Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde
murmelte Malthus. „Ist sie später nicht gestorben?“
Dagan verzog das Gesicht. Eine blöde Idee, dieses Beispiel zu wählen. So kam er auch nicht weiter. „Ja, ja, sie ist gestorben.“ Er kam sich reichlich lächerlich vor. Für Malthus ging es um einen hübschen Hintern und lange Beine. Das war alles. Ende der Geschichte. Roxy hatte beides. Warum, zum Teufel, machte er also so ein Theater um sie? „Vergiss es, Mal. Versuch, noch mehr über das Kind in Erfahrung zu bringen! Und wenn du was Neues hast, sag mir Bescheid!“
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, beendete Dagan die Verbindung. Danach starrte er eine Weile mit leerem Blick vor sich hin. Malthus’ Frage klang ihm noch in den Ohren: Was ist mit dir los? Roxy war ihm unter die Haut gegangen und ließ sich nicht mehr vertreiben. Und er hatte das zugelassen.
Für sie hatte er Dinge getan, die weder mit seiner Natur noch mit seiner Erfahrung vereinbar waren. Er hatte sich gegen den engsten Vertrauten seines Vaters gestellt. Er war bei Roxy geblieben. Er hatte sie umsorgt, damit sie wieder gesund wurde. Hatte er jemals für jemanden gesorgt, jemanden gepflegt? Ganz sicher nicht. Wusste er überhaupt, wie so etwas ging? Höchstens hatte er aus sicherer Entfernung beobachtet, wie die Sterblichen miteinander umgingen.
Aber er hatte es nicht fertiggebracht, sich hinzusetzen und zuzusehen, was aus Roxy wurde. Darauf zu warten, ob sie die Kurve bekam oder nicht. Er hatte das Bedürfnis verspürt, etwas zu tun. Und er hatte eine Menge getan – alles, was man sich vorstellen konnte. Und einiges, was er sich nie hätte vorstellen können. Ihr sein Blut einzuflößen zum Beispiel.
Darüber würden sie noch reden, ob sie es wollte oder nicht. Er sah sie noch blutend auf dem Waldboden liegen, schon in den letzten Zügen. Er hatte ihren flehenden Blick noch vor Augen. Und schließlich hatte er verstanden, worum sie ihn angefleht hatte.
Nebenan rauschte noch immer das Wasser. Er hörte, wie Roxy zuerst leise, dann etwas lauter unter der Dusche sang. Und was er hörte, beflügelte seine Fantasie. Er sah sie fast vor sich, wie sie sich genussvoll einseifte, die Waden, die Oberschenkel, den Bauch, die Brüste. Wenn er das übernehmen könnte …
Dagan stellte sich vor, wie es sein musste, ihre Brüste mit beiden Händen zu umschließen, ihre niedlichen braunen Brustspitzen zwischen Daumen und Zeigefinger zusammenzudrücken und sie zwischen den Fingern zu drehen. Er stellte sich vor, wie er über die wunderbaren Rundungen ihres Pos strich, wie er mit der Zunge in ihren Mund drang, sie zwischen den Beinen streichelte, in sie eindrang …
Unschlüssig blieb er stehen und blickte zum ungezähltenMal auf die Badezimmertür. Roxy hatte tagelang zwischen Leben und Tod geschwebt. Jetzt aber war sie geheilt und gesund. Sie stand singend unter der Dusche, fühlte sich offenbar wohl und roch bestimmt herrlich frisch.
Dagan kämpfte eine ganze Weile mit sich. Er machte sich erneut klar, dass es für sie beide keine Zukunft geben konnte. Aber wozu, zum Teufel, brauchten sie eine Zukunft?
Kurz entschlossen ging er zur Tür, starrte eine Weile auf den Türknauf, noch immer mit sich ringend, ob er es tun sollte oder nicht. Nichts sprach dagegen, diese verdammte Tür einzutreten. Er packte den Knauf, drehte ihn und erkannte, dass es einen guten Grund gab, die Tür heil zu lassen.
Roxy hatte nicht einmal abgeschlossen.
18. KAPITEL
R oxy stütz te die Hän de auf die geflieste Wand. Sie hielt den Kopf gesenkt und genoss das Prasseln des Wassers auf dem Rücken und im Nacken. Es tat ihren verspannten Muskeln unendlich gut.
Zweimal hatte sie sich bereits das Haar shampooniert und sich vom Kopf bis zu den Zehen eingeseift. Aber seit sie damit fertig war, brachte sie es nicht über sich, das Wasser abzustellen und sich in das Badetuch zu wickeln, das sie sich bereitgelegt hatte. Sie wollte die Erleichterung genießen, solange es ging.
Sie wollte aber auch die Zeit auskosten, in der sie allein sein konnte. Im Moment war sie nicht besonders scharf darauf, Dagan zu sehen. Denn die eigentümliche Intimität, die neuerdings zwischen ihnen herrschte, war ihr unangenehm. Zu einer solchen Nähe, die sich dank der Umstände eingestellt hatte, gehörte normalerweise eine große Portion Vertrauen. Und davon hatte sie für gewöhnlich nicht besonders viel.
Er hätte sie sterbend zurücklassen können, hatte sich aber dagegen entschieden. Genügte das schon, um ihm zu
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