Ahnung. Ich hatte es schon eine Zeit lang im Gefühl. Nur dass es vollzogen wurde, wusste ich nicht.Vertraut mir mein großer Bruder nicht mehr? Oder fällt es ihm leichter, so was unter Männern mitzuteilen? Vielleicht hat Jan diese Neuigkeit ja auch aus Lenas Küche, obwohl er sich dort nicht mehr oft aufhält. Gibt eine Verstimmung zwischen Lenas Vater und Jens Torge. Vermutlich, weil Jans Vater wieder nach Husum will.
    »Weißt du Näheres?«, frage ich.
    »Ihre Interessen sind wohl einfach zu unterschiedlich«, sagt Jan. »Aber sie bleiben gute Freunde, wie es so nett heißt.«
    »Dafür sind Hanna und Kalli wieder fest zusammen«, sage ich. »Ist wohl tatsächlich Liebe.«
    Ich erzähle ihm von dem Poster, das mir Hanna gestern geschenkt hat. »Love kills slowly« mit Herz und Totenkopf.

    Jan lächelt ein wenig gequält. »Trifft ja genau auf meine Eltern zu«, sagt er.
    Ich gehe nicht darauf ein.
    »Wo werden du und ich uns treffen, wenn dein Vater die Wohnung aufgibt?«, frage ich. »Ungestört wären wir bei Oma nicht gerade. Wir können sie ja schlecht aus dem Haus schicken.«
    »Erst einmal der Prozess«, sagt Jan, »danach werde ich mit ihm sprechen und klipp und klar sagen, dass ich nicht nach Husum zurückgehe.«
    »Gibt es denn gleich ein Urteil?«
    »Das glaube ich nicht«, sagt Jan.
    Wir gucken beide aus dem Fenster. Ganz in Gedanken. Da geht mein großer Bruder vorbei. Jan und ich winken ihm, zu uns zu kommen. Doch Andreas lacht, schüttelt den Kopf und geht in die Gertigstraße hinein.

78
    Die Neuigkeit des Tages ist, dass die Hettich ein Sabbatjahr machen wird. Mir ist jede Art von Läuterung recht, die unsere liebe Lehrerin erfährt, und wenn sie ihr Sabbatjahr auf der Queen Mary verbringt.
    Muss ja nicht jeder auf dem Jakobsweg wandern.
    Hanna sieht aus, als habe sie einen Sieg errungen und die Hettich aus eigenen Kräften niedergekämpft. Bis zum Ende des ersten Halbjahres im Januar müssen wir sie sowieso noch aushalten.

    Franziska muss gestern auch am Balzac vorbeigekommen sein. Jan und ich haben sie glatt übersehen. Sie uns aber nicht, denn in der großen Pause kommt sie auf mich zu und will alles über Jan wissen.
    »Ist der nicht zu alt für dich?«, fragt sie.
    Wie alt schätzt sie ihn? Achtzehn? Doch Franzi ist dafür bekannt, dass sie immer einen Giftpfeil abschießen muss. Wahrscheinlich gibt es die auch in den Esoterikläden, in denen sie einkauft.
    Ich gehe gar nicht auf die Frage ein. Kriege nur deutlich mit, dass Franzi meinen Freund attraktiv findet, wenn sie das auch nie zugeben würde.
    Ist eben auch eine andere Liga als Kalli und Max.
    Obwohl Jan meint, dass sich Kalli ganz gut macht. Nicht nur auf der Altflöte. Auch als Mensch.Vielleicht können wir tatsächlich mal was zu viert unternehmen. Hanna liegt sehr daran.
    Mein großer Bruder steht viel mit Lola auf dem Schulhof herum, die mit ihm in der Studienstufe ist. Soll eine Intelligenzbestie sein. Das wird Papa gefallen. Der Name Lola ist allerdings ein ziemlicher Kontrast dazu.
    Auf Mamas Auftritt in der Talkshow sprechen mich nur Lehrer an. Keiner unter fünfzehn guckt am Freitagabend das dritte Programm. Die gucken alle »Die Dreisten Drei« auf SAT 1. Hanna wusste als Einzige, dass Mama in der Talkshow war.
    Jan ist heute schon mit seinem Vater nach Husum gefahren. Dort findet im Amtsgericht der Prozess statt. Erst Mittwoch wird Jan wieder in der Schule sein. Doch er hat versprochen, sich Dienstag bei mir zu melden. Sie
werden noch viel geigen und flöten müssen bis zum Konzert.
    Bei uns an der Schule wird nur der Chor auftreten. Ich habe auch noch Proben. Dummerweise habe ich eben erst gesehen, dass »Es kommt ein Schiff geladen« in diesem Jahr gar nicht im Programm steht.
    Hoffentlich fällt das Papa nicht auf, wo wir doch gerade dabei sind, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.

79
    »Wohnt Lola in der Gertigstraße?«, frage ich meinen großen Bruder.
    »Was weißt du von Lola?«, fragt Andreas.
    »Ich habe Augen im Kopf«, sage ich. »Ihr steht zusammen auf dem Schulhof, und gestern hattest du es zu eilig, in die Gertig zu kommen, statt mit Jan und mir Karamellmilch zu trinken.«
    Andreas schüttelt den Kopf und grinst.
    »Ich kann dir aber sagen, wer sich

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