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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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halten zusammen wie Pech und Schwefel, Brianna!«
    Schweigend aßen sie weiter, dann löschte Brianna das Feuer, denn es dämmerte bereits, und es war möglich, dass jemand den schwachen Lichtschein über der Ruine entdeckte. Angus hatte keinen Bissen zu sich genommen, er irrte umher, setzte sich manchmal auf einen Stein, um zu grübeln, stand jedoch bald wieder auf, um erneut ruhelos umherzustreifen.
    Kühle Nachtluft senkte sich auf sie herab, die den Geruch nach salzigem Meerwasser und fauligem Schlick in sich trug. Das Rufen der Seevögel, die tagsüber um die Ruine strichen, war längst erstorben, geräuschlos schwebten Fledermäuse über ihre Köpfe hinweg, hie und da raschelte ein kleines Nachttier im Gebüsch. Kelvin hatte sich zum Schlafen niedergelegt, doch Brianna ahnte, dass er viel zu unruhig war, um die Augen zu schließen. Sie fröstelte, denn der Regen war durch den Mantel in ihr Gewand gesickert, und auch die Decke, die Kelvin ihr fürsorglich um die Schultern gelegt hatte, wärmte sie nicht.
    Angus hatte sich jetzt neben der erloschenen Feuerstelle auf dem Boden ausgestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Es war zu dunkel, um sein Gesicht zu erkennen, doch sie konnte seinen Atem hören, der hastig und unregelmäßig ging. Auch er fand keinen Schlaf.
    »Angus?«
    »Was ist?«, murmelte er unmutig.
    »Ich könnte morgen nach Craigton Castle gehen und dort meine Dienste als Bardin anbieten. Dann könnte ich herausfinden, ob dein Bruder dort gefangen gehalten wird.«

    Er regte kein Glied - vermutlich hatte er diesen Vorschlag längst befürchtet.
    »Nein.«
    »Wieso nicht? Es besteht keine Gefahr, denn niemand kennt mich hier. Ich bin sehr geschickt, wenn ich etwas herausbringen will. Es ist eine Aufgabe, die wie für mich gemacht ist.«
    »Nein.«
    Sie stöhnte leise - wieso war er so stur? Lag ihm nicht unendlich viel daran, etwas über den Verbleib seines Bruders zu erfahren?«
    »Und weshalb nicht?«
    »Hast du Logan vergessen?«
    »Logan kann unmöglich morgen schon auf Craigton Castle sein. Wenn er überhaupt auf die Idee kommt, dorthin zu gehen. Er hat nämlich kein Gewand.«
    »Kein … kein Gewand?«
    Sie hörte, dass er sich zum Sitzen aufrichtete, und hätte sich jetzt gern die Zunge abgebissen. Verflixtes Mundwerk, das sie nicht im Zaum hatte halten können.
    »Du meinst das bunte Bardenkleid, nicht wahr? Wieso hat Logan es eingebüßt?«
    »Nun ja … ich nahm es mit.«
    »Kluges Mädchen«, lobte er sie. »Du wirst es mir morgen geben.«
    »Nein«, sagte sie nun ihrerseits energisch.
    »Du hast versprochen, mir zu gehorchen, Brianna. Diese Aufgabe ist meine Angelegenheit, denn Gordon ist mein Bruder. Niemand anderes als ich selbst soll sich in diese Gefahr begeben.«
    Sie glaubte es nicht. War er denn vollkommen irrsinnig geworden?

    »Du willst allein als Barde verkleidet auf die Burg gehen? Und wenn sie dich erkennen?«
    »Der englische Statthalter hat mich noch nie zuvor gesehen.«
    »Und was ist mit dem schottischen Burgherrn?«
    »Ich habe mir diesen hübschen Bart wachsen lassen und trage das Gewand eines Barden«, meinte er dann eigensinnig. »Auch Thomas Norwich, dem ich vor Jahren im Kampf gegenüberstand, hat sich täuschen lassen.«
    »Und was willst du zum Besten geben, wenn du in der Halle vor deinen Zuhörern stehst?«, fragte sie spitz. »Willst du trommeln oder flöten? Beides wird für viel Verwunderung sorgen.«
    Sie hörte, wie er ärgerlich die Luft ausstieß.
    »Ich werde die Leier zupfen«, knurrte er. »Schlaf jetzt - morgen früh reden wir weiter.«
    Sie traute ihm nicht, doch sie schwieg. Draußen hatte sich Wind erhoben, die Flut war herangekommen, und man hörte die Wellen zischend gegen den Fels schlagen. Es war ein bedrohliches Geräusch, ein auf- und abebbendes Brausen und Heulen, als zöge ein feindliches Heer gegen den verfallenen Turm und warte nur darauf, dass auch die letzten, starken Mauern unter seinem Ansturm zerbarsten. Furcht erfasste sie - was, wenn er morgen früh heimlich das Bardenkleid aus ihrem Bündel nahm und einfach ohne sie davonritt? Dazu war er imstande, es wäre nicht das erste Mal. Sie überlegte, wohin er wohl ihr Bündel gelegt hatte, doch sie hatte nicht darauf geachtet, und jetzt war es zu dunkel, um danach zu suchen. Sie musste sich etwas Anderes einfallen lassen.
    »Angus?«
    »Was ist jetzt schon wieder?«

    Seine Stimme war dunkel und klar - auch er lag wach und horchte auf den Ansturm des Meeres.
    »Mir ist

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