Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde
weißt?“
„Wir sind dir keine Auskunft schuldig“, erwiderte Gahiji kalt. „Ich finde, du bist etwas zu neugierig.“
Dagan kannte diesen Gesichtsausdruck bei Gahiji und war auf Höchste alarmiert. Etwas ging hier vor sich, und das war schlecht. Das war falsch. Gahiji hatte keine Befugnisse. Entweder er arbeitete allein, oder er hielt sich an das, was die Krayl-Brüder ihm gesagt hatten. Ein derart forderndes Auftreten hatte Dagan bei ihm noch nie erlebt.
„Ich bin nun mal ein neugieriges Mädchen.“ Roxy tat ganz ungezwungen. Dann runzelte sie die Stirn und fügte hinzu: „Nicht dass wir uns falsch verstehen, aber kennen wir uns? Deine Stimme kommt mir so bekannt vor.“
„Nein“, antwortete Gahiji schroff und wandte sich ab. Er schaute in die Runde, als wollte er sich vergewissern, dass die Luft rein war. Aber das war unnötig, seit die Xaphan-Bräute mit Geheul abgezogen waren.
Dagan wandte sich an seinen Bruder. „Alastor, geh du mit Gahiji Malthus suchen. Vielleicht hat er schon etwas erfahren. Ich will unbedingt wissen, was die Feuerfurien an Frank Marin so interessant finden. Und warum sie hinter diesem Mädchen her sind. Ein Kind. Dana heißt es. Oklahoma City.“
Er sah Roxy an. Sie zuckte zwar nicht mit der Wimper, aber die Botschaft war angekommen: Ich weiß Dinge, obwohl du sie mir verschweigst. Denn davon hatte Roxy ihm nichts erzählt. Er hatte die Information einer der Xaphan-Gespielinnen aus der Nase gezogen.
„Dana … in Oklahoma City“, wiederholte Alastor. „Ist das alles? Kein Familienname? Keine Adresse? Und du hast auch keinen Anhaltspunkt, was sie mit dem Mädchen vorhaben?“
„Nein.“
„Kannst du vielleicht sagen, was wir mit dem Mädchen vorhaben?“
„Auch nicht.“ Noch nicht. Aber das konnte sich bald ändern. Dagan hatte das sichere Gefühl, dass Roxy etwas dazu sagen könnte, wenn sie wollte. Und er war fest entschlossen, das aus ihr herauszubekommen. „Deshalb kümmert ihr euch um Xaphans Girls. Seht, was ihr in Erfahrung bringen könnt. Ich bleibe mit Miss Tam hier und folge der Spur des Kindes.“
Roxy tat, als ginge sie die ganze Unterhaltung nichts an. Dennoch fiel Dagan auf, dass sie Gahiji aufmerksam musterte und sich sichtlich anstrengte, sein Gesicht in der Dunkelheit zu erkennen. Gahiji wiederum ließ Roxy nicht aus den Augen, auch wenn er den direkten Blickkontakt vermied. Plötzlich stieß er jedoch ein zischendes Geräusch aus und machte einen Satz nach vorn. Er ergriff Roxys Handgelenk und schob den Ärmel bis zum Ellenbogen hoch.
„Was soll die Scheiße!“, rief Roxy und zielte mit dem anderen Handballen nach Gahijis Nase.
Aber der Reaper war schneller und wich ihrem Schlag geschickt aus. Im nächsten Moment ließ Gahiji sie abrupt los und trat einen Schritt zurück. Finster sah er Dagan an und sagte mit leiser, hohler Stimme: „Sie gehört zur Isisgarde.“
Instinktiv wich Roxy zurück und streifte den Ärmel wieder über das eingebrannte Ankh, aber Gahiji wich ihr nicht von der Seite, sodass er schließlich zwischen ihr und Dagan stand.
Dagan gefiel das alles absolut nicht. „Wir arbeiten augenblicklich an derselben Sache“, versuchte er zu erklären. Doch noch während er die Worte aussprach, wusste er, wie lahm diese Rechtfertigung in Gahijis Ohren klingen musste. Dessen Erregung war deutlich spürbar. Auch Alastor war jetzt einen Schritt näher getreten.
„An derselben Sache“, wiederholte Gahiji gedehnt. „Was soll das für eine Sache sein? Hier geht es um Verrat. Sie hat unsere Gesichter gesehen.“
„Sie gehört mir. Das ist nicht deine Angelegenheit, Gahiji.“ Dagan wollte sich vorbeidrängen, aber Gahiji ließ sich nicht wegschieben.
„Du irrst, Dagan Krayl. Du bist vom Weg abgekommen.“ Offene Feindseligkeit sprach aus den Worten.
„Dagan!“
Alastors Warnung kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Dagan versuchte Gahijis Arm hochzustoßen, als er vorwärts schnellte. Doch auch wenn seine verbrannte Hand bereits nachzuwachsen begann, war sie noch immer schwach und taub. Gegen Gahijis tödlichen Angriff konnte er nichts ausrichten. Außerdem stand der alte Reaper in der günstigeren Position zu Roxy, ihr direkt gegenüber. Und schon war seine Rechte bis zum Handgelenk in ihren Brustkorb eingedrungen.
15. KAPITEL
N ein!“, rief Dagan. Aber sein Auf schrei half auch nichts mehr. Es war geschehen, und er hatte es nicht aufhalten können.
Roxy hielt den Oberkörper zurückgebogen. All ihre Muskeln waren
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