Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Kelvin bekümmert, ohne sie dabei anzusehen. »Schon der Plan, Braveheart zu befreien, war wahnwitzig - doch da hatte er wenigstens Helfer. Dieses Mal ist er allein …«
    Sie nickte beklommen - vermutlich hatte er ihren Wallach genommen, ihr treues Reittier war sie also auch los. Viel schlimmer aber war, dass er kein Vertrauen zu ihr hatte und seinen Plan nun ohne sie ausführte. Völlig kopflos, denn er würde in sein Verderben rennen.
    »Wenn es um seinen Bruder geht, kennt er keine Gefahr«, fuhr Kelvin im gleichen Tonfall fort. »Schon als Knabe hat er sich blutige Schrammen geholt, wenn er auf viel ältere Burschen losging, um Gordon zu verteidigen …«
    Es wurde ihr schlecht von dem angebrannten Zeug, sie schob den Topf von sich und holte tief Luft, um ihren Magen zu beruhigen.
    »Was können wir tun, Kelvin?«, seufzte sie.
    »Du musst es ihm ausreden.«
    »Ausreden? Ja, ist er denn noch nicht …«
    Ein leises Klingeln war zu vernehmen, und sie sprang so hastig auf, dass sie fast in den Topf getreten wäre. Der Unterstand war nur schemenhaft im grauen Dunst zu erkennen, doch jetzt löste sich eine Gestalt aus dem Nebel, kroch in gebückter Haltung unter den Balken hervor und richtete sich dann auf. Logans Gewand war viel zu weit und auch etwas zu kurz für Angus, es schlackerte um seinen Körper, doch als er jetzt die Arme hob, glich er einem riesenhaften bunten Falter.

    »Angus … äh, ich meine: Connor!«
    »Bleiben wir bei Angus«, sagte er grinsend und band sich einen Gürtel um die Lenden. »Ich denke, dieses Gewand wird heute zum ersten Mal einem würdigen Zweck dienen.«
    Kelvin schüttelte nur voller Entsetzen den Kopf.
    »Wenn dein Vater dich so sähe, er würde vor Scham in den Boden sinken, und deine Mutter würde weinen …«
    »Sie wird nur weinen, wenn ich es versäume, das Leben meines Bruders zu schützen. Für diesen Zweck taugt mir auch ein Narrengewand.«
    »Freilich«, sagte Kelvin trocken. »Einem Narren taugt ein Narrenkleid.«
    »Das ist kein Narrenkleid, sondern das Gewand eines Barden«, mischte sich Brianna beleidigt ein. »Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
    »Verzeiht mir, schöne Tänzerin«, gab Angus zurück und verneigte sich mit leisem Spott. »Ihr habt vollkommen Recht, Eure Zunft zu verteidigen.«
    »Die Rolle des Narren zu spielen, wäre viel einfacher für dich«, murrte sie. »Weil dann kaum jemand bemerken würde, dass du weder flöten noch vernünftig die Trommel schlagen kannst.«
    »Gewiss. Aber ich habe mich nun einmal mit einer Bardin eingelassen und bin dazu verdammt, an ihrer Seite ein klägliches Bild abzugeben …«
    Sie sah ihn unsicher an, begegnete dem ernsten Blick seiner grauen Augen, und ein ungeheurer Jubel stieg in ihr auf.
    »Du hast dich also besonnen?«
    »Ich habe die ganze Nacht gegrübelt und keine andere Lösung gefunden. Ich könnte mich als Bauer verkleiden - doch die Leute auf der Burg kennen alle
ihre Bauern. Ein fremder Reisender würde mit großem Misstrauen beäugt und ausgefragt werden, nur ein Barde ist unverdächtig. Doch ich kann nur mit dir gemeinsam in dieser Rolle auftreten.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schien um ein kleines Stück gewachsen. Doch auch so reichte sie ihm gerade bis an die Schulter.
    »Du bist wirklich viel klüger, als ich dachte«, triumphierte sie.
    »Ich bin nicht stolz darauf, Brianna. Ich fühle mich scheußlich dabei.«
    Kelvin erhob sich ärgerlich und klopfte sein schmutziges Gewand ab.
    »Was schwatze ich, es hört ja doch niemand auf mich. Ich bin nur ein alter Trottel, der das Maul halten muss und weggeschickt wird, wenn man ihn nicht mehr braucht.«
    Angus’ Schellengewand klingelte, als er seinen Freund in die Arme schloss.
    »Du weißt genau, dass ich mit meinem ganzen Herzen an dir hänge, Kelvin. Hör zu - denn auch du hast deine Aufgabe bei diesem Unternehmen.«
    Kelvin musste sich rasch über die Wangen wischen, denn die Rührung hatte ihn übermannt. Dann furchte er die Stirn und erklärte, seinem Freund Connor jederzeit Hilfe leisten zu wollen, selbst jetzt, da er vom Irrsinn befallen sei.
    »Falls Gordon auf Craigton Castle gefangen gehalten wird, werde ich ihn befreien oder sterben. Was auch immer geschieht - du wirst auf dem Markt von Musselburgh auf Nachricht warten. Ist die Befreiung geglückt, wirst du unsere Freunde vorbereiten, dass sie uns Unterschlupf geben müssen. Im anderen Fall …«

    »… bleibt mir nicht viel zu tun«, sagte Kelvin.
    »Im anderen Fall

Weitere Kostenlose Bücher