Herzgespinst - Thriller
steckte hinten in seiner Hosentasche. »Tatsächlich«, sagte er. »Mein Telefon ist aus. Der Akku kann aber nicht leer sein.«
Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass Luis mit seinem Handy telefoniert hatte.
»Weißt du noch, ob er dich von meinem Telefon angerufen hat?«, fragte er.
Julia nickte. »Na, klar. Ich hab doch erst gedacht, du bist es.«
Oliver guckte finster. »Das ist ein richtiger Sack. Den knöpfe ich mir vor.«
Julia sah Oliver ängstlich an. »Mach aber nichts Unüberlegtes«, bat sie. »Ich möchte nicht, dass du Stress bekommst. Er gehört schon viel länger zu der Band.«
Oliver nickte und nahm Julia tröstend in den Arm. »… und er ist ein super Gitarrist. Tom wird nicht auf ihn verzichten wollen. Ich eigentlich auch nicht.«
Er sah auf seine Armbanduhr. »Die Jungs müssen jeden Moment kommen. Vielleicht gehst du jetzt lieber. Wir fangen sofort mit dem Soundcheck an.«
Julia schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn innig. »Bis später«, flüsterte sie. »Ich drück dir ganz doll die Daumen. Spielst du auch was für mich?« Sie sprang von der Bühne und warf ihm eine verliebte Kusshand zu.
Im nächsten Augenblick prallte sie ausgerechnet gegen Luis.
»Hallo, Julia!«, rief er erfreut. »Mein Tag fängt ja gut an. Was hast du denn schon hier gemacht?«
Julia funkelte ihn böse an. »Sex«, antwortete sie schroff und rannte weiter. »Wilden, leidenschaftlichen Sex. Und du darfst gerne raten mit wem.«
Sie weidete sich einen Moment an seinem überraschten Blick und verschwand.
Luis sah ihr entgeistert nach. »Das war ja ein Auftritt. Eine echte Dramaqueen die Lady.« Seine gequälte Grimasse zeigte, dass ihm nicht besonders gefiel, was er gerade gehört hatte.
»Stimmt«, lachte Tom. »Schneewittchen at it’s best. War Pocahontas heute schon da? Keine Ahnung, wie du so viele Weiber gleichzeitig schaffst, Oliver«, sagte er bewundernd. »Kassierst die schönsten Frauen ein.«
Oliver runzelte die Stirn. »Nun macht doch daraus nicht so ein großes Ding.«
Er sah Luis scharf an. »Besonders dich meine ich damit. Keine Panik, ich will keinen Zoff; aber spätestens seit gestern Abend solltest du kapiert haben, dass Julia sich nicht für dich interessiert. Lass die Finger von ihr.«
Luis fiel es sichtlich schwer, sich zurückzuhalten. Schließlich sagte er aber nur: »Darum ging es mir überhaupt nicht, als ich Julia besuchte und das weiß sie am allerbesten.«
Er fing einen warnenden Blick von Tom ein und schloss: »Okay. Nicht meine Baustelle. Ich bin so weit. Soundcheck kann beginnen.«
Julia schwebte. Es war so gekommen, wie sie es gehofft hatte. Jetzt hatte sich doch alles, was sie für Oliver geopfert hatte, gelohnt.
Luis war selber schuld, dass Oliver sauer auf ihn war. Würde Tom Luis aus der Band feuern, wäre Julia die Letzte, die darüber traurig wäre. Warum hatte er sich auch zwischen sie und Oliver gedrängt. Sie hätten gute Freunde werden können, ein einziges Mal hatte sie sogar erwogen ihn zu küssen. Aber das war vorbei. Er war zu unberechenbar, einfach nur ein armseliger Kiffer. Er hatte gestern viele dumme Sachen zu ihr gesagt, damit sie sich schlecht fühlte und sie hatte sich dafür gerächt.
Oliver sollte sich wirklich noch einmal gründlich überlegen, ob er ausgerechnet mit UNDERGROUND auf Tournee gehen wollte.
Nachdem Luis gegangen war und sie Oliver nicht erreichen konnte, hatte sie die halbe Nacht mit unerträglichem Kopfweh wach gelegen und sich gefragt, warum er das Telefon ausgeschaltet hatte.
Seine Behauptung, dass Oliver in ein anderes Mädchen verliebt war, hatte sie beinahe verrückt gemacht. Zum Glück hatte sich jetzt herausgestellt, dass Luis das alles nur gesagt hatte, um sie gegen Oliver aufzubringen.
Sie war so froh, dass sie mutig genug gewesen war, Oliver zu suchen. Sie hatte ernsthaft befürchtet, dass er bei diesem Mädchen vom Zirkus war. Nur deshalb war sie überhaupt hinunter zum Fluss gelaufen.
Als sie Oliver alleine auf der Bühne liegen sah, war sie so erleichtert gewesen, dass sie beinahe geweint hätte. Aber als sie sich schließlich liebten, wusste sie, dass alles gut ausgehen würde.
30
O liver war unschlüssig, was er mit seiner Zeit anfangen sollte.
Bis das Konzert begann, waren es noch gut zwei Stunden. Der Platz vor der Freilichtbühne war schon voller Leute, selbst am Flussufer hatten sich Leute schon mit selber mitgebrachten Klappstühlen einen guten Ausblick auf die Bühne gesichert.
Eine Reporterin der
Weitere Kostenlose Bücher