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Herzensruhe

Herzensruhe

Titel: Herzensruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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stimmt.

    Die Ursache der Unruhe erkennen

    Viele klagen nur, daß sie nie zur Ruhe kommen. Aber sie fragen nicht nach den Ursachen. Sie möchten die Unruhe in Griff bekommen und kämpfen frontal gegen sie. Aber dann werden sie sie nie überwinden. Denn wenn ich etwas im Griff habe, bin ich ja nicht ruhig, sondern angespannt. Man kann es ja einmal ausprobieren, wie man sich fühlt, wenn man die ganze Zeit die Faust ballt, als Bild dafür, daß ich etwas im Griff haben möchte. Dann verkrampfe ich mich. Es kann nichts mehr fließen. Ich komme nicht zur Ruhe. Ich muß krampfhaft etwas festhalten, weil es mir sonst wieder entwischt. Das ist dann keine Ruhe, sondern ein Erstarren, das zugleich ein ängstliches Starren wird auf das, was jederzeit wieder losbrechen und mich beunruhigen kann.
    Wenn ich wirklich zur Ruhe kommen will, muß ich mit meiner Unruhe reden und sie befragen, was sie mir sagen möchte. Die Unruhe ist nie einfach durch die äußeren Lebensbedingungen verursacht. Es ist immer auch ein Grund in mir. Wenn jemand abends nicht abschalten kann, dann nimmt er
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    sich vermutlich zu wichtig. Vielleicht ist er Perfektionist, der sich immer wieder überlegt, ob auch alles richtig war, was er getan hat. Vielleicht ist er ängstlich und zermartert sich den Kopf, ob irgend jemand nicht zufrieden sein könnte mit ihm.
    Vielleicht richtet sich die Angst auch gegen Gott, vor dem er nicht zu bestehen glaubt. Um die Angst nicht spüren zu müssen, weicht er in die Unruhe aus. Vielleicht braucht er auch die Unruhe, um sich den wahren Problemen nicht stellen zu müssen.
    Da ist ein Ehemann immer in Hektik, weil er Angst hat, mit seiner Frau seine Beziehung näher anzuschauen. Er weicht den Eheproblemen aus, indem er sich hinter seiner Hektik versteckt.
    Und er begründet sie auch noch damit, daß er sich ja für die Familie aufopfern würde. In Wirklichkeit ist ihm die Unruhe eine willkommene Flucht, um sich unangenehmen Fragen zu entziehen. So muß ich meine Unruhe aufmerksam anschauen, um ihren Sinn zu erkennen. Denn nur dann werde ich auch einen Weg zu wahrer Ruhe entdecken.
    Viele leiden heute unter Schlaflosigkeit. Sie können nur schlecht einschlafen. Und wenn sie eingeschlafen sind, wachen sie nach einigen Stunden schon wieder auf. Manche fühlen sich dann nach einigen Monaten genervt und mit ihren Kräften am Ende. Viele versuchen, die Schlaflosigkeit mit Tabletten zu beheben. Doch das ist immer nur eine Notlösung.
    Schlaflosigkeit hat mit der Unfähigkeit, loszulassen, zu tun.
    Viele können die Arbeit und die Probleme nicht loslassen. Sie können sie nicht Gott überlassen. Sie können sich nicht in Gottes Hände fallen lassen. Sie haben Angst, sich loszulassen.
    Denn da könnten sie ja die Kontrolle über sich verlieren. Aber sie möchten sich und ihr Leben in der Hand haben. Doch wer alles kontrollieren will, dem gerät das Leben sicher außer Kontrolle. Denn wer sich durch sein Kontrollierenwollen um den Schlaf bringt, dem geraten langsam die Nerven außer Kontrolle. Weil er sich nicht in den Schlaf fallen läßt, fällt er irgendwann völlig zusammen.
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    Die Frage ist, wie wir auf Schlafprobleme reagieren sollen.
    Da Schlafprobleme immer mit Loslassen zu tun haben, wäre es verkehrt, sie frontal zu bekämpfen, indem man sich zwingt, einzuschlafen. Das gelingt nicht. Dann wälzen wir uns die ganze Nacht im Bett. Beim Einschlafen kann es helfen, sich durch autogenes Training oder Eutonie zu entspannen. Aber wer mit autogenem Training das Einschlafen erzwingen möchte, der wird dabei scheitern. Ich muß mir dann vorsagen: Es ist nicht so wichtig, ob ich schlafe oder nicht. Ich liege entspannt da. Das genügt. Wenn ich so den Druck, schlafen zu müssen, loslasse, kann es sein, daß ich auf einmal einschlafe. Mir hilft das Rosenkranzbeten, um einzuschlafen. Es ist ein ganz einfaches Gebet, über dem man daher leicht in den Schlaf fallen kann.
    Andere schlafen zwar gut ein, aber sie wachen schon um zwei Uhr nachts wieder auf und liegen dann die ganze Nacht wach da, wälzen sich von einer Seite zur andern. Das beunruhigt sie.
    Dann wäre es gut, sich zu fragen, was Gott einem mit dem Aufwachen sagen möchte. Vielleicht hat man gerade einen wichtigen Traum gehabt, den man genauer anschauen sollte.
    Oder aber Gott schenkt mir die Zeit, über mein Leben nachzudenken, weil ich mir tagsüber zu wenig Zeit genommen habe. Statt gegen das Wachsein zu rebellieren, sollte man es als Chance sehen. Es hat sicher

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