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Herzensruhe

Herzensruhe

Titel: Herzensruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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um Essen und Trinken, um das vitale Leben, die Sorge, ob ihre Bedürfnisse auch erfüllt werden. Es ist die Angst, zu kurz zu kommen, nicht genügend Beachtung und Zuwendung zu erfahren, die Angst, nicht genügend bestätigt und anerkannt zu werden. Und es ist die Sorge um die Kleidung. Sie bezieht sich nicht nur auf die Kleider, die man kaufen kann, sondern auch auf das Aussehen, ob ich den Erwartungen heutiger Mode entspreche, ob mein Leib den Idealbildern gerecht wird, wie man heute auszusehen hat. Und es ist die Sorge um mein Prestige, um meinen Ruf, meinen Posten, meine Karriere. Es gibt Menschen, die nie zufrieden sind mit dem, was sie erreicht haben. Ständig scha uen sie auf das, was andere geschafft haben.
    Sie vergleichen sich unablässig mit andern. Das Sichvergleichen läßt sie nie zur Ruhe kommen. Erst wenn wir diese Sorgen lassen und uns um das Reich Gottes sorgen, finden wir in uns den Raum, in dem Gott in uns herrscht. Und dort, wo Gott in uns herrscht, dort ist Friede, dort ist Sorglosigkeit, dort ist
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    Heimat, Geborgenheit, Ruhe.

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    2. Einladung zur Ruhe

    In der Mitte des Matthäusevangeliums steht ein eigenartiger Text, über den sich die Ausleger seit jeher gestritten haben. Es ist der sog. Jubelruf Jesu (Mt 11,25-30). Nach dem positiven Urteil des Johannes über Jesus und nach dem Weheruf über die galiläischen Städte, die Jesus abgelehnt haben, preist Jesus Gott dafür, daß er den Unmündigen geoffenbart hat, wer er in Wirklichkeit ist, der Sohn des Vaters. Auf diesen Lobpreis folgt ein Einladungswort Jesu an alle, die sich plagen und unter der Last ihres Lebens stöhnen: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht“ (Mt 11,28-30).
    Nachdem Jesus im Jubelruf ausgesagt hat, wer er ist, spricht er hier über das Heil, das er denen schenkt, die zu ihm kommen.
    Dieses Heil beschreibt er im Bild der Ruhe. Jesus übernimmt die Einladung zur Ruhe von Jesus Sirach, der die Unwissenden in sein Lehrhaus einlädt, damit sie dort Ruhe finden (vgl. Sir 51,23-27). Wer sich unter das Joch der Weisheit stellt, der wird Ruhe finden. Und Jesus spricht mit den Worten Gottes, dem der Prophet Jeremia folgenden Ausspruch in den Mund legt: „So spricht der Herr: Stellt euch an die Wege, und haltet Ausschau, fragt nach den Pfaden der Vorzeit, fragt, wo der Weg zum Guten liegt; geht auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“
    (Jer 6,16). In Jesus ist also die Weisheit Gottes verkörpert. Er weist uns einen Weg zum wahren Leben, zur Freude, zum Frieden und zur Ruhe. Jesus versteht sein Wirken als ein Ruhe-Schenken für die sich sorgenden und sich abmühenden Menschen. Die Ruhe erinnert wohl an die Sabbatruhe Gottes.
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    Jesus gibt den Menschen Anteil an Gott, seinem Vater, und an dem, was Gott auszeichnet, an der ungestörten Ruhe, am Ausruhen aus Freude darüber, daß alles gut ist.
    Jesus lädt alle ein. Keiner ist ausgeschlossen von der Ruhe, die er uns schenken möchte. Die Eingeladenen werden charakterisiert als Menschen, die sich in körperlicher oder geistiger Arbeit mühen und die Lasten zu tragen haben. Bei der Last denkt Matthäus vermutlich an das jüdische Gesetz, wie es die Pharisäer interpretiert haben. In der Auslegungsgeschichte dieses Textes wurde aber die Last vielfältig gesehen, als Hunger, Armut, Schande, als Last des ausgebeuteten Volkes. Wenn wir die beiden Worte „sich mühen“ und „Lasten tragen“ auf unsere Situation hin auslegen, so könnten da Menschen gemeint sein, die sich plagen, ohne daß etwas dabei herauskommt. Sie arbeiten und arbeiten, aber sie können die Arbeit nicht mehr genießen. Sie gehen auf in ihrer Arbeit. Sie stehen unter einem inneren und äußeren Druck, immer etwas tun zu müssen.
    Vielleicht ist es ihr schlechtes Gewissen, das sie so unter Druck setzt. Vielleicht ist es die Erziehung. Da haben sie die Worte der Eltern verinnerlicht, daß man sich sein Leben verdienen müsse, daß man immer arbeiten müsse. Vielleicht steckt die Angst dahinter, als faul und untüchtig abgestempelt zu werden. Wenn sie als Kinder einmal nur spielen wollten, so wurden sie als Taugenichtse tituliert. Das sitzt bei manchen so tief, daß sie sich immer etwas zu schaffen machen. Bei andern meint das

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