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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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wenn die Setnakhts die ergebene Gemeinde von Sutekh waren, hatten sie keine Gewalt über dessen dienstbare Geister. Sie als Sterbliche konnten Sutekhs Seelensammler nicht herbeirufen, selbst wenn sie die skrupellosesten Missetäter zur Strecke brachten. Die Seelensammler holten sich ihre Schwarzen Seelen selbst. Um sie auf den Plan zu rufen, bedurfte es einer List. Man musste sich schon selbst zum Ziel machen, indem man Unschuldige opferte – so lange bis sie kamen, um einen zu holen.
    „Sie wird die einundzwanzig Pforten des Osiris passieren dürfen“, meinte Djeserit. „Ihr Herz wird auf der Waage der Gerechtigkeit bestehen, und Anubis wird sie in die Felder der Seligen eingehen lassen.“ Pyotr hörte ihren Einwand heraus. Was soll uns der Tod dieser Unschuldigen bringen?
    Er nippte noch einmal am Mokka und setzte dann die kleine Tasse auf der zierlichen Untertasse ab. Er tat das betont langsam und bedächtig. „Wer sagt denn, dass sie zu Osiris geht?“, fragte er schließlich. „Vielleicht ist für sie ein ganz anderer Teil der Unterwelt vorgesehen.“
    Für einen flüchtigen Moment durchzuckte ein Ausdruck von Verwunderung, wenn nicht sogar Bestürzung Djeserits sonst unbewegte Miene. „Das ist Lästerung, was du da aussprichst.“
    „Aber nicht doch“, widersprach Pyotr. „Alles, was ich damit sagen will, ist, dass es zahllose Gottheiten in der Unterwelt gibt und ebenso viele Totenreiche, ganz abgesehen von all den anderen Formen des Fortbestehens post mortem. Unser Opferlamm könnte sich wer weiß wo niederlassen. Aber das spielt auch keine Rolle. Wichtig ist nur, dass seine gegenwärtige Existenz erlischt.“
    Djeserit konnte ihm nicht ganz folgen, hütete sich aber, ihre Ratlosigkeit zu zeigen. Pyotr, der sie dennoch erahnte, ließ sich mit seiner Erklärung Zeit. Es konnte nicht schaden, Djeserit ein wenig warten zu lassen, um ihr zu zeigen, dass ihre kalte, sachliche Logik mitunter nicht ausreichte, um tiefere Zusammenhänge zu erfassen. Sie hatte einen scharfen Verstand, aber keinen Funken Fantasie. Nachdenklich betrachtete er den dunklen, körnigen Satz in seiner Tasse, dann stellte er sie behutsam auf ihren monströsen Schreibtisch.
    „Ein unschuldiges Leben auszulöschen ist nur Mittel zum Zweck. Und der zielt darauf ab, eine Schwarze Seele hervorzubringen. Derjenige, der die Unschuld mordet, beschmutzt seine Seele. Tut er es wieder und wieder, wird sie schließlich vor diesem stinkenden Schmutz derart starren, dass die Seelensammler gar nicht anders können, als sie zu holen. Einer von ihnen wird also früher oder später auftauchen. Einen solchen Leckerbissen können sie Sutekh unmöglich vorenthalten.“ Von der Prophezeiung und dem Blut erwähnte Pyotr nichts. Das war die eigentliche Pointe, die wahre Delikatesse dieser Geschichte. Das Blut eines Reapers mit dem einer Isistochter zu vermischen, um damit den Gott wieder zum Leben zu erwecken.
    Djeserits Züge erhellten sich allmählich. Ein Lächeln konnte man es nicht nennen. Zwei tiefe Falten legten sich um ihren Mund und kleinere erschienen in den Augenwinkeln, während die Tränensäcke ein wenig hervortraten. Kein schöner Anblick. „ Kill the killer . Ein zauberhafter Plan, Pyotr“, sagte sie, und ihre Stimme klang lebhaft. „Ich muss sagen, du übertriffst dich selbst. Dachtest du da an jemanden Bestimmten?“
    * * *
    Die Unterwelt, im Reich des Osiris
    „Dagan …“
    „Hör auf. Die Debatte ist beendet.“
    „Die war von deiner Seite schon beendet, bevor sie überhaupt angefangen hat“, beschwerte sich Malthus und strich sich das dunkle Haar aus der Stirn. Er war der einzige der Brüder, der dunkles Haar hatte. Da Sutekh keine manifeste menschliche Gestalt besaß, waren es jeweils die sterblichen Mütter, die seinen vier Söhnen das Aussehen vererbt hatten. Und so hatte Malthus den dunklen Teint und das dunkle Haar seiner Mutter, während die anderen beiden Frauen, die Sutekh sich unter den Sterblichen erwählt hatte, die Mutter von Dagan und Alastor sowie die von Lokan, mehr zum hellhäutigen, blonden Typ gehörten.
    An Malthus’ beiden Ohren blitzten Platinohrringe. Der Platinring an seinem Finger hatte die Form eines Totenkopfs. Er trug ein offenes Hemd aus roter Seide, dunkle Jeans und schwarze Stiefel. Fehlt nur noch das Holzbein und die Augenklappe zum Piraten, dachte Dagan, der über seinen Bruder manchmal nur den Kopf schütteln konnte.
    Aber irgendwie hatte der Gedanke, dass Malthus schon immer so ein

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