Herzensstürme - Roman
Gordon jedoch war davongeritten, um sich den Widerstandskämpfern in den Highlands anzuschließen.
»Gordon war außer sich, als er die Nachricht erhielt - er hat geweint und getobt, dann schwor er, dich und Braveheart zu rächen und stürmte davon. Ich konnte ihn nicht halten.«
Brianna hatte ein Säckchen mit Gerstenschrot gefunden, sie rührte etwas davon in das siedende Wasser und sah zu, wie die Spelzen auf der Wasseroberfläche tanzten und kreisten. Gordon schien ein junger Hitzkopf zu sein, vielleicht hatte Angus ihn deshalb nicht nach England mitgenommen.
»Hat er gesagt, wohin er sich wenden will? Wird er am Ende zu unseren Eltern reiten und ihnen erzählen, ich sei in London jämmerlich erschlagen worden?«
Kelvin seufzte tief und rieb sich die Nase, bevor er weitersprach, offensichtlich half ihm diese Bewegung, wenn er unsicher war, wie er sich ausdrücken sollte.
»Das mag er vielleicht vorhaben, Connor. Doch bisher ist er dort nicht angekommen.«
»Hast du keine Botschaft erhalten? Er muss doch bei einigen unserer Freunde genächtigt haben, sich dort mit Wegzehrung und Nachrichten versorgt haben…«
»Bisher habe ich nichts gehört, Connor. Entweder ist er bei niemandem eingekehrt, oder …«
Brianna konnte sehen, dass Angus jetzt sehr bleich geworden war. Er neigte sich nach vorn und fasste Kelvin bei den Schultern.
»Wo ist er dann, verdammt? Rede endlich - ich merke doch, dass du etwas vor mir verbirgst.«
Gerade jetzt musste der dumme Gerstenbrei überkochen, das Feuer zischte und sprühte kleine Fünkchen. Sie schüttelte erschrocken ihr Kleid, damit keine Löcher in den Stoff gebrannt wurden, und rührte dann eifrig im Topf herum. Sie hatte einen Teil des Gesprächs verpasst, doch drüben wurde es jetzt so laut, dass sie sich kaum mehr anstrengen musste, die Reden zu verstehen.
»Das sagst du mir erst jetzt?«, hörte sie Angus wütend ausrufen.
»Es ist nicht sicher, Connor. Der Bauer, der es mir zutrug, sagte, er habe eine Karre mit Kohl und Rettich zur Burg gebracht. Er will Gordon dort gesehen haben.«
Es gab also ein Netz von Leuten, die gemeinsam gegen die Engländer kämpften und sich gegenseitig Nachrichten zutrugen.
»Gott im Himmel!«, stöhnte Angus.
Er war wieder auf seinen Platz zurückgefallen und vergrub sein Gesicht für einen Moment in den Händen.
»Wenn Gordon von Mathew Crow gefangen genommen wurde, dann droht ihm der Tod«, sagte er dumpf. »Vielleicht werden sie ihn sogar nach England schleppen, um ihn dort öffentlich als schottischen Verräter hinzurichten.«
»Es ist nur eine Vermutung«, beschwor ihn sein Freund. »Der Bauer war gestern noch einmal in der Burg und hat sich umgehört, doch nichts erfahren.«
»Craigton Castle ist voller Verräter - das war schon immer so, Kelvin, denn der Burgherr hält es mit den Engländern. Vielleicht hat der Bauer sich mit seiner Fragerei verdächtig gemacht, und sie haben deshalb geschwiegen.«
Angus fuhr auf und begann zwischen Trümmern und Gebüsch umherzulaufen, stieß mit dem Fuß gegen das Gestein, vergrub die Finger in seinem Haar.
»Wir müssen Gewissheit haben«, stöhnte er. »Wenn Gordon dort gefangen ist, dürfen wir keinen Augenblick zögern …«
»Willst du vielleicht gar Craigton Castle stürmen? Den englischen Statthalter zum Kampf fordern?«
»Um meinen Bruder zu befreien, gehe ich jedes Wagnis ein. Selbst wenn es mein eigenes Leben kosten sollte.«
»Das habe ich befürchtet«, sagte Kelvin bekümmert, ließ den Oberkörper nach vorn sinken und starrte auf seine angezogenen Knie.
»Falls jemand Hunger hat«, rief Brianna. »Der Gerstenbrei ist fertig.«
Angus drehte sich nicht einmal um, Kelvin jedoch erhob sich und setzte sich zu ihr ans Feuer, um zu essen.
»Ich Unglückswurm«, seufzte er. »Ich hatte noch überlegt, ob ich es ihm überhaupt sagen sollte. Aber schweigen konnte ich auch nicht. Nun ist es geschehen, und ich mache mir Vorwürfe.«
»Er liebt seinen Bruder sehr, nicht wahr?«
Kelvin nickte und kaute bedächtig die Spelzen. Dann lächelte er versonnen.
»Schon als die beiden noch Knappen waren, hat Connor seinen kleinen Bruder immer verteidigt. Gordon war ein wenig ängstlich, ein guter Kämpfer ist nie aus ihm geworden, obgleich Connor sich alle Mühe gab, ihn dazu auszubilden. Er war immer besorgt um Gordon und wer gewagt hätte, über seinen Bruder zu lachen, der hätte sich vor Connor in Acht nehmen müssen.«
»Und Gordon war ihm dafür dankbar?«
»Die beiden
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