Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
Vom Netzwerk:
lachte über meine Verblüffung.
    „Warum nicht? Ich bin gut, das wissen Sie doch.“
    „Aber vielleicht bin ich es nicht. Und mein Vater – ich soll doch bei ihm anfangen.“
    „Überlegen Sie es sich in Ruhe. Ihr Vater wird verstehen, dass Sie nicht gleich in seine Kanzlei eintreten wollen. Wenn Sie also Interesse hätten … Oder hängt Ihr Herz an Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht?“
    „Nein, eigentlich nicht. Es klingt gut, was Sie mir anbieten. Aber …“
    Nur, dass Leo da bestimmt nicht mitmacht …
    „Dann sind wir uns ja einig.“ Er lächelte, und ein ganz und gar nicht kollegialer Mutwillen erschien auf seinem Gesicht. „Da - sie holen uns schon.“
    Eine freundliche Justizbeamtin führte uns durch den verborgenen Gang.
    Der Richter blickte auf uns, als seien wir ein paar besonders lästige Störenfriede. Mit einem ergebenen Seufzen lehnte er sich zurück und fragte:
    „Herr Doktor, was haben wir denn diesmal vorzubringen?“
    Dr. Krawczyk setzte eine überlegene Miene auf und hob fragend eine Augenbraue.
    „Herr Richter, Sie scheinen dieses Vernehmungsprotokoll noch nicht gelesen zu haben.“ Er reichte dem Richter eine Kopie der Vernehmung, die ich gerade gelesen hatte.
    Diesmal dauerte es zehn Minuten - und ich war frei! Jedenfalls vorerst.
    „Ich nehme meine Mandantin gleich von hier mit“, verkündete mein Anwalt. Fast wäre ich ihm vor dem Richter und seiner Protokollführerin um den Hals gefallen.
    „Ihre Sachen können Sie ihr zusammenpacken lassen. Die lassen wir dann abholen.“ Er drehte sich zu mir um. „Oder möchten Sie noch mal zurück in das ...“
    „NEIN!“
    Mit einem Stirnrunzeln genehmigte der Richter dieses anmaßende Verlangen, und ich durfte mit meinem Verteidiger durch die andere Tür gehen - durch die richtige Tür. Die für die freien Menschen ...

 
    Kapitel 1 7
     
    Wie durch einen sonnigen Nebel nahm ich die vielen aufgeregten Menschen und den Lärm auf den Gängen des Gerichts wahr. Und den Schall in der riesigen Eingangshalle mit der imposanten Freitreppe, über die wir gerade herab in Richtung Ausgang schritten. Ich war frei. Vorerst zwar nur, aber immerhin. Den Haftbefehl hatte der Richter aufgehoben, weil ich jetzt nicht mehr dringend verdächtig war.
    Vor der Tür blieben wir stehen. Dr. Krawczyk zog meine Hand unter seinen Arm und tätschelte sie mit der anderen Hand.
    „Kommen Sie. Wir gehen etwas essen. Sie sehen ganz verhungert aus. Danach bringe ich Sie nach Hause, und wir können allen Bescheid sagen, dass Sie frei sind.“ Er lächelte sein warmherziges Lächeln.
    „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll“, stotterte ich. „Sie haben so viel Zeit und Mühe investiert ...“ Tränen drohten mir die Sicht zu nehmen. Ich kramte hektisch nach meinem nicht vorhandenen Taschentuch.
    „Hier.“ Er hielt mir eines hin. Winzig klein gefaltet, mit feinen Karos. „Sie brauchen sich nicht aufzuregen. Warten Sie erst mal ab, was ich Ihnen dafür in Rechnung stelle.“ Er rempelte mich freundschaftlich an.
    „Herr Doktor, Ihre Dienste sind mit Geld gar nicht zu bezahlen.“ Nun musste ich trotz kullernder Tränen lächeln. Er zog meinen Arm fester unter seinen und schritt energisch aus. Es war ein sonniger Tag, wenn auch frisch. Die Bäume im Park schräg gegenüber dem Gericht hatten bereits Knospen getrieben, und auf der Turmstraße waren neben den üblichen Gerichtsbesuchern und -bediensteten eine Menge Spaziergänger, Mütter mit Kinderwagen und Fahrradfahrer unterwegs. Wir bogen in eine Seitenstraße ein und er führte mich in ein kleines italienisches Restaurant mit strahlend weißen Wänden und dunklen Holztischen. Die einzige Dekoration bestand aus einigen bunten, großformatigen Bildern und einem riesengroßen florentinischen Kronleuchter aus buntem Glas. Hinter dem Tresen hingen drei große Tafeln, an die mit Kreide die köstlichsten Gerichte geschrieben waren. Bereits bei der Lektüre lief mir das Wasser im Mund zusammen. Die wenigen Tische waren alle besetzt mit Mittagsgästen, die meisten in Business-Kleidung und mit Krawatte. Nur ein Tisch war frei - ein Schild „Reserviert“ stand in der Mitte.
    „Der ist für uns“, erwähnte Dr. Krawczyk. „Ich habe mir erlaubt, diesen Tisch zu bestellen. Endlich sehe ich Sie mal nicht in irgendwelchen Diensträumen.“ Er lächelte. Offenbar hatte er fest mit meiner Entlassung gerechnet.
    „Schade, dass ich mich kleidungsmäßig darauf nicht vorbereiten konnte.“ Ich deutete mit dem Kopf

Weitere Kostenlose Bücher