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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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hatten?“, fragte Djeserit, indem sie gleich zur Sachekam, als sie sich in ihrem Büro trafen. Djeserit war eine imposante Frau, hoch gewachsen, mit stechenden schwarzen Augen und einer kühn geschwungenen Nase. In der Tradition der altägyptischen Priesterinnen war sie vollkommen kahl. Auf ihrem Kopf gab es nicht das kleinste Härchen, weder Brauen noch Wimpern. Pyotr fragte sich, wie sie diese radikale Enthaarung bewerkstelligt haben mochte. Mit Wachs wahrscheinlich. Er vermutete auch, dass auf ihrem gesamten restlichen Körper kein einziges Haar zu finden war. Nicht dass es ihn besonders reizte, sich selbst davon zu überzeugen.
    Als Frau war sie ihm zu selbstbewusst, zu herbe. Sie war hochintelligent, und das schätzte er an ihr als Gesprächspartnerin und Kollegin außerordentlich. Ihm war ein anregender Gedankenaustausch genauso wichtig wie die Hingabe einer schönen Frau. Nur dass Djeserit die Rolle der schönen Frau, die sich seinen Verführungskünsten ergab, nun weiß Gott nicht ausfüllte.
    „Ist mir aufgefallen. Wir haben mit ihr den großen Rundgang gemacht“, antwortete er flüchtig lächelnd. „Am Schluss hat sie sogar noch etwas gespendet.“ Dass eine von den Isistöchtern die Sutekh-Jünger mit Geld unterstützte, war schon ein Witz. „Sie ist lediglich Fußvolk. Man hat es offenbar nicht für notwendig erachtet, uns jemanden von Rang zu schicken.“
    „Du bist sicher, dass sie nicht spioniert hat?“
    „Und wenn schon. Welche Erkenntnisse hat sie sammeln können? Dass wir einen Dachgarten haben?“ Er zuckte die Schultern. „Roxy Tam ist keine Bedrohung für uns.“
    „Immerhin hat sie herumgeschnüffelt.“
    „Wenn du meinst, schick ihr einen von deinen Leuten hinterher.“ Aber das würde Djeserit nicht tun. Das war unnötiger Aufwand. Roxy Tam war aufgekreuzt und wieder gegangen. Ihr Besuch war ebenso vergeblich gewesen, wie es die Mühe sein würde, sie zu verfolgen.
    „Wen hast du für das Opfer ausgewählt?“, fragte Djeseritund wechselte damit in der für sie typischen Art und Weise abrupt das Thema.
    „Ich schlage vor, wir nehmen unser jüngstes Mitglied.“ Es war natürlich kein richtiger Vorschlag. Die Entscheidung hatte Pyotr längst unwiderruflich getroffen. Aber es konnte nicht schaden, Djeserit das Gefühl eines Mitspracherechts zu geben. Es tat dem Betriebsklima gut, und es kostete Pyotr buchstäblich nur ein Lächeln.
    Djeserit ging an ihren Schreibtisch, ein wuchtiges Möbel aus Chrom und Glas, das den ganzen hinteren Teil ihres Büros beherrschte. Der Raum war luxuriös ausgestattet, komplett fensterlos und hatte nur die eine Tür zum Flur hin, vor der zwei Wachleute postiert waren. Es waren ausgesuchte Männer, die für Djeserit jederzeit durchs Feuer gehen würden. Das Büro und der Flur wurden jeden Morgen und jeden Abend sorgfältig nach Abhörwanzen abgesucht.
    Dass sie in ihr Büro vorangegangen war und damit ungefragt ihr Terrain für das Zusammentreffen bestimmt hatte, war im Grunde ein kleiner Affront gegen Pyotr, der sich von solchen Lappalien nicht aus der Reserve locken ließ. Er fühlte sich zu einem großen, ja, zum unsterblichen Führer der Setnakhts berufen und stand über den Dingen.
    Djeserit nahm hinter ihrem Schreibtisch in ihrem Sessel Platz, eine Spezialanfertigung nach Maß, die die Kleinigkeit von knapp zehntausend Dollar gekostet hatte. Dass sie es nicht für nötig hielt, Pyotr wenigstens einen Platz anzubieten, gehörte ebenfalls zu ihrer Politik der kleinen Nadelstiche ihm gegenüber. Mit keiner Miene verriet sie, was in ihr vorging.
    „Deine Wahl überrascht mich“, stellte sie sachlich fest. „Warum?“ Pyotr wandte sich zum Sideboard, bediente sich selbst und schenkte sich einen türkischen Mokka ein. Nicht genau sein Geschmack, aber darüber sah er genauso großzügig hinweg wie über Djeserits Versäumnisse als Gastgeberin.
    „Weil sie die Unschuld in Person ist. Warum sollte ausgerechnet sie ein Köder für einen Seelensammler sein? Die interessieren sich nur für Schwarze Seelen.“ Sie brachte ihren Einwand kühl und emotionslos vor. Ohne einen Hauch von Kritik stellte sie nur fest, was Fakt war.
    Pyotr nippte an seinem Mokka und schüttelte sich unmerklich bei dem bitteren Geschmack dieses Gebräus. Dann machte er es sich in einem der mit feinstem Leder bezogenen Besuchersessel bequem und meinte nur: „Genau das ist der Punkt.“
    Djeserit war auf dem Holzweg. Nicht das Opfer lockte die Reaper herbei, sondern der Täter. Auch

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