Herzgespinst - Thriller
wahnsinnige Show abliefern, dass kein Einziger mehr daran zweifeln würde, dass dieser Job seine Bestimmung war.
Er spürte, dass sie da war, bevor er sie sah. Diese Verbindung zwischen ihnen würde für immer bleiben, das fühlte er gerade wieder einmal ganz deutlich.
»Oliver! Ich habe dich schon überall gesucht. Dein Handy ist schon wieder aus.«
Julia stand direkt an der Bühne und schaute zu ihm hinauf.
Sie hatte diesen abwesenden Schneewittchenblick, der immer wieder neu sein Herz berührte.
»Hey, Ju. Was macht deine Hand?« Er zog sie zu sich auf die Bühne und küsste sie spontan auf den Hals.
Sie roch so vertraut, dass sich sein Herz jäh zusammenzog. Er machte sich viel zu viele Gedanken. Warum ließ er der Sache nicht einfach seinen Lauf?
»Oliver, schön, dass ich dich gefunden habe«, sagte Julia und küsste ihn zurück. Sie drückte ihren erhitzten Körper an ihn und er merkte, wie sehr er sie plötzlich wieder begehrte. In diesem Augenblick bedauerte er aufrichtig, dass er seit ihrem Schäferstündchen in der Scheune nicht mehr mit ihr geschlafen hatte. Er hatte wirklich ein ganz besonderes Talent, die Dinge komplizierter zu machen, als sie waren.
»Bist du schon aufgeregt wegen heute Abend?«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Du wirst die Leute echt alle wegblasen mit deiner Stimme, da bin ich ganz sicher.«
Wortlos zog Oliver sie hinter den Bühnenvorhang und begann sie auszuziehen. Sie liebten sich schnell und heftig und für wenige Minuten befanden sie sich in völligem Einklang. Erschöpft blieben sie nebeneinander auf der Bühne liegen.
»Hast du eigentlich gewusst, dass man bei Stress und Liebe dieselben Hormone ausschüttet?«, fragte Julia wenig später. »Das heißt, wenn ich eine Matheklausur schreiben muss, könnte ich stattdessen genauso gut Sex haben und würde mich dabei ähnlich fühlen.«
Oliver guckte verblüfft. »Verstehe ich nicht. Man kriegt doch keinen Orgasmus während einer Matheklausur. Jedenfalls ich.«
Julia kicherte. »Nein, so habe ich das auch nicht gemeint.«
Oliver setzte sich auf und suchte seine Klamotten zusammen. »Na, Schule ist für mich sowieso kein Thema mehr. Das macht mich echt nicht geil.«
Nebenan machte sich jemand an den Jalousien der Cocktailbar zu schaffen und auch Julia schlüpfte eilig in ihre Jeans. »Es ist also wirklich dein Ernst, dass du mit diesen UNDERGROUND -Typen losziehen willst?«, fragte sie und zog ihr Shirt über den Kopf.
Oliver küsste Julia sanft auf ihren gepiercten Nabel. »Allerdings«, sagte er.
»Tom gibt mir morgen die Liste mit den ersten Stationen unserer Tournee.«
»Und deine Mutter? Erlaubt sie es dir denn?«
Oliver zuckte mit den Achseln. »Wegen diesen drei Wochen wird sie mir keinen Stress machen. Ich bezweifle sowieso, dass sie sich meinen Geburtstag überhaupt gemerkt hat.«
Er schaute sie prüfend an. »Was hast du plötzlich dagegen, dass ich mit den Jungs Musik mache? Du weißt doch, das ist mein absoluter Traum.«
Julia schüttelte eilig den Kopf. »So habe ich das nicht gemeint. Ich finde die nur ein wenig …«, sie suchte nach dem richtigen Wort, »seltsam? … Besonders Luis«, setzte sie hinzu. »Der tauchte gestern Abend bei mir auf, hat er dir das erzählt?«
Oliver runzelte die Stirn. »Nein, hat er nicht. Hat er sich danebenbenommen?«
Julia zuckte mit den Achseln. »Nicht direkt. Aber er hat mich ganz schön heftig angebaggert. Meinte, dass er total in mich verliebt sei, und dass Kiffer besonders heiß wären. War schon krass, was er gesagt hat. Zum Beispiel fragte er mich, ob ich glaube, dass Liebe krank machen könnte und dabei guckte er mich ziemlich unheimlich an. Wie der böse Wolf.« Sie lachte.
»Meine Mutter war nicht zu Hause und ich musste mich ganz alleine mit ihm rumschlagen. Schließlich konnte ich ihn aber überreden zu gehen. Ich habe das Gefühl, Luis ist so der Typ, der nachts im Garten herumsteht und spannt.«
Oliver trat wütend gegen einen Lautsprecher. »Dieser kleine Kiffer«, sagte er. »Der soll echt aufpassen, dass ich nicht sein hübsches Gesicht bearbeite. Sei ehrlich. Hat er dich angefasst? Warum hast du mich denn nicht angerufen? Ich hätte ihm ein paar Takte erzählt.«
Julia lächelte ihn zärtlich an. »Reg dich doch nicht so auf, Olli«, sagte sie. »Es ist aber lieb von dir, dass du mich beschützt.« Sie berührte sein Gesicht.
»Ich hab dich angerufen. Aber dein Handy war abgeschaltet.«
Oliver runzelte die Stirn und suchte nach seinem Handy. Es
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