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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Arme. Blätter so groß wie Elefantenohren knallten im peitschenden Sturm; Sand, kleine Kiesel und Blumenköpfe wirbelten durch die Luft. Irgendwo in der Nähe brach krachend ein Ast. Mickey drückte den Kopf an Harrisons Schulter. Es tat gut, einmal schwach sein zu dürfen, sich der Kraft eines anderen anzuvertrauen.
    Lange standen sie so. Dann fielen die ersten schweren Regentropfen. Die Erde um sie herum begann zu dampfen. Mickey hob den Kopf, drückte ihre Wange an die seine und sagte leise: »Fahren wir nach Hause, Harrison.«
    Drinnen im Haus näherte sich das Fest seinem Höhepunkt. Hand in Hand, als fürchteten sie, das neue Band zwischen ihnen könnte zerreißen, drängten sich Mickey und Harrison durch die ausgelassene Menge und gerieten in ein kleines Chaos, als sie ins Foyer gelangten, wo die einen mit geliehenen Schirmen hinausdrängten, um nach Hause zu fahren, während von draußen gleichzeitig neue Gäste hereinströmten.
    Es dauerte einige Minuten, bis Harrisons Wagen vorgefahren wurde. Sie warteten ungeduldig, hatten nur einen Wunsch, endlich allein sein zu können.
    Als der Wagen endlich kam, und sie die Treppe hinuntereilten, wandte Mickey ihr Gesicht von Wind und Regen ab und drückte ihren Kopf an Harrisons Schulter, der sie fest im Arm hielt. Darum sah sie nicht, daß aus dem Wagen hinter Harrisons Jonathan Archer stieg, der jetzt erst zum Ball kam.

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    Mickey hielt im Schreiben inne und sah nachdenklich in den Park hinunter, der sich zu ihren Füßen ausbreitete: saftig grüne Rasenflächen und alte Bäume, Orchideen und Schweifblumen in so kräftigen Farben, daß sie wie gemalt wirkten. Jenseits die silbrig grünen Ananasfelder, die bis an den Rand des türkis schimmernden Ozeans reichten. Hinter ihr erhob sich der alte Lanaihale, ein erloschener Vulkan, von dessen Gipfel man an klaren Tagen die Nachbarinseln sehen kann, Molokai, Maui, das kleine Kahoolawe, Oahu und die Große Insel.
    Als Mickey vor zweieinhalb Jahren Pukula Hau das erstemal gesehen hatte, war sie sprachlos gewesen. Das Haus lag wie ein weißes Juwel inmitten einer Fassung aus Jade und Smaragd. Blautannen und Banyans beschatteten es und verliehen ihm einen Hauch von Zeitlosigkeit.
    Sie frühstückte, wie das ihre Gewohnheit war, auf der breiten Veranda. Vor ihr auf dem Tisch lagen die Aufzeichnungen über ihre Patienten; sie waren für Dr. Kepler gedacht, der sie während ihrer Abwesenheit vertreten würde.
    Mickey wartete auf den Wagen, der sie zum Flughafen von Lanai bringen würde. Seit sie vor etwas mehr als zwei Jahren hierher gezogen war, flog sie außer an den Wochenenden täglich in Harrisons Jet die knapp hundert Kilometer bis Honolulu und zurück. Wenn es der Zustand eines ihrer Patienten notwendig machte, daß sie über Nacht in Honolulu blieb, wohnte sie in dem Haus am Koko Head. An diesem Tag jedoch würde sie von Honolulu aus weiterfliegen nach Seattle. Zu Ruth.
    Mickey schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. In wenigen Stunden schon würde sie bei Ruth sein. Sie knüpfte ihre ganze Hoffnung an die bevorstehende Zusammenkunft.
    Die vergangenen zwei Jahre mit Harrison waren beinahe wie ein Traum gewesen. Und doch fehlte etwas.
    Mickey war, als verspürte sie einen kalten Windhauch. Oft hatte sie dieses Gefühl; immer wenn sie sich ihre Sehnsucht nach einem Kind bewußt machte.
    Zu Beginn ihrer Ehe hatten sie beide kaum an Kinder gedacht, hatten einfach ihre Liebe und ihr Glück genossen. Dann kamen die mehr scherzhaften Spekulationen – stell’ dir vor, wenn …, wäre es nicht schön, {246} wenn … –, und langsam hatte sich Spannung aufgebaut, die Enttäuschung war von Monat zu Monat bitterer geworden, die heiteren Spekulationen wichen ängstlicher Besorgnis.
    Im vergangenen März schließlich hatte Mickey den Mut aufgebracht zu fragen: »Meinst du, es könnte etwas nicht in Ordnung sein?« Harrison, erleichtert, daß die unausgesprochenen Ängste endlich auf dem Tisch waren, hatte sofort zugestimmt, daß sie ›etwas tun‹ sollten.
    Neun Monate waren seitdem vergangen – Ironie, diese Zahl. Der Spezialist in Pearl City hatte sich geschlagen gegeben. »Ich weiß nicht, woran es liegt. Sie sind beide normal und gesund. Sie dürften keine Schwierigkeiten haben.«
    Da war Mickey Ruth eingefallen. Seit der Amnioskopie drei Jahre zuvor hatte sich der Schwerpunkt von Ruths Praxis von der allgemeinen Geburtshilfe auf Behandlung der Sterilität verlagert. Bei ihr erhoffte sich Mickey Hilfe.
    Sie sah

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