Herzgefaengnis
kommst.“ Ich komme überall hin, wo du mich willst .
„Mal sehen.“ Mein Herz hüpfte.
„MAL SEHEN?! Sag´ bloß nicht, du hast was Besseres vor!“ Es gibt absolut nichts Besseres, was eine Frau vorhaben kann.
„Ist schon gut. Ich packe ein Täschchen.“
„Pack nicht zu viele Kleider ein, die brauchst du eh nicht .“ Ich sah vor mir, wie er grinste.
„Ich freue mich auf dich“, meinte er.
„Äh … ja“, stotterte ich herum.
„Sag´ es. Jetzt.“
„Was denn?“
„Stell dich nicht dumm.“
„Na gut. Ja, ich freue mich auch. Riesig. Auf dich.“ Das reicht aber nun wirklich , kritisierte mein Stolz.
„Puh – na endlich. Wurde auch Zeit. Ich bin morgen um Sieben bei dir. Und bis dahin: vergiss mich nicht.“
„Nicht in tausend Jahren.“
Kapitel 8
Meine Anprobe zum Osterfeuer verlief erfreulich. Das rote Kleid saß wie angegossen. Ich drehte mich vor dem Spiegel. Der Ausschnitt ließ ziemlich tief blicken. Tief genug, um Blicke anzuziehen, aber nicht zu tief. Ich würde mich ungezwungen bewegen können. Ich besaß farblich passende Schuhe, die nicht drückten. Meine Daunenjacke war lang genug, um über dem Kleid nicht lächerlich auszusehen. Einziges verbliebenes Problem: Wie sollte ich die Kälte an den anderen Stellen abhalten? Bei Schneetreiben würden warme Gedanken allein nicht reichen.
Ich packte meinen sehr alten, von meiner Mutter selbst gestrickten dicken Lieblingspullover ein. Der war zwar nicht besonders schick. Aber er war neutral in Schwarz gehalten und passte zu allem. Mit ein paar Winterstiefeln wäre ich gut für ein Osterfeuer gerüstet. Doch die ließ ich erst einmal im Flur stehen. Mal sehen, ob es sich nicht doch um eine reine Indoor-Veranstaltung handeln würde …
Als Leo in der Tür stand, blieb mir die Luft weg. Er trug ein hellgraues Hemd und einen grünen Pullover, der genau zu seinen Goldpünktchenaugen passte. Dazu eine schwarze Jeans und ein paar vermutlich sauteure und sehr rustikale Budapester Schuhe. Er sah einfach zum Anbeißen aus mit seinen Lachfältchen und seinem Grübchen. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustrahlen und meine Hände nach seinen kastanienbraunen Locken auszustrecken …
Er betrachtete mich von oben bis unten. „Du bist wunderschön. Ich weiß nicht, was ich sagen soll…“
„Vielleicht einfach mal ‚Guten Abend‘?“ schlug ich vor. Er zog mich in seine Arme. „Das würde wohl kaum dein Wahnsinns-Aussehen beschreiben“, murmelte er. Sein Duft machte mich schwindelig. Seine Hände auf meinem Rücken verursachten ein heißes Kribbeln, das sich langsam in Richtung meines Unterleibes ausbreitete. Seine Hände glitten zu meinem Hinterteil. Seine Lippen suchten meine, und wir küssten uns. Eine Vorschau auf künftige Freuden, die wir einander bereiten wollten. Wenn dieser Abend zu Ende war. Ich konnte es kaum erwarten.
„Nimm diese Stiefel lieber mit. Vielleicht brauchst du sie“, schlug er vor, als er meine Reisetasche nahm. „Das Wetter ist … bescheiden.“ Das konnte man laut sagen.
Er hatte mal wieder direkt vor meinem Haus geparkt. Keine Ahnung, wie er das machte …
Wir fuhren in Richtung Potsdam. Dort, im Preußischen Ruderclub Potsdam, sollte die Party steigen. „Ist das nicht ein bisschen old fashioned – ‚Preußischer Ruderclub‘?“ wollte ich wissen. Er schmunzelte.
„Schon möglich. Aber ich bin es auch.“
„Was – altmodisch? Kam mir letztens gar nicht so vor …“
Er lachte. „Das will ich auch hoffen. Nein …“, er legte mir eine Hand aufs Knie und sah mich von der Seite an, „nur ab und zu hoffe ich, dass du ein paar kleine, old fashioned Gefühle mit mir teilst.“ Ach Leo.
Ich strahlte ihn an. „Hey, du weißt, dass ich das tue ...“ Der Druck seiner Finger auf meinem Knie verstärkte sich.
Der Kies auf dem Parkplatz des Ruderclubs knirschte, als wir darüber fuhren. Ich deutete auf die beachtliche Anzahl an Luxuskarossen. „Bist du sicher, dass wir da … reingehen sollten?“
Leo zog meinen Arm unter seinen und tätschelte meine Hand. „Das meiste sind doch nur die Autos unserer Sponsoren. Wir sind ein völlig normaler Sportverein.“
Wir betraten ein großes Blockhaus. Ein eher gemütlicher als eleganter Partyraum mit einem langen, einladenden Tresen und einer großen Tanzfläche empfing uns. Gerade als wir eintraten, verstummte die Hintergrundmusik. War das etwa unseretwegen?
Zu meiner Erleichterung schienen die Gäste vollkommen entspannt zu sein.
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