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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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jemals wirst vorstellen können.«
    Brianna versuchte, dem Griff des Ritters zu entkommen, doch umsonst, er hielt ihre Arme beharrlich fest. Verzweifelt blickte sie auf Angus, der jetzt hilflos in den Händen seiner Feinde war. Sein Gesicht war von den Schlägen geschwollen, nur mühsam hob er die Augenlider, um Mathew Crows Blick zu begegnen.
    »Lass das Mädchen gehen, Statthalter«, forderte er mit ungebrochen kräftiger Stimme.«Sie ist eine englische Bardin und wusste nicht, mit wem sie sich einließ.«
    Crows erschlaffte Wangen hoben sich ein wenig, als ein breites Grinsen über seine Züge glitt.
    »Du hoffst, die kleine schottische Spionin könne Hilfe für dich herbeiholen, wenn ich sie laufen lasse?«, höhnte er. »Das wird nicht gelingen, MacDean
- schon morgen wird man dich nach London schaffen, und niemand wird dich unterwegs befreien, denn ich selbst und meine besten Männer werden dich dorthin begleiten.«
    »Sie ist keine Schottin, Crow. Schau sie doch genau an. Sieht so eine Schottin aus?«
    Mathew Crow kniff die kleinen, blauen Äuglein zusammen, um Brianna besser sehen zu können, dann winkte er mit der Hand und der Ritter, der Briannas Hände umklammert hielt, gab ihr einen Stoß in den Rücken. Sie stolperte einige Schritte auf den Statthalter zu, blieb dann wütend stehen und blitzte ihn mit dunklen Augen an.
    »In der Tat!«, ließ sich Crow vernehmen. »Die Kleine schaut nicht gerade wie eine Schottin aus. Eher scheint sie aus Frankreich zu kommen - das ist schlimmer, als wenn sie eine Schottin wäre, denn die verfluchten Franzosen wollen sich stets hinter unserem Rücken mit den Schotten verbünden.«
    »Ich bin keine Französin«, sagte Brianna ärgerlich. »Ich komme aus England, aber meine Mutter war eine Sarazenin.«
    Der Statthalter schien von dieser Erklärung sehr amüsiert, denn er kicherte, so dass sein vorgewölbter Bauch auf seinen Knien tanzte.
    »Eine Sarazenin! Das ist hübsch. Da hat dein Vater sich das Hürchen wohl aus dem Heiligen Land mitgebracht?«
    »Meine Mutter war keine Hure!«, schrie sie aufgebracht.
    »Schau an, schau an«, kicherte der Statthalter. »Na, auf jeden Fall muss sie wohl eine Schönheit gewesen sein. Konnte sie auch tanzen und singen? Hat sie den Tanz der sieben Schleier vorgeführt?«

    Gelächter erhob sich unter den umstehenden Männern. Etliche unter ihnen hatten sich blutige Wunden und dicke Schrammen im Kampf gegen den schottischen Rebellen geholt, jetzt jedoch starrten alle begehrlich auf die hübsche blonde Bardin, und so manch zotige Bemerkung machte die Runde.
    »Augen wie eine schwarze Teufelin.«
    »Aber ganz sicher hat sie weiße, runde Brüste und volle Schenkel.«
    »Wenn sie kratzen und beißen, macht es am meisten Vergnügen.«
    »Glück für den, der unten im Kerker die Wache schieben muss.«
    Brianna begriff plötzlich, dass es niemanden gab, der ihr helfen würde. Ein langer, verzweifelter Blick aus Angus Augen traf sie, und sie straffte sich, denn sie wollte auf keinen Fall, dass er um ihretwillen litt.
    »Meine Mutter war allerdings eine vorzügliche Sängerin und sie tanzte so, dass jedermann sie dafür bewunderte«, prahlte sie. »Ich habe ihr Talent geerbt, dass kann ich euch beweisen.«
    »Ich kann das Gefiedel und Geschrei der Barden nicht leiden. Und Tänzerinnen findet man auf dem Markt zuhauf.«
    Der Statthalter erhob sich mit einiger Mühe von seinem Sitz und trat auf sie zu. Mit einer abschätzigen Bewegung griff er in ihr langes Haar, hob eine Strähne empor und ließ sie durch seine dicken Finger gleiten. Wie ein seidiger, goldfarbiger Schleier fächerte sich die Haarsträhne auf, und sie hörte die Männer anerkennend mit der Zunge schnalzen.
    »Wie schade, dass ein solch hübsches Kind eine schottische Spionin ist«, bemerkte er bedauernd.
    »Warum lassen wir sie nicht ihre Kunst vorführen,
Sir«, sagte der Ritter, der immer noch hinter Brianna stand.
    Der Statthalter hob missbilligend die Oberlippe, so dass man seine kurzen, gelblichen Zähne sah.
    »Schafft den Verräter MacDean hinunter!«, befahl er den Kämpfern. »Ihr alle haftet mir mit euren Köpfen, dass er nicht entkommt oder sich gar umbringt, um der Gerichtsverhandlung in London zu entgehen.«
    Mehrere kräftige Burschen waren nötig, um Angus aus der Halle zu schaffen, denn er stemmte sich mit aller Kraft gegen das Unvermeidliche. Wenn er erst dort unten eingeschlossen war, blieb nicht viel Hoffnung, so bald wieder das Licht des Tages zu erblicken.
    Als

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