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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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lächelte und zog die buschigen Augenbrauen in die Höhe, dann wies er ihnen mit einer einladenden Armbewegung den Weg zum Wohnturm. Brianna kniff die Augen zusammen, denn der Rauch der Feuer war hier sehr dicht, zwei Mägde rührten in den Kesseln, eine davon starrte zu den beiden Barden hinüber und wischte sich dann den Schweiß von der Stirn. Einer der Knappen stolperte im Turmeingang, hätte fast ihre Leier fallen gelassen und erhielt zur
Strafe von seinem Herrn einen festen Schlag ins Genick.
    »Setz die Füße richtig, Bürschchen. Oder hat die schöne Bardin dir schon den Kopf verdreht?«
    Der Knappe hatte krauses, blondes Haar, er zog den Kopf ein und stieg eilig die Turmtreppe hinauf, als er sich nach ein paar Schritten verstohlen umwandte, war sein rundes Gesicht tiefrot und so verzerrt, als sei er den Tränen nah.
    Die Halle von Craigton Castle war ungewöhnlich groß und kahl, was daran lag, dass man alle Wandteppiche heruntergenommen und die Wandmalereien zerstört hatte. Zwischen den beiden Säulenreihen, die die Decke der Halle stützten, war eine lange Tafel aufgebaut. Becher und Trinkschalen waren darauf zu sehen, einige noch halb gefüllt, andere geleert und umgelegt, einige Krüge standen herum, Teller, auf denen noch Brotkrümelwaren, an denen sich die Fliegen gütlich taten. Außer zwei Knappen und einer alten, runzligen Magd war niemand zu sehen.
    »Nur herein!«, rief der Ritter, der hinter ihnen die Treppe hinaufgestiegen war. »Der Statthalter und seine Gäste erwarten euch bereits.«
    Sein Tonfall war jetzt plötzlich verändert, Häme und kalte Bosheit lagen darin, und Brianna begriff entsetzt, dass sie in eine Falle gelaufen waren. Auch Angus war es klar geworden, er hatte sich blitzschnell umgewendet, um den Kriegern, die rechts und links des Treppenaufgangs auf ihn gelauert hatten, wenigstens von vorn zu begegnen. Mit lautem Geschrei stürzten sich die Männer auf ihn, die ersten mussten seinen kräftigen Schlägen und Tritten weichen, doch andere drängten nach, griffen von allen Seiten
an, hingen an ihm wie Rudel Wölfe, das einen zornigen Bären zu Fall bringt.
    »Keine Schwerter!«, rief eine helle Stimme. »Ich will ihn lebendig haben.«
    Es war sinnlos, sie konnte ihm nicht helfen, und doch fasste sie einen der Krieger wütend am Gewand, um ihn von Angus zurückzuzerren. Doch im gleichen Augenblick packte jemand ihre Arme von hinten und zwang sie, ihre Absicht aufzugeben.
    »Solch ein zartes Mädchen sollte sich nicht in eine Rotte rauer Krieger mischen«, sagte der Ritter, der sich aus dem Getümmel um Angus herausgehalten hatte. »Es könnte leicht geschehen, dass du dabei zu Schaden kommst.«
    Sie hörte die Männer ächzen, immer noch schien sich ihr Opfer mit verzweifelter Kraftanstrengung zu wehren, doch nun quollen weitere Kämpfer aus dem Treppenaufgang in die Halle, eilten ihren Kameraden zu Hilfe, und das Klingeln der Schellen an Angus Gewand verstummte.
    »Bringt ihn hierher!«
    Die helle Stimme gehörte einem kleinen, beleibten Ritter im ockergelben Kleid, der sich jetzt schnaufend an der Tafel auf einem Schemel niederließ. Sir Mathew Crow, der englische Statthalter von Craigton Castle, war kein Jüngling mehr, er mochte um die fünfzig sein, und seine einst feisten Wangen hingen schlaff herab - dennoch schien ihm seine äußere Erscheinung von großer Wichtigkeit. Sein dünnes, schulterlanges Haar war ganz offensichtlich braun gefärbt, das Gewand an Ärmeln und Saum mit kostbaren Seidenstickereien geschmückt. Auf dem Kopf trug er einen dunkelbraunen Hut, an dem eine Pfauenfeder befestigt war.

    Wohlgefällig sah er auf den blutenden Gefangenen, den man vor ihn hinschleifte. Angus hatte sich bis zur äußersten Erschöpfung gegen die Überzahl gewehrt, man hatte ihm das Bardengewand vom Körper gerissen, er trug nur noch einen Schuh und die zerfetzten Reste der Hosen. Sein Kopf war vornüber auf die Brust gesunken, jetzt packte ihn einer der Männer bei den Haaren und zwang ihn, den feisten Statthalter anzusehen.
    »Connor MacDean«, sagte Sir Mathew Crow mit Befriedigung. »Wie angenehm, dass du freiwillig zu mir auf diese Burg gekommen bist, denn es hat mir die Mühe erspart, die ganze Umgebung nach dir abzusuchen. Hast du wirklich geglaubt, in dieser Verkleidung unentdeckt zu bleiben? Du scheinst wenig über mich zu wissen - meine schottischen Freunde stehen treu zu König Edward und seinem Statthalter, und mein Arm reicht weit, Connor. Viel weiter, als du dir

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